P. S. Und was das Dankeschön für erwirtschafteten Unterhalt vieler Väter betrifft, so handelt es sich zwar im Gegensatz zu einer guten Erziehung als freiwillige Leistung um eine gesetzliche Pflicht. Aber auch dann sollte hierfür ein Dankeschön zum Vatertag angemessen sein, wenn Papa das von ganzem Herzen macht und nicht weil das Gesetz das den unwilligen Vätern befiehlt. Und solche verantwortungsbewusste Scheidungsväter gibt es sehr viele, was an dieser Stelle deshalb anzumerken ist, weil doch die Zahl der Männer, die am Vatertag besoffen mit dem Bollerwagen und ihren Kumpels durch die Gegend irren recht gering sein dürfte.

Ich würde mir jedenfalls für jedes Scheidungskind sehr wünschen, dass es sich von dem Klischee freimacht, dass der Vater nur eine gesetzliche Zahlstation wäre.

In diesem Sinne zeigt ein Dankeschön von einem jugendlichen Kind für Unterhalt auch, dass es frei denken kann und eine gewisse Reife erreicht hat, es als gutes Vorbild in unserer Gesellschaft handelt und sich nicht in kleinkarierten Mann-Frau-Klischees oder gar bewusstem Kleinreden des Unterhalts als "nur" gesetzliche Pflicht verheddert.

Und im Gesetz steht auch nicht geschrieben, dass man für Unterhalt zum Vatertag nicht Dankeschön sagen dürfte.

Weil Papa den Unterhalt auf Mamas Konto zahlt, ändert das auch nix daran, dass er den Unterhalt für sein Kind zahlt.

Es gibt nicht wenige Väter, die sich frustriert von ihren Kindern abwenden, weil sie achtlos wie Zahlmaschinen behandelt werden. Sowas kann sehr verletzten sein für Scheidungsväter, gerade dann, wenn noch anderer Zoff zwischen Mama und Papa gelebt wird.

So'n Dankeschön an den Zahlonkel kann deshalb vieles heilen, was Mama und Papa so während der Scheidung vielleicht achtlos zerdeppert haben.

Und weil du mit gutem Beispiel vorangehst und Reife zeigst, sagt man Dankeschön auch für sich selbst, einfach weil es einem selbst auch gut tut, gerade dann, wenn's viel Zoff gab.

Und einen Streit beginnt man nämlich an besten damit zu lösen, wenn man dem anderen erst mal sagt, was er Gutes für dich oder vielleicht für andere getan hat.

Und dafür kann ein Dankeschön am Vatertag eine sehr gute Gelegenheit sein.

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Hallo Luckygirl331,

Du schreibst, dass du keinen Kontakt zu deinem Vater hast und ihn auch nie wieder sehen willst. Es gibt Situationen, in denen diese Lösung die Beste für alle Beteiligten sein kann - auch wenn das die Ultima Ratio ist. Du schreibst auch, dass deine Mutter toxisch und ein komplexes Thema wäre und sie dir viel Leid angetan hätte und du Wut auf sie bekommen hast, nachdem du bereits einmal den Kontakt zu ihr abgebrochen hattest. Dein Kontaktabbruch hat dir also schon einmal etwas gebracht, nämlich dass du deine Wut spürst. Ich meine, dass es gut ist Wut zu haben. Wut ist ein guter Anfang eine konfliktreiche Situation verarbeiten zu können, sich mit der Situation auseinanderzusetzen die einen belastet und den Emotionen angemessen freien Lauf zu lassen.

Also war deine Trennung von deiner Mama schon mal gut, weil leerreich für dich. Aber jetzt willst oder wolltest du diese Trennung wiederholen und kommst so in einen Loop der Wut. Du stellst die Frage hier im Forum also vermutlich deshalb, weil du in diesem Loop bist und das ist das nicht gut für dich. Du willst ja deinen Frieden machen und nicht eine On-Off-Beziehung zu deinem inneren Ich.

Was aber macht man mit seiner ganzen Wut? Wut ist zunächst einmal eine geballte Ladung Energie und manchmal weiß man nicht so recht, wie man dieses Feuer bändigen kann. Manche starten mit Feuer die olympischen Spiele, andere machen Dummheiten damit. Wenn man Wut nicht bändigen kann, dann richtet sie sich manchmal gegen einen selbst. Und das wäre nicht gut für dich und deine Menschen um dich herum. Wut verbraucht sich nämlich sehr schnell als Signal der Enttäuschung gegenüber anderen Menschen. Wenn man nämlich einmal einem Menschen seine Wut entgegnet hat, dann bringt wiederholte Wut meistens nichts mehr. Entweder weil der andere Mensch nicht verstanden hat, warum man wütend ist oder weil man vielleicht selbst mit seiner Wut unrecht hat und nochmals nachdenken sollte. Wut wird also von seinem Empfänger als richtig oder unrichtig interpretiert und im schlimmsten Fall ignoriert. Du hast also deiner Mama einmal deine Wut gezeigt. Und du zeigst deiner Mama jetzt ein zweites Mal deine Wut, indem du den Kontakt erneut zeitweise abbrechen willst. Stell dir die Frage, ob der Loop etwas bringt.

Wenn sich Wut verbraucht, weil die andere Person die Ursache für die Wut nicht verstanden hat oder ignoriert, dann geht die zweite Wutäußerung ins leere und beim Wütenden macht sich Enttäuschung und das Gefühl der Verletztheit breit. Und genau diese Situationen können - um bei deinem Wortgebrauch zu bleiben - "toxisch" sein.

Als Vater möchte ich dir schreiben, dass es auch für Eltern sehr schmerzhaft sein kann, wenn man nicht der Elternteil sein konnte, der seinen Kindern die Liebe geschenkt hat, die alle Kinder haben sollten. Aber wir Eltern sind fehlbar und machen Fehler, so wie alle anderen Menschen auch. Und leider kann man das damit auch nicht entschuldigen. Vermutlich alle Scheidungen sind für Kinder sehr verletzend und viele Handlungen der Eltern mit Worten nicht zu fassen. Und manchen Menschen fällt es sehr schwer, das einzugestehen. Irgendwann einmal sind die Kinder groß und man steht als Elternteil vor der Tatsache, dass man seinen Kindern nicht die Kindheit schenken konnte, die man sich für seine Kinder gewünscht hat. Bei manchen Eltern machen sich Schuldgefühle breit und sie sind sich dessen bewusst, andere verdrängen diese Tatsache komplett. Wenn ich dir deshalb einen zweiten Rat geben darf, dann beobachte mal, ob deine Mutter über ihre Person und ihr Handeln selbstkritisch reflektieren kann. Wenn sie es nicht kann - was man mit genügend Zeit bei jedem Menschen testen kann - dann bleibt nur noch dein großes Herz und die Liebe zu deiner Mutter. Die Probleme die du mit ihr hast, wirst du dann nur mit dir selbst aushandeln können. Das fühlt sich dann für dich an wie eine Mauer, weil du die Gefühle eines Menschen nicht erreichen kannst, den du liebst.

Liebe zu seinen Eltern kann also auch bedeuten zu verzeihen, ohne dass man um Verzeihung gebeten wurde oder der Elternteil keine Besserung gelobt und dass dieser Mensch einfach weiter toxisch bleibt. Wir können also leider alle unsere Eltern nicht ändern, und das Dumme ist, dass wir uns auch nicht von ihnen scheiden lassen können. Und manchmal sind Menschen wirklich so toxisch, dass man besser auf Distanz liebt. Aber es ist die Königsklasse aller Eltern-Kind-Beziehungen, wenn ein Kind souverän über alle Macken seiner Eltern hinwegschauen kann. Und das wünsche ich dir das zu schaffen, wenn es notwendig sein sollte.

Wenn's geht, dann sprich dich mit deinem Daddy aus, auch wenn es noch so schwer fällt. Und du hast nicht ohne Grund von deinem Vater geschrieben, oder? Ein souveräner Umgang mit einem toxischen Elternteil ist jedenfalls nicht gut lebbar, wenn man als Kind zum anderen Elternteil wie du zu deinem Vater kategorisch keinen Kontakt halten will oder vielleicht nicht kann. Zugegeben hat dein Daddy in einer toxischen Situation Vorteile mit einer Scheidung, weil er die Situation fast vollständig verlassen kann. Er muss nicht mehr loyal zu deiner Mutter sein, du aber schon, wenn du Elternliebe willst. Dann nur noch die Mama zu haben, das ist natürlich ein höheres Risiko sie dann auch noch zu verlieren.

Toxische Menschen machen einem eine Beziehung zum anderen Elternteil eben nicht so leicht, bewusst oder unbewusst. Wer toxisch ist, der lebt in einem Monopol der Elternliebe leichter und muss sich mit Kritik weniger auseinandersetzen.

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