Psychologin ruft ohne mein Wissen meine Eltern an, was tun?

Hey,

Ich gehe seit fast einem Jahr wöchentlich zu einer Psychologin, meine Mama war einmal dabei. Allgemein habe ich kein gutes Verhältnis zu meiner Mama und aus vergangenen insgesamt drei Gesprächen weiß ich dass sie sich nicht ändern wird und habe dementsprechend auch kein Interesse mehr daran, dass sie mir hilft, dafür ist zu viel passiert.

Heute Abend klingelte bei uns das Telefon und meine Psychologin war dran. Ich war total überrascht, vor allem als sie mir dann sagte, dass sie gerne mit meiner Mama sprechen würde. Die Beiden haben dann über meine Geburt und frühe Kindheit geredet, die Psychologin meinte wohl zu Mama, dass ich in der Schule Unterstützung brauche und dass Mama doch bitte nochmal mit mir zusammen zu einem Termin erscheint. Zudem hat sie noch nach Papa nachgefragt, ob er inzwischen weiß, dass ich zum Psychologen gehe usw.

Für mich stellt sich jetzt die Frage warum sie das gemacht hat ohne mich vorher zu informieren, und vor allem warum sie so ein Gespräch veranlasst mit dem Wissen, dass ich solche Gespräche ganz und gar nicht gutheiße. Irgendwie weiß ich auch nicht, ob ich das als eine Art Vertrauensbruch ansehen soll und vor allem habe ich keine Ahnung, wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich will nicht, dass meine Mama meine Probleme aufs aktuellste kennt und ich will auch nicht nochmal so ein Gespräch mit ihr führen, es verändert eh nichts (wiegesagt das ist der erfahrungswert)

Könnt ihr mir vielleicht helfen, was sich meine Psychologin dabei gedacht hat, wie ich damit umgehen soll, und warum sie so ein Gespräch machen möchte..?

Falls es wichtig sein sollte; ich bin 16 Jahre alt

...zur Frage

Hallo blablabla375,

in erster Linie bewundere ich deinen Mut, dass du schon mit so jungen Jahren an dir arbeiten möchtest. Bei vielen Menschen ist ja die Psychotherapie bzw. der Beruf eines Psychologen/einer Psycholgin verpöhnt, obwohl diese Arbeit meiner Meinung nach neumordern als Persönlichkeitstuning bezeichnen könnte.

Ich schließe mich einigen Meinungen meiner Vorbeantworter an und möchte jedoch auch meine persönliche Kompetenzgrenze aufzeigen.

Ich kann dich aus persönlicher Sicht sehr gut verstehen und natürlich auch dieses Gefühl des Hintergehens nachempfinden. Ich würde mich in deiner Situation genauso fühlen. Immerhin bist du auf dem Weg erwachsen zu werden und bist in der Phase der Abnabelung von den Eltern.

Inwieweit man das rechtlich beutreilen kann/muss, dass die Psychologin ohne dein Wissen Kontakt mit deinen Eltern aufnimmt. Da spielt sicherlich das Nichtvorhandensein der Volljährigkeit eine Rolle. Aber im großen und ganzen solltest du definitiv das Gespräch mit deiner Psychologin suchen, um deine Gefühle, Ängste und Bedenken mitzuteilen. Kein Bock drauf zu haben, ist kein wichtiger Anlass. ;) Da du dich im Prozess des Erwachsenwerdens befindest, ist es enorm wichtig, dass du vor deiner Psychologin deinen Standpunkt klar machst und das alles nur in Absprache mit dir zu erfolgen hat. Denn immerhin geht es um dich und du gibst die Richtung vor. Aber es sei noch einmal gesagt, inwieweit die Eltern bei unter 18jährigen Personen in eine Psychotherapie involviert werden bzw. werden müssen/können, kann ich dir leider nicht sagen.

Was die Fragen rund um die Schwangerschaft deiner Mutter, deine Geburt und die ersten Jahre deiner Lebensphase angehen, kann ich dir sagen, dass diese Kenntnisse, soweit deine Mutter dabei total ehrlich ist, für deine Psychologin enorm wichtig sind. Es gibt genügend Fachliteratur dazu, dass bereits Ungeborene zwischenmenschliche Beziehungen zur Mutter aufbauen, zur/zum Zwillingsschwester/-bruder und genau registrieren bzw. fühlen ob sie bespw. gewollt waren/sind oder ob es zwischen den Eltern während der Schwangerschaft oft Streit gab. Diese Fragen deiner Psychologin könnten also wichtige Anhaltspunkte bringen, deine Psychotherapie effektiver zu gestalten und es eröffnet sich für sie der Werdegang deiner frühestkindlichen Erfahrungen, an die wir uns meist nicht bewusst erinnern können. Lediglich der Körper kann Signale aufgrund des Unterbewusstseins senden und meist sind dies negative.

Ob das nun ein Vertrauensbruch für dich ist, musst du mit deiner Psychologin aufjedenfall besprechen, wie ich bereits sagte. Ob das rechtlich verfolgt werden kann und dies eine Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht darstellt, kann ich dir leider nicht beantworten. Vielleicht findet sich hier noch jemand, der da genauer bescheid weiß.

Das Gespräch, zusammen mit deiner Mutter zu führen, finde ich nicht schlecht. Ich kann mir aber vorstellen, dassdir das sehr unangenehm ist und du vielleicht auch Wut in dir verpührst. Aber denk einfach daran, dass deine Mutter mit der Beantwortung der Fragen der Psychologin langfristig helfen kann. Und wenn deine Mutter von der Schwangerschaft erzählt, dass sie sehr viel Stress hatte o. ä., dann hilft das der Psychologin das Umfeld, welches das Ungeborene/Geborene unweigerlich vollständig ausgeliefert ist/war, viel besser zu verstehen. Es hilft dir also und du kannst somit verstehen, dass es dir helfen könnte.

Und denke bitte daran, dass es keine perfekten Eltern gibt und sie in ihrer Situation immer nur nach ihrem besten Wissen und Gewissen gehandelt haben.

Ich hoffe, dass ich dir ein wenig die Wut und den Ärger genommen habe und du weiter an dir arbeiten kannst. Dafür wünsche ich dir weoterhin viel Kraft und vor allem Mut.

Viele Grüße

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.