Ex-Freund zweiter Versuch?

Einmal so knapp wie möglich:

Ich war ungefähr 1,2 Jahre mit meinem Freund zusammen, bis ich mich Ende Oktober von ihm getrennt habe. Gründe dafür waren Meinungsverschiedenheiten was das Führen einer Beziehung angeht. Unteranderem wollte er z. B. auch nicht, dass ich mich mit meinen männlichen Freunden treffe. Ein anderes Thema war auch Sexualität, da er mich mal angefasst hatte, obwohl ich Nein sagte und das einfach unsere zukünftige Beziehung in dem Gebiet stark verändert hat.

Aufjedenfall nahm er Ende Dezember wieder Kontakt zu mir auf, den er zuvor abgebrochen hatte, da er aufkeinenfall mit mir befreundet sein wollte. Er schieb mir dann einen Brief, auf welchen ich ihm auch antwortete. Daraufhin arrangierten wir ein Treffen, um einfach noch einmal über alles zu reden. Das war schön und wir kamen uns auch näher.

Anfang Dezember lernte ich allerdings jemand anderes kennen, mit dem ich auch rumgemacht hatte und quasi am "kennenlernen" war. Dies erzähle ich meinem Ex-Freund dann auch. Daraufhin war er wirklich sehr wütend und warf mir Alles mögliche an den Kopf - meinte ich hätte "rumgehurt" während er die schlimmsten Monate durchgemacht hat.

Einerseits habe ich das Gefühl noch Gefühle für ihn zu haben und überlege, ob ich es gerne noch einmal mit ihm probieren würde (was er möchte), da ich mit auch irgendwie eine Zukunft mit ihm vorstellen kann. Andererseits fand ich die Beleidigung wirklich unverschämt und weiß auch nicht, ob es mit all den Problemen - insbesondere der Angst vor sexueller Interaktion mit ihm - überhaupt Sinn machen kann. Auch weiß ich nicht, ob meine Gefühle für ihn einfach nur von unserer extremen Vertrautheit voneinander kommen. Und da ist ja auch noch die Person die ich eig gerade kennenlerne..

Ich suche Rat.

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Entscheidend ist für mich dieser Teil deiner Schilderung:

Daraufhin war er wirklich sehr wütend und warf mir Alles mögliche an den Kopf - meinte ich hätte "rumgehurt" während er die schlimmsten Monate durchgemacht hat.

Ich erkenne darin die emotionale Basis für einen Stalker. Es muss natürlich nicht so kommen, aber ich sehe da eine sehr realistische Gefahr. Ich glaube, dass es am besten wäre, wenn du den Kontakt unmissverständlich abbrichst. Eine normale Freundschaft halte ich für ausgeschlossen. Dein Freund ist dafür emotional zu verstrickt und kann das nicht leisten.

Nach allem was du sonst geschrieben hast ("da er mich mal angefasst hatte, obwohl ich Nein sagte"), glaube ich auch, dass es ein zweiter Versuch zu einer toxischen Beziehung führen würde, die dir nicht gut tut und viel Kraft kosten würde.

Kein Respekt vor deinem "Nein" + hochemotionaler Angriff (er ist das arme Opfer, du bist schuld) => sehr, sehr große Warnzeichen.

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Anders als hier teilweise behauptet kann man natürlich jemanden zweimal wegen der selben Straftat anzeigen. Anzeigen kann man also durchaus mehrfach, solange es nicht missbräuchlich geschieht.

Die eigentliche Frage ist, was mit der Anzeige passiert. Tatsächlich ist es so, dass in bestimmten Fällen Strafklageverbrauch eintritt. Es kann also nicht erneut Anklage erhoben werden. Anzeige und Anklage sind jedoch zwei paar Stiefel.

Strafklageverbrauch tritt ein als

unbeschränkter Strafklageverbrauch bei

  • Sachurteil über dieselbe prozessuale Tat,
  • Prozessurteil über dieselbe prozessuale Tat (§ 260 Abs. 3 StPO), falls darin von einem unbehebbaren Verfahrenshindernis ausgegangen wird

beschränkter Strafklageverbrauch bei

  • Einstellung nach § 153a Abschnitt 1 Satz 5 StPO mit Auflagenerfüllung (Täter-Opfer-Ausgleich)
  • erfolgloser Klageerzwingung
  • Ablehnungsbeschluss bezüglich Verfahrenseröffnung (§ 211 StPO) ("Ist die Eröffnung des Hauptverfahrens durch einen nicht mehr anfechtbaren Beschluß abgelehnt, so kann die Klage nur auf Grund neuer Tatsachen oder Beweismittel wieder aufgenommen werden.")
  • Erlassablehnung eines Strafbefehls durch den Richter (§ 408 Abs. 2 StPO)
  • Absehen von Verfolgung
  • Einstellung nach § 153 Abschnitt 2 StPO (Absehen von der Verfolgung bei Geringfügigkeit nach bereits erhobener Klage)

Diese Fälle liegen nicht vor, wenn der Staatsanwalt - wie von dir dargestellt - mangels Beweisen erst gar keine Anklage erhebt, die Sache das Gericht also gar nicht erreicht hat.

Es ist demnach davon auszugehen, dass wegen dieser Sache erneut Anzeige erstattet und auch Anklage erhoben werden kann.

Aber wenn es materiell nichts Neues gibt, dürfte das Resultat immer noch das gleiche sein.

Vor allem solltest du es aber lassen, Anschuldigungen gegen die Mutter bei anderen als den offiziellen Strafverfolgungsbehörden zu erheben, denn das könnte dann ein Fall von (strafbarer) Übler Nachrede sein. Wegen übler Nachrede nach § 186 StGB kann man sich strafbar machen, wenn man herabwürdigende Tatsachen über eine andere oder einen anderen gegenüber Dritten behauptet oder verbreitet, die geeignet sind, diese oder diesen in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, sofern diese Tatsachen nicht erweislich wahr sind. (siehe hier)

Je nachdem wie lange die Tat zurückliegt, könnte sie auch bereits verjährt sein. Allerdings wurden die Verjährungsfirsten bei Sexualstraftaten gegen Kinder durch ein Ruhen der Verjährung faktisch immer weiter hinausgeschoben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tat nicht verjährt ist, ist also ziemlich hoch.

Ich habe damals als 7-8 Jähriger angeboten bekommen an ihrer Brust zu saugen. Habe aber abgelehnt. Ihre Tochter, die in meinem Alter war hat es mir erzählt und gesagt ich könnte das auch, oder ich wollte es, darauf sind wir zu ihr.
Ist das ein Beweis?

Es ist möglicherweise eine eigenständige Tat. Ein Kind zu sexuellen Handlungen zu bestimmen ist auch strafbar. Wie "dazu bestimmen" konkret ausgelegt wird, ist mir aber nicht klar.

Wenn es keine Tat ist, ist es jedenfalls ein Handlungsmuster, das ein Indiz ist. Es kann auch gut sein, dass es andere gibt, die das Handlungsmuster bestätigen können (z.B. weil sie das gleiche Angebot bekommen und abgelehnt oder angenommen haben). Die Tochter könnte es und vielleicht hat sie als "Mittelsperson" auch andere Kinder eingeladen / einladen müssen, die dann ebenfalls das Handlungsmuster bestätigen könnten. Aussagen muss die Tochter übrigens nicht. Sie hat ein Zeugnisverweigerungsrecht.

Vielleicht kann ich die Familie doch noch in den Knast bringen für alles schlimme was sie getan haben.

Eine Familie bringt man nicht in den Knast. Sippenhaft gibt es in Deutschland nicht.

Was ist "alles schlimme" ?

Geht es überhaupt um den Missbrauch oder gibt es andere Gründe dafür, dass du glaubst, die Familie hätte es verdient in den Knast zu kommen? Gibt es noch ein anderes Unrecht, für das du diese Familie zur Rechenschaft ziehen willst?

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Was ist da geschehen?

Hormone und Neugier haben sich Ausdruck verliehen.

Damals wusste ich nicht wie falsch das war. Ich war nicht genug darüber aufgeklärt.

Ich finde das nicht besonders schlimm. oder falsch.

Etwas problematisch ist der Geheimnischarakter ("Sie sagte wiederholt, dass wenn meine Mutter ins Zimmer kam, wir so tun müssten als schliefen wir"). Es gab aber (wenn deine Schilderung vollständig ist) keine Drohungen und keinen Zwang. Der Geheimnischarakter ist aus meiner Sicht vor allem der verklemmten Erwachsenenwelt geschuldet und entschuldbar.

Dass du es damals nicht schlimm gefunden hast, liegt nicht an mangelnder Aufklärung. Es liegt an Pseudo-"Aufklärung", dass du es heute schlimm findest, bzw. deshalb Zweifel hast. Ekel und Vorurteile sind erlernt.

Wenn du damals kein Problem mit dem hattest, was vorgefallen ist, hilft es dir nicht, wenn du es nun nachträglich zum Problem erhebst.

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Ja, man kann durch sexuellen Missbrauch ein Trauma bekommen. Es muss aber nicht zwangsläufig so kommen.

Hier einige Zitate aus einem Interview mit Michaela Pfundmair (Prof.in für Sozialpsychologie an der LMU München), erschienen in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG am 19. Januar 2018:

Als beste Schutzfaktoren bei sexuellen Übergriffen hat sich in der Forschung unter anderem herauskristallisiert, zu Kontrollüberzeugungen zu gelangen, Optimismus beizubehalten, wichtige Bindungen aufrechtzuerhalten - aber auch so etwas wie die externale Attribution der Schuld, also sich klar zu machen, dass man selbst nicht für das Geschehene verantwortlich ist. Natürlich sind auch Psychotherapien eine Möglichkeit. Vielleicht aber haben viele der Betroffenen keine "seelische Erschütterung" erfahren. Dann sollte man das auch nicht weiter aufbauschen.
Wenn wir wieder zurück zu den Befunden zum sexuellen Missbrauch gehen, finden Studien natürlich eine stärkere Ausprägung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Opfern als bei Nicht-Opfern. PTBS ist eines der häufigsten Symptome nach sexuellem Missbrauch. Auch Ängste, Verhaltensstörungen und ein geringes Selbstwertgefühl gehören zu häufigen Symptomen. Aber es gilt wieder: Es ist absolut zu verneinen, dass notgedrungen eine psychische Störung zu Tage tritt.
Eltern sollten ein offenes Ohr haben, wenn ihre Kinder darüber sprechen wollen, sie aber keinesfalls dazu drängen, etwas zu sagen. Vor allem, wenn noch Ermittlungen oder eine Verhandlung im Raum stehen, ist das problematisch, da allein schon eine bestimmte Erwartungshaltung, die man einer Person entgegenbringt, Erinnerungsverfälschungen verursachen kann. Wichtig ist vor allem, Kindern eine sichere Basis zu verschaffen. Zentral wäre, Unterstützung und, vor allem Sicherheit, zu vermitteln. Also die Kinder darin zu stützen, dass sie trotz dieser Erfahrung Kontrolle über Situationen haben können und ein übermäßiges Misstrauen im Alltag nicht notwendig ist.
(...) es gibt Forschung zu den langfristigen Folgen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger. Tatsächlich kann Missbrauch in der Kindheit das Risiko für eine Vielzahl psychischer Störungen erhöhen - aber: die Zusammenhänge sind im Allgemeinen schwach bis mäßig ausgeprägt. Das heißt, Missbrauch ist nur ein unspezifischer Risikofaktor. Der Anteil symptomfrei bleibender Betroffener wird auf etwa 40 Prozent geschätzt. Ob es Viktimisierungsfolgen gibt oder nicht, liegt unter anderem an der Missbrauchserfahrung selbst - der Schwere, Dauerhaftigkeit, Täter-Opfer-Beziehung und an verfügbaren Bewältigungsressourcen sozialer und personaler Art.

Aus meiner Sicht ist auch ganz wichtig, dass auch jemand, der einen Missbrauch erlebt hat, und dadurch ein Trauma erlitten hat, nicht lebenslang darunter leiden muss.

Es gibt sogar etwas, dass sich posttraumatisches Wachstum nennt.

Aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel:

Posttraumatisches Wachstum ist eine Bezeichnung in der Psychologie. Zu posttraumatischem Wachstum kann es nach einer traumatisierenden Situation kommen.
Der Begriff „posttraumatisches Wachstum“ (engl. posttraumatic growth) stammt von Richard G. Tedeschi und Lawrence G. Calhoun. Während sich die Klinische Psychologie traditionellerweise mit der Erforschung psychischer Störungen beschäftigt (Posttraumatische Belastungsstörung, Posttraumatische Verbitterungsstörung), steigt seit den 1990er Jahren das Interesse der Traumaforschung an positiven Traumafolgen, auf die bereits 1963 Viktor Frankl hingewiesen hat.
George Bonanno, Professor an der Columbia-Universität, geht davon aus, dass posttraumatisches Wachstum nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Nach seinen Studien sind 60 – 80 % der Menschen, die eine tiefgreifende Krise durchlebt haben, dadurch langfristig zufriedener und stärker geworden. Diese schmerzvollen Rückschläge und Erfahrungen verschaffen nach Ansicht des britischen Psychologen Martin Phillips der betroffenen Person Klarheit, was sie tatsächlich will und v. a., was sie tatsächlich braucht. Dadurch kann sie authentischer und glücklicher leben.
Der Psychologe Richard G. Tedeschi, der als Professor an der UNC Charlotte lehrt, hat zusammen mit seinem Team 5 Bereiche des posttraumatischen Wachstums herausgearbeitet:
Intensivierung der Wertschätzung des Lebens: Der durch das traumatische Erlebnis ausgelöste Reifungsprozess führt zu einer Veränderung der Prioritäten. Die Bedeutung der kleinen, alltäglichen Dinge nimmt zu. Materielle Dinge verlieren an Wert, persönliche Beziehungen gewinnen an Wert.
Intensivierung der persönlichen Beziehungen: Das traumatische Ereignis hat einen Teil der alten Beziehungen zerstört. Die überlebenden Beziehungen („in der Not erkennt man die wahren Freunde“) werden intensiviert. Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit zur Empathie zu. Traumabetroffene Personen empfinden ein erhöhtes Mitgefühl mit anderen, vor allem mit notleidenden Menschen.
Bewusstwerdung der eigenen Stärken: Gerade durch das Bewusstwerden der eigenen Verletzlichkeit wächst auch das Gefühl der inneren Stärke. Man weiß nun, dass zwar die Sicherheit im Leben jederzeit angreifbar ist, aber auch, dass man die Folgen schlimmer Ereignisse meistern kann.
Entdeckung von neuen Möglichkeiten im Leben: Nachdem alte Ziele zerbrochen bzw. entwertet wurden, sucht man nun nach neuen Zielen und Aufgaben. Dies kann mit einem Berufswechsel oder mit intensivem sozialen Engagement verbunden sein.
Intensivierung des spirituellen Bewusstseins: Das durch das traumatische Ereignis herbeigeführte Grenzerlebnis wirft existenzielle Fragen auf. Die daraus resultierenden Reflexionen über den Lebenssinn und / oder über Gott können zu einer größeren spirituellen Erkenntnis und zu größerer inneren Zufriedenheit führen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass aus einem Verlust ein Gewinn entsteht. Die Traumabetroffenen erkennen die im Leben angelegten Paradoxien (z. B. Verletzlichkeit und Stärke). Diese führen zu dialektischem Denken und damit zu einem Zugewinn an Reife und Weisheit. Richard G. Tedeschi geht davon aus, dass bis zu 90 Prozent von Trauma-Überlebenden mindestens einen Aspekt des posttraumatischen Wachstums erfahren.

Nur weil es die Möglichkeit von posttraumatischem Wachstum gibt, macht das aus einem Trauma natürlich noch langes nichts Positives. Ich möchte mit meinen Zitaten nichts beschönigen.

Aber: die Zukunft gehört dir. Auch jetzt noch.

Du kannst nach ein glückliches, zufriedenes, selbstbestimmtes Leben führen. Vielleicht musst du erst noch dahinfinden und vielleicht ist es nun etwas schwerer geworden als es ohne die Missbrauchserfahrung geworden wäre. Aber es ist nicht mehr als ein Hindernis. Es macht den Weg weiter, aber es verhindert nicht, dass du deine Ziele erreichen kannst und vielleicht macht dich die Anstrengung es zu überwinden sogar noch stärker.

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