Ich hab das Gefühl, dass diese Frage eine sinnvolle Beantwortung bedarf, denn der Unterschied ist durchaus relevant! Und trotzdem ist der Unterschied ziemlich banal:
"linksliberal" basiert auf politisch linker und "rechtsliberal" auf politisch rechter Vorstellungsgrundlage.
Generell begründen Liberale ihre starke Idealisierung der hervorgehobenen individuellen Freiheit und unabhängigen eigenen Identität als auch die Hervorhebung von beidem über das Ergehen der Gemeinschaft / gemeinschaftlichen Identität aus der Unzufriedenheit mit Freiheitskonzentration (von betroffenen "Freiheitsarmen" subjektiv auch als Unfreiheit wahrgenommen) oder der Verwehrtheit eigener Freiheitsausreizung heraus. In westlichen liberalen Anschauungen stehen überwiegend Bestrebungen nach Negativer Freiheit (= Freiheit verstanden als die eigene Freisetzung von etwas, von Zwängen, Regeln, Pflichten, Institutionen und (sozialen) Abhängigkeiten) im Fokus, weniger Positive Freiheit (= Befähigigung/Ermöglichung zu etwas, z.B. Rechte, Ausübungsmöglichkeiten, Mittelhaftigkeit). (Je liberaler die Position, desto stärker werden erfahrungsgemäß Freiheit bewusst als gut und deren Einschränkungen bewusst als schlecht pauschalisiert).
Rechtsliberalismus allerdings allein auf Nationalliberalismus (Souveranität der Nation) zu reduzieren, ist ein bisschen zu kurz gedacht. Im Umgang mit Freiheitskonzentration lassen sich beide Richtungen gut einteilen:
linksliberal:
sieht Freiheitskonzentration an sich als Problem an und Regulierung als ein Mittel, diese zu vermeiden und effiziente Freiheitsnutzung bereitzustellen. Der Linksliberalismus folgt dem linkspolitischem Paradigma, alle - auf unterschiedlich anwendbaren Ebenen - gleich zu stellen (oder alle tendenziell undifferenziert (bzw. deontologisch) gleich(berechtigt) oder gleichgewillt für etwas zu sehen).
Beispiele für Linksliberalismus:
Feminismus (in gemäßigter nicht-sexistischer Ausprägung), tendenzielle Gleichstellung Tiere mit Mensch, zumeist vorsichtig eingeschränkter Kapitalismus (Keynesianismus und Sozialstaat z.B.) -> gemäßigter Wirtschaftsliberalismus (da ich Wirtschaftsliberalismus eigentlich weiter verstehe und zwar als liberales Wirtschaftsmotiv, statt nur Laissez-Faire.)
rechtsliberal:
tendieren in Richtung der Idealisierung der Selbstregulierung (die Vorstellung des Waltens ungeregelter Natürlichkeit) bzw. die Anschauung einer Selbstgerechtigkeit von Freiheit. Rechtsliberal sieht durch Handlungsfreiheit erzeugte Wohlstandsunterschiede und eigene kämpferische Durchsetzung gegenüber anderen (unter bestimmten eigenen Vorbedingungen) als durch Freiheit legitimiert an. Bei Rechtsliberalen ist die Vorstellung von Allgemeinwohl eher unabhängig vom Ergehen der Individuen und betrachtet eher die Gesamtheit von allen Individuen als eines, sodass große Reichtumsunterschiede aufgrund besserer Ausreizmöglichkeit/Allokation für eine ingesamt höhere Wirtschaftsleistung als legitim/erwünscht gesehen werden und zumeist damit auch via Trickle-Down-Theorie eventuell positive Auswirkungen als Rechtfertigung verbunden werden (das wird meistens nur theorieintern erwähnt oder impliziert, weil man mit dieser offenen Ansicht nämlich nicht wirklich Anhänger finden würde, um die neoliberale Dogmatik der Abhängigkeit der Demokratie von Kapitalismus
aufrecht zu erhalten).Dadurch stellen viele Menschen hauptsächlich nur fest, dass der Rechtsliberalismus eher unsozial im Vergleich zum Linksliberalismus veranlagt ist, was offen eingestehende (Rechts)Liberale auch als gut oder ok befürworten - da diese zumeist unter "sozial" sogar etwas anderes oder ökonomisches Verstehen (z.B. die ursprüngliche Angst vor der "sozialen" Marktwirtschaft, findet man vielleicht noch im Wikipedia-Artikel dazu).
Neuerdings ist das
rechtsliberale Spektrum auch durch die AFD erweitert worden, welche auf
mich allerdings eher "rechts-liberal" (rechts und liberal) wirkt als
"rechtsliberal" (liberal in rechtspolitischer Denkweise) ist.
Beispiele für Rechtsliberalismus:
Wirtschaftsliberalismus
bzw. Kapitalismus, Nationalliberalismus und Libertarismus. Die
Forderung eines gänzlich freien Marktes lässt sich - bei allgemeinem
Verständnis der Bedeutung davon - eigentlich nur in den Libertarismus
einordnen, da diese Forderung der Überstellung ökonomischer
(Pareto-)Effizienz (-> Allokation) über das Ergehen der Menschen/der
Umwelt hauptsächlich ein deontologische Grundlage eines allgemeinen Freiheitsprinzip hat.
Der Liberalismus selbst ist an sich eine Anschauung, die im philosophischen (Werte-)Individualismus gründet und damit explizit die Vorstellung des Lebens in Überstellung von Eigennutz und mitselbstfokussierenden Lebensideal vertritt. (Da sich Individualismus übrigens nicht intersubjektiv auf Sozialverbände differenziert anwenden lässt ohne das Ideal zu gefährden sondern einem strikte Handhabung bedarf, weil die idealisierte Vorstellung jedes Individuums unabhängig und ohne uneigennützlicher Gemeinwohl-Interesse sieht, ist aus meiner Sicht eine echte politische Mitte in Ausgeglichenheit mit Individualismus eher unmöglich.)
Zum Libertarismus: eine - teils auch von sich aus so verstandene - radikalliberale Position, welche Negative Freiheit als absolutes philosophisches Ideal sieht, ähnlich wie Hedonisten die Lust an sich, wo Freiheit nicht als Mittel für sondern als Ziel menschlicher Bestrebungen gesehen wird, wobei Libertarismus sich von Anarchie durch einen minimalistischen Laissez-Faire-Staat kennzeichnet und sehr kapitalistisch veranlagt ist.
Ein Unterschied ist z.B., das Rechtsliberale Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA unterstützen und Linksliberale nicht. Vor allem sind auch nur die Exportwirtschaft und die Reichen/Vielverdiener an den Freihandelsabkommen interessiert.
Politische Standpunkte sind in der Regel allerdings nie völlig rechts- oder
linksliberal, sondern eher eine Mischung. Z.B. die CDU ist wirtschaftlich rechtsliberal, politisch auch eher linksliberal geworden.
Die FDP ist übrigens ein umstrittenes Thema. Als Wirtschaftsliberale bei meiner wirtschaftlichen Theoriekenntnis würde ich die FDP deutlich rechtsliberal einordnen und vor allem deshalb, da sie tatsächlichen einen altertümlichen klassischen Liberalismus (klassische Nationalökonomik) vertreten (einer der wichtigsten Begründer der klassischen Nationalökonomik und des Wirtschaftsliberalismus - Adam Smith - war ein buchstäblicher Egoist und hat Egoismus zur wirtschaftlichen Moral erklärt), wobei sich die FDP aber selbst als "linksliberal" bezeichnet und einen "sozialen Liberalismus" durch ihr Programm vertreten würde (die Partei wollte nach ihrer unglücklichen teils rechtsextremen Vergangenheit schließlich auch an Wählerstimmen gewinnen). Ich bin mir aber grad nicht so sicher, in wie weit die Umweltmaßnahmen der FDP nicht auf orthodoxen ETS-Annahmen basiert.