Die religiöse Vorstellung, dass Gott Leid zuläßt gründet sich auf einen persönlichen, vermenschlichten Gottesbegriff, der davon ausgeht, dass "Gott" wie ein menschliches Wesen strukturiert sei und eingreifen könnte, müsste, sollte, ganz wie es uns beliebt.
Die spirituell relevanten Texte der Bibel zeigen hingegen, dass das, was "Gott" genannt wird, viel eher ein universales Prinzip ist, das immer so ist wie es ist und nicht so ist, wie wir es uns vorstellen. Das war ja die Erkenntnis des Mose in der Geschichte vom brennenden Dornbusch, wo ihm klar wurde, dass Gott das "Ich Bin der Ich Bin" ist.
In bezug auf Leid könnte das bedeuten: Das göttliche Prinzip ist unveränderlich (immer das Ich bin), unabhängig von unserer Erfahrungswelt; wir aber müssen uns ändern, wenn wir Leid erfahren haben und es überwinden oder abwenden möchten.