Schon lustig: Der Geist denkt über sich selbst nach und sagt: mich gibt es nicht!
Weil Gott das Prinzip, Liebe ist. Es kann nicht anders, weil es immer LIebe ist -, unabhängig von dem, was die (sterblichen) Menschen so tun und treiben.
Es gibt unter anderem auch die sogenannte "Scofield-Bibel", ebenfalls mit vielen wie ich finde guten Kommentaren die helfen, den historischen Kontext als auch die symbolische Bedeutung vieler Bibeltexte und Figuren tiefer zu verstehen.
Natürlich ist jeder Bibelkommentar von dem weltanschaulichen Hintergrund des Autors subjektiv gefärbt, aber das ist ja klar.
Die kommentierte Scofield-Bibel gibt es auch auf deutsch bei Amazon. Im Internet findest du hier Näheres: https://de.wikipedia.org/wiki/Scofield-Bibel
Vor allem die wörtliche Bibelauslegung unterscheidet nicht zwischen "Gott" an sich und dem Gottesbild, dass sich die verschiedenen Bibelgenerationen gemacht haben.
Während "Gott" als der "Ich bin der Ich bin" immer derselbe dasselbe geblieben ist, hat sich das Gottesbild im Laufe der Zeit, in der die biblischen Texte geschrieben worden sind, stark verändert beziehungsweise verfeinert.
Gerade die Abraham-Geschichte will ja zeigen, wie Abraham sein falsches Bild von "Gott" als jemandem, der den Menschen versucht und ein Menschenopfer verlangt, überwindet und zu der Einsicht kommt, dass "Gott" kein "Fürchte-Gott" oder Versucher sein kann, sondern der liebende Vater "vieler Nationen" ist. So gesehen zeigt die Abraham-Geschichte einen Bewusstseinsprozess auf.
Im Neuen Testament hat sich das Gottesbild dann noch sehr viel weiter entwickelt, bis hin zu Johannes, der "Gott" nicht mehr als ein persönliches Wesen verstand, sondern als den "Logos" - eine abstrakte Sichtweise, die vielen auch heute noch zu schaffen macht. Sie wollen lieber bei einem veralteten Gottesbild bleiben.
Bin zwar weder Theologiestudent noch Lutheraner, soviel weiß ich aber: Die Sieben und die Vier sind von besonderer Bedeutung. Die Bibel beginnt mit dem 7tägigen Schöpfungsbericht und endet mit der vierseitigen Heiligen Stadt.
Die 12 ist oft ein Symbol für die 12 Stämme Israel, im erweiterten Sinn ein Symbol für die ganze Menschheit.
Über die Zahlensymbolik (nicht etwa Zahlenmystik) ließe sich ein ganzes Buch schreiben, das ist in ein paar Zeilen nicht zu beantworten.
Was meines Erachtens leider zu oft übersehen wird: Die Bibel hat zwei Schöpfungsberichte. In dem ersten Schöpfungsbericht wird der Mensch als das Bildnis des Gleichnis geschaffen. Im zweiten Schöpfungsbericht, dem Adam- und Eva-Mythos, wird der Mensch aus Staub erschaffen und aus dem sogenannten Paradies vertrieben.
Die beiden Schöpfungsberichte entwickeln zwei unterschiedliche Menschtypen. Den unsterblichen Menschen und den Sterblichen. Die Kirchen und viele andere setzen beide Mensch-Konzepte gleich und glauben, der geistige Mensch (das Bild und Gleichnis des Geistes) sei identisch mit dem aus Lehm geschaffene sterbliche Mensch.
Nicht so Paulus. Er meinte, dass es im Leben darum geht, den neuen, rein geistigen Menschen Schritt für Schritt in sich zu verwirklichen und den alten Menschen (den Sterblichen) Schritt für Schritt hinter sich zu lassen.
Die kirchliche Welt nimmt den Vers fast immer wörtlich und postuliert, dass man nur durch den persönlichen Glauben an Jesus "zum Vater" kommt.
Jesus könnte aber eher gemeint haben, dass die Menschen dann geistig Fortschritte machen, wenn sie dem Christus-Vorbild in ihrem eigenen Leben wahrhaft nachfolgen.
Wie könnte man das tun? Indem man die Wahrheit, die von Jesus in der Bergpredigt postuliert wird, zur eigenen Lebenswahrheit, also zur eigenen Lebesmaxime macht.
Die religiöse Vorstellung, dass Gott Leid zuläßt gründet sich auf einen persönlichen, vermenschlichten Gottesbegriff, der davon ausgeht, dass "Gott" wie ein menschliches Wesen strukturiert sei und eingreifen könnte, müsste, sollte, ganz wie es uns beliebt.
Die spirituell relevanten Texte der Bibel zeigen hingegen, dass das, was "Gott" genannt wird, viel eher ein universales Prinzip ist, das immer so ist wie es ist und nicht so ist, wie wir es uns vorstellen. Das war ja die Erkenntnis des Mose in der Geschichte vom brennenden Dornbusch, wo ihm klar wurde, dass Gott das "Ich Bin der Ich Bin" ist.
In bezug auf Leid könnte das bedeuten: Das göttliche Prinzip ist unveränderlich (immer das Ich bin), unabhängig von unserer Erfahrungswelt; wir aber müssen uns ändern, wenn wir Leid erfahren haben und es überwinden oder abwenden möchten.
Johannes der Täufer stand der eigenen Methode der rituellen Taufe durchaus kritisch gegenüber:
"Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker
denn ich, für ihn bin ich nicht gut genug, ihm die Schuhe zu tragen;
der wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer [ = Gewissen] taufen." (Matthäus 3:11)
Bevor man sich also für eine rituelle Taufe für einen Nachkommen entscheidet, könnte man sich selbst fragen:
- Was ist der geistige Sinn der Taufe? Bin ich auch in diesem Sinn getauft oder bin ich ein "Nenn-Christ"?
Der 3. Seligpreisung der Bergpredigt kann man entnehmen, dass nach dem Verständnis des Neuen Testaments das Gegenteil der Fall ist.
Dort heißt es: "Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben."
Die "Sanftmütigen" -, gemeint sind die Selbstlosen, also "ich-befreiten" Menschen.
Das Symbol "Land" steht für die Heimat oder Bestimmung des Menschen und so könnte man im modernen Deutsch die 3. Seligpreisung so interpretieren:
Glücklich sind die Selbstlosen, denn sie werden ihre (höhere) Bestimmung finden.
Insofern viele Menschen an den Zufall als Schicksalsmacht glauben lautet die Antwort: Ja! Ob dieser Glaube richtig ist, ist eine ganz andere Frage.
Sinnvoller finde ich die Frage in welchem Verhältnis sich die biologische Evolution zur geistig-kulturellen Evolution verhält.
Beispielsweise unterscheidet sich das Genmaterial des Homo Sapiens kaum von seinen "Vettern", beispielsweise den Schimpansen.
Die geistig-kulturelle Differenz beider Spezies allerdings ist enorm.
Jene Religion kommt der Wahrheit am nächsten, die "Gott" nicht mehr als eine Person ansieht und stattdessen anfängt zu verstehen, dass das, was "Gott" genannt wird, ein allumfassendes Prinzip ist.
In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied. Offenbarung und Erfahrung sind zwei Aspekte eines Prozesses.
Man sieht es deutlich anhand der geistesgeschichtlichen Evolution der Bibel.
- Im Alten Testament lief alles auf die Selbst-Offenbarung des göttlichen Wesens als das Ich Bin der Ich Bin hinaus.
- Die Propheten leiteten daraus ein Lehrgebäude ab.
- Jesus zeigte mit der Bergpredigt, wie das Gesetz (die Offenbarung) und das Lehrgebäude der Propheten im Alltag gelebt, also erfahren werden kann. Daher konnte er die Offenbarung und die Propheten mit der goldenen Regel in einem einzigen Satz (!) zusammenfassen (Matthäus 7,12):
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten."
Die Offenbarung wird also zum Maßstab oder zur Grundlage des Handelns, was zu einer anderen Erfahrung führt, als wenn man sie nicht befolgt.
Der spirituelle Kern eines jeden Menschen, Paulus nannte ihn den (göttlichen) "Rest", überlebt, und zwar unabhängig von Glaube, Weltbild und den guten oder schlechten Taten. So etwas wie ewige Verdammung gibt es nicht.
Die Genesis macht grundsätzlich überhaupt keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Er schuf sie (den Menschen an sich) männlich und weiblich.
Darüber hinaus gibt es ganz wunderbar gezeichnete Frauengestalten in der Bibel: Hanna, Rebekka, Rahel, Maria Magdalena und viele, viele andere.
Jede einzelne Frauengestalt ist mit einer Story verbunden, die sich insbesondere die nicht immer starken und klugen Männer zu Herzen nehmen könnten.
Die Bibel will symbolisch gelesen werden. Dann klärt sich vieles. Nicht alles, was in der Bibel steht ist Gottes Wort. Nicht alles, was du sagst und wie du es sagst, ist klug.
Die spirituell relevanten Texte des Alten Testaments bilden die Verständnisgrundlage für das Neue Testament. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
- Man wird die Gleichnisse Jesu nicht ohne den symbolischen Grundwortschatz, den schon die Genesis bringt (Licht, das Gute, Gras, Baum, Fische etc.), nicht verstehen können.
- Auch die Ich Bin - Worte Jesu lassen sich erst durch die Selbst-Definition Gottes in der Geschichte vom brennenden Dornbusch deuten.
Das Alte Testament läßt sich ohne weiteres als eine Bewusstseinsgeschichte deuten, die der Mensch individuell "durchlaufen" muss, will er zu den progressiven Einsichten des Neuen Testaments durchstoßen. Es bringt die Basisideen, von denen das Neue Testament dann die lebenspraktische Anwendung zeigt.
Aus meiner Sicht die wichtigste Stelle überhaupt ist die fünfte Seligpreisung: "Gesegnet sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen (Matthäus 5,7)."
- Sie löst das alte Kausalgesetz auf: Barmherzigkeit heißt, auch ohne Grund, also bedingungslos geben zu können.
- Sie erläutert das biblische Gesetz der Multiplikation: "Wer da hat, dem wird gegeben (siehe auch "Speisung der 5000" - Mattht 14,13-21
- Sehr ausführlich wird dieses Postulat im Gleichnis vom "barmherzigen Samariter" illustriert. (Lukas 10, Vers 30 ff)
- Die fünfte Seligpreisung kann als eine Art Resonanzgesetz gesehen werden. Die Barmherzigkeit eines Menschen kommt auf ihn zurück.
Der Begriff "Barmherzigkeit" könnte in moderner Sprache mit "Empathie" übersetzt werden. Professor Jeremy Rifkin hat ein ganzes Buch darüber geschrieben: "Die empathische Zivilisation". Er meint, dass Barmherzigkeit oder Empathie der eigentliche Motor des Fortschritts in der menschlichen Gesellschaft ist.
Bewusstsein entsteht durch Erfahrung. Leben ist ein bewusstseinsbildender Prozess.