Hallo Milena,
Dasselbe, was du tust, mache ich auch sehr gerne. Ein nicht ganz nutzloses Werkzeug sind ein Charaktertests. Dabei sind die verschiedenen Lösungen das wichtigste. Ein ausgezeichneter Charaktertest findet sich auf http://charaktertest.net/ und ist kein Mädchenkram, sondern behandelt die 16 Myer Briggs Persönlichkeiten.
Persönlichkeiten werden dabei unterschieden in
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Motivation (innenorientiert - außenorientiert)
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Wahrnehmung und Verarbeitung (sensorisch - intuitiv)
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Entscheidung (denken - fühlen)
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"Lebensstil" Wort ist meiner Meinung nach nicht so gut getroffen (spontan - planmäßig)
Aber es geht hier um das Erstellen von Charakteren, richtig? - Wie du bereits angedeutet hast, müssen die Charaktere unterschiedlich sein. Das sehe ich genauso. Wenn zwei Charaktere, beide den selben Job in der Geschichte übernehmen können, streiche ich einen von ihnen. Schlau wäre es natürlich Gegenpole zu entwickeln. Diese müssen nicht unbedingt eine Protagonist - Antagonist Beziehung haben, sondern können sich auch ergänzen.
Natürlich sind die Persönlichkeitstypen nicht das einzige worauf sich Menschen beziehen: Schließlich gibt es noch den Namen, das Geschlecht, das Alter, das Styling, die Vergangenheit, das soziale Umfeld (Freunde - Feinde), die körperliche Konstitution, die geistige Auffassungsgabe, das Selbstbewusstsein, Gewohnheiten, Hobbies und die Entwicklung, die der Charakter durchlaufen wird.
Das war jedoch auch nicht alles. Charaktere brauchen Wiedererkennungswert. Leser sollen sich an den Charakter erinnern. Aus diesem Grund kann ich auch diverse Bücher auf den Tod nicht ausstehen, deren Protagonistin völlig leer ist. Sie sollen leben, auch außerhalb der Geschichte. Selbst wenn es langweilige Hobbys sind, können sie einen Charakter auszeichnen, solange es Muster sprengt.
Ein Klischee wäre der hartegesottene rauchende Detektiv. Kreativität zeichnet nicht nur die Erfindung von Neuem aus. Es ist die undenkbare Verbindung von Altbewährtem. Wäre ein Versicherungsvertreter auf Zigarettenentzug und Nikotinpflastern interessanter? Er könnte Zahnpasta essen, oder er hat Angst vor dem Schlucken. Vielleicht muss er sogar jede Scheibe Möhren in kleinste Teile zersägen. Noch nicht cool genug? Vielleicht könnte er jemanden mit einem Kugelschreiber erstechen oder jemanden mit seinem Aktenkoffer erschlagen. Er kann zusätzlich noch ein Werwolf sein. Und dabei muss er nicht einmal der Protagonist sein.
Contemporary Fantasy (auch "Urban"Fantasy) lese ich deshalb so gerne, weil seltsame Kombinationen entstehen. Selbst ohne, dass es verborgene magische Welten gibt, ergänzt eine Prise Fantasy die Charaktere erheblich. So ist ein Staubsaugerverkäufer nicht im mindesten so interessant, wie ein Staubsauerverkäufer, der ein Zombie ist. Oder ein Engel. So kann man sogar klischee-besetzte Bilder neu aufrollen. Es gibt so viele verdammte Möglichkeiten Charaktere interessant zu machen.
Langweilig ist Fantasy nur bei schlechter Umsetzung. Oft sind die Protagonisten öde Teenies, die ihre Zauberkräfte entdecken und sich in zwei gutaussehende Personen gleichzeitig verlieben. Gegen die Idee ist eigentlich nichts einzuwenden. Aber gab es das nicht schon zehntausend mal? Ist deswegen Fantasy gleich langweilig?
MvG Jim