Eher schlecht. Es hängt aber davon ab, was für eine Schule du suchst. Rückblickend auf meine Zeit in Salem und auch mit Blick darauf, was meine ehemaligen Kollegiaten heute so treiben, kann ich sagen, dass diese Schule „gut“ nur für Jugendliche ist, die bereits in eine Karriere hineingeboren wurden oder Eltern haben, die dermaßen reich (>€10Mio.) sind, dass sie ohnehin keine Karriere machen. Für diese Gruppe ist Salem ein Segen, es ist eine Art Resort in dem man die Ressourcen der Eltern sammelt, leveraged und genießt. Ein Ort wo diese Kinder ihr seltsames immer wieder von vielen tausend Euros befeuertes Verhalten vollends ausleben können und von Gleichgesinnten oder Neidern dafür Anerkennung bekommen.
Alle anderen verlieren in dieser Gesellschaft:
Die fleißigen Stipendiaten verlieren, weil Salem keine Ressourcen, Kurse, Räume etc. für moderne intellektuelle Aktivitäten bereitstellt. Ob man es glaubt oder nicht, die meisten öffentlichen Schulen sind wesentlich besser zur Talentförderung ausgestattet, geschult und vernetzt als Salem.
Ganz besonders schlecht ist Salem für diejenigen, die sich später nicht in ein gemachtes Nest setzen können oder nur gute Noten haben. Das sind vor Allem Arzt- und Manager-Kinder. Die Mehrheit der Schüler und Kollegiaten, also Jugendliche, deren Eltern vielleicht ein paar hunderttausend Euro im Jahr verdienen und hoffen alleine durch den Zugang zu Salem, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Das tun sie nicht! Ganz im Gegenteil. Diese Jugendliche erleiden nach Salem oder spätestens nach dem Studium Schiffbruch, weil sie den Anschluss an die Elite verlieren und über Jahre hinweg noch glauben, an die irren Erfahrungen und Geschichten der exklusiven Salemer Zeit anknüpfen zu müssen. Das liegt zum einen daran, dass Salem Teil der Identität, des Selbstbildes und Glied des Selbstwertgefühls wird, zum anderen, dass die vielfältigen Exzesse und Extreme einen langen großen Schatten werfen. Die neuen Freunde, nehmen einen nicht im Privatjet mit, laden einen nicht zum Grillen mit Prominenten ganz unter Freunden ein, haben kein Duplex-Apartment in New-York und feiern keine hundertausend Euro Abende in den teuersten Clubs.
Fake it till you make it; Unfake it till you break it.
”Kennst du den Film?” - “Ja, da war ich mit Anna in Cannes!” Salemer Antwort: “Schade, da haben wir uns verpasst!” Normale Antwort: “Hä? Ok, was du warst auf den Filmfestspielen in Cannes?!”
Normal:”Louis hat am Wochenende Özil getroffen, guck mal das Foto... Das ist so unfair, er ist überhaupt kein Fußball-Fan!” - Antwort normal: “Wow cool, ach gönn ihm!” - Antwort Salem: “Lustiger Typ, triffst du wenn du das nächste mal bei mir bist!”
Salem:”Schlimm, dass die deinen Opa im Fernsehen so schlecht reden...” - Antwort Salem: “Mir egal...”
Der Salemer Abschluss zählt so viel wie jeder andere auch. Die Lehre ist in Salem aber definitiv schlechter als an öffentlichen Schulen. Das soziale Umfeld ist geradezu traumatisierenden, wenn man nicht zu der taktgebenden multimillionärs-Elite zählt.