Frage
von drspargelitus
10.05.2020, 10:43
Sich extrem besser fühlen wenn es anderen schlecht geht?

Hey

Ich hab in letzter Zeit ziemlich meine böse Seite erforscht von meine Persönlichkeit. Dabei ist mir aufgefallen das ich es mag es anderen schlecht geht also wirklich so richtig schlecht. Zum Beispiel gestern waren wir im Park und haben gesoffen. Wir hatten zu 5. ein Gesprächsthema und mein ziemlich guter Freund konnte nicht mitreden und war deswegen nicht gut drauf. Mich hat es aus irgendeinem Grund wirklich erfreut ihn so zu sehen und habe probiert das Gespräch weiterzuführen und mich von meiner besten Seite zu zeigen. Ich fand es richtig toll das er ausgeschlossen wird. Und hab mich angetrunken bemerkt das ich voll das aloch und voll der böse Mensch bin und hatte dann nen badtrip weil ich mich selber für die Eigenschaft gehasst habe. Allgemein ist es auch so an mich das Leiden anderer wirklich sehr bereichert vor allem von Freunden und Leuten die mir eng stehen. Auch wenn es Leuten gut geht Probier ich die runterzureden damit es mir besser geht. Ich hasse mich momentan selber dafür.
ich wollte fragen ob sowas noch normal ist und nicht krankhaft weil mich fuckt das richtig ab weil ich liege dann immer im Bett und grübele was ich für ein böser und schlechter Mensch bin.

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Antwort
von DaCookie
13.07.2021, 23:35

Ehrlich gesagt, ist das sehr normal. Dafür gibt es auch einen psychologischen begriff, der mir nicht einfallen will. Es ist das RTL-Syndrom, sich besser fühlen, weil bei "Bauer sucht Frau" und "Frauentausch" Menschen gezeigt werden, die es schlechter haben und keine guten disfunktionale Verhaltensweisen an den Tag legen.
Es rückt ins Bewusstsein, dass man es auch schlechter haben könnte und es tritt eine Bewertung der Dinge auf: Ich bin besser, weil.. Der ist schlechter, weil.. Besonders Menschen, die es selbst nicht einfach haben im Leben und selbst Disfunktionalität kennen und erlebt haben, evtl sich selbst angeeignet haben, sind anfällig für diesen psychischen defensiv Mechanismus. Es ist einfacher andere runter zu reden, um die eigene Stellung in der Gesellschaft/ Status/ Selbstwert erträglich zu machen.
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Wer nicht mit vielen Talenten auf die Welt gekommen ist, im Elternhaus/der Familie keine funktionalen Verhaltensweisen gelernt hat und dann auch noch eine andere Kultur-Sozialisation im Hintergund hat, startet mit wenig Kapital ins Leben, in die Schule, ins Arbeiten etc..

Jemand, der nun keine psychische Grundsicherung erlebt hat wie Vertrauen, positives und reflektiertes Selbstwertgefühl, fällt es noch schwerer etwas an der eigenen Lebensituation zu machen, neue Verhaltensweisen auszuprobieren oder gar nach Hilfe zu fragen.

Dazu kommt, dass man als Jugendlicher Grenzen testet, insbesondere soziale. Und auch, das unsere gesellschaft durchzogen mit Oberflächlichkeit und Diskriminierung ist. "Sozialer Status" und "Stellung" sind Konstrukte. Niemand ist mehr oder weniger Wert als Mensch. Es gibt nur Lebenssituationen.

Wenn du noch immer (Die Frage ist ja 2 Jahre alt.)Probleme damit hast, such doch gerne einen Therapeuten auf. Ich sage nicht, dass du verrückt bist oder so etwas. ich sage, dass du offenbar Probleme hast und viel Negatives erlebt hast und dir das eventuell helfen kann neues Verhalten/ Einstellung zu Menschen und dem Leben und auch deiner Lebensituation helfen kann. Man muss nicht wahnsinnig sein, um sich Hilfe holen zu dürfen. Dieses Tabu, dass keiner Schwächen zeigen darf und damit einhergehend, dass psychische Probleme einen Menschen abwerten ist etwas, das schnell abgeschafft gehört.
Ich hoffe es geht dir 2 Jahre später besser.
Ich wünsche dir alles Gute.
Und Kraft, falls du dir einen Therapeuten suchen willst. Hartnäckigkeit hilft.

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