Singer hält diese "drastische Massnahme" also Neugeborene zu töten nicht bloss bei schwerstbehinderten Kindern für angebracht. Nach Singers Ethik ist die Tötung eines Säuglings gerechtfertigt, wenn die Beseitigung dieses Kindes einer Zahl von "Personen" (Neugeborene sind laut Singer ja keine Personen) Leid erspart. Die Tötung eines Neugeborenen "ist nicht gleichbedeutend wie die Tötung einer Person, sehr häufig sei sie überhaupt kein Unrecht."

Die Bezeichnung eines "dahindämmernden Wesens" ist meiner Meinung nach absolut inkorekt: Erstens unterscheidet Singer nicht zwischen schwerst mehrfach behinderten Menschen und beispielsweise einem Menschen mit Trisonomie 21. Zweitens stellt sich die Frage, ob nicht bereits die überlebte Geburt an und für sich ein Zeichen für den Willen eines behinderten Neugeborenen sein kann?

"Ein leben körperlichen Leidens, das nicht durch irgendeine Form von Freude oder wenigstens durch einen geringen Grad von Selbstbewusstsein gemildert wird, lohnt sich nicht." Und wer bitteschön definiert dieses "leiden"? Beispielsweise bei behinderten Menschen, welche aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht verbal oder nonverbal kommunizieren können?

Des weiteren definiert Singer, dass etwa die Tötung eines Schimpansen schlimmer ist als die Tötung eines menschlichen Wesens, welches aufgrund einer angeborenen geistigen Behinderung keine Person ist und nie eine solche sein kann." Eine solche Argumentation aus dem Mund eines verantwortungsbewussten Humanisten? Das humanistische Menschenbild "der Mensch ist im Grunde gut" macht keine Unterscheidung zwischen der Spezies Mensch und einer "Person". Es geht hier um den Menschen, und jeder Mensch hat das Recht zu leben. Was ist das für ein Mensch, der glaubt darüber bestimmen zu können, wessen Leben lebenswert ist und wessen Leben beendet werden soll?

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