Liebe AlinaRussian, es gibt Wissenschaftler, die im Bereich interkulturelle Psychologie/kulturvergleichende Psychologie bzw. interkulturelle Kommunikation forschen. Alle Länder werden unter der Lupe genommen. Man versucht typische kulturelle Merkmale zu identifizieren (diese sollen natürlich nur zur Orientierung dienen und stellen keine feste Regeln dar). Ein Beispiel wäre Prof. A. Thomas. Von ihm stammt der Begriff „Kulturstandards", der die Mentalität einer Kultur klassifiziert und beschreibt. Russland (und Russen) beschreibt er mit folgenden Kulturstandards: 1. Gruppenbezogenheit (z.B. starke emotionale Verbundenheit mit der Gruppe, die sich durch ein ausgeprägtes Wir-Gefühl äußert); 2. Hierarchiebewusstsein; 3. Empfänger-fokussierte Kommunikation (es fällt Russen sehr schwer, eine Absage zu erteilen oder eine zu empfangen, wenn eine Beziehungsebene zwischen den Personen vorhanden ist); 4. Emotionalität (dieser Kulturstandard beschreibt die Tatsache, dass Russen im Umgang miteinander dem Faktor Mensch/Person/Beziehung eine größere Bedeutung beimessen als dem Faktor Aufgabe/Sache/Ziel; Emotionalität mündet auf der sozialen Ebene in Gastfreundschaft und Opferbereitschaft...); 5. Situative Polarität (das Verhalten kann in das Gegenteil, hin zum anderen Pol, serh schnell umkippen: mögen-hassen, nähe-distanz. Entweder funktioniert die Zusammenarbeit auf freundschaftlicher, herzlicher Basis oder sie funktioniert nicht und wird abgebrochen, weil man sich menschlich nicht mehr versteht.). Ich finde, das ist sehr charakteristisch für Russland. 6. Gegenwartsbezogene Prozessorientierung (man plant nicht so detailliert wie die Deutchen und handelt oft flexibel und situativ); 7. Pessimismus/Fatalismus (Glauben, dass Leute ihr Leben nicht verändern können, dass die Politiker oben (oder der Zar) alles bestimmen darf. Oder dass das Schicksal über alles entscheidet.) usw....

Es gibt auch andere wissenschaftliche Theorien zu Deiner Frage...

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hallo GHT2014, zu Deiner Frage bzgl. nichtpolitischen Unterschiede: ich denke, ich kann Deine Frage gut beantworten, denn ich bin russischsprachige Ukrainerin und bin mit einem Russe (aus Moskau) verheiratet. Ich identifiziere mich als Ukrainerin, nicht als Russin. Mein Mann identifiziert sich als Russe. Hier sind ein paar Beispiele der Unterschiede, die uns im Alltag über die Jahre aufgefallen sind: 1. Ukrainer tragen gerne die ukrainische Tracht, auch im Alltag. Darunter meine ich gestrickten Blusen (für Männer und Frauen), die man "vyshyvanka" nennt. Schau mal die Bilder im Google. Dann weißt Du, wie Vyshyvanka aussieht. Dies ist etwas sehr ukrainisches (und nicht russisches). 2. Es gibt unterschiedliche Nationalgerichte. 3. Die meisten Ukraine (ab Jahrgang ca.1980) sind zweisprachig aufgewachsen, denn ab 1991 haben alle Russisch als auch Ukrainisch täglich gehört (z.B. ukrainisch in der Schule und russisch zu Hause).

Sonst gibt es auch gewisse feine Mentalitätsunterschiede! Aber diese ergeben sich vor allem daraus, ob ein russischsprachiger Ukrainer (in) sich eher als Russe oder als Ukrainer bezeichnet. Das ist aber ein anderes Thema, nämlich Mentalitätsunterschiede zwischen Russen und Ukrainer.

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