Wie würdet ihr mit dem Tod einer nahestehenden Person umgehen?

16 Antworten

Jeden Tod eines lieben Menschen (oder auch eines geliebten Haustiers) muß man verarbeiten, das ist nie einfach und deshalb spricht man auch nicht ohne Grund von Trauerarbeit. Die ist für jeden anders und sie hängt auch von vielen Faktoren ab: War der Verstorbene alt und krank? Wie eng war das Verhältnis? etc.

Mich hat bei solchen Verlusten immer ein Gedanke getröstet: Der Verstorbene hat in Deinem Leben Spuren hinterlassen, z.B. gemeinsame, schöne Erlebnisse, Gespräche, die in Erinnerung bleiben oder auch Sachen, die an ihn erinnern. All dies ist nicht weg, wenn er stirbt. Das muß man vielmehr in guter Erinnerung behalten und insoweit ist der Verstorbene zwar nicht mehr physisch hier bei Dir, aber er ist Dir weiter nahe.

Konkret kann das dann dazu führen, dass Du im Gedanken an den Verstorbenen Dinge tust, die andere vielleicht nicht gleich verstehen: Wenige Tage nach der Beerdigung meiner Mutter bin ich z.B. in die Oper gegangen, bewußt in dem Gedanken, dass sie Opern sehr geliebt hat und mir diese Welt nahe gebracht hat. Oder ich denke gern an meine Eltern an Orten, an denen ich mit ihnen war.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Naja, ich kann deine Frage nicht direkt beantworten, weil:

Vor einigen Jahren ist meine Oma väterlicherseits gestorben, aber ich war zu jung, um mich noch ganz zu erinnern und habe es glaub auch nicht so realisiert. Ich weiß aber noch, dass ich geweint hab, aber nicht viel.

Kurz vor Pfingsten ist mein Opa mütterlicherseits gestorben, aber ich war da auch nicht traurig, weil er echt mies krank war und ich eher froh war, dass er den Scheiß nicht mehr erleben muss. Außerdem hat er in seinen letzten Jahren auch nur noch Fernsehen geschaut und fast gar nichts gemacht, also glaube ich, dass ich mich unterbewusst schon darauf vorbereitet habe, dass er bald sterben wird.

Edit: Ich denke, dass viel schwerer wird, einen Tod zu verkraften, wenn er plötzlich kommt oder nicht natürlich ist. Meine verstorbenen Familienmitglieder waren alle schon sehr alt und krank, von daher ist es da ja nicht so negativ, sie haben ihr Leben gelebt und ja, das war dann das Ende. Meine Cousine, ihre Eltern und meine Oma haben den Tod meines Opas echt gar nicht gut verkraftet, aber ich glaub das liegt daran, dass sie "zu optimistisch" waren.

Als meine Mutter starb, hatte ich einen schweren Nervenzusammenbruch. Da war nicht mehr davon die Rede, wie ich damit umgehen würde. Sie war einen Monat lang halbseitig gelähmt, und ich konnte es nicht ertragen, sie leiden zu sehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da gibt es unterschiedliche Sichtweisen, nämlich in Bezug auf das Alter.

Es ist bestimmt ein Unterschied, ob ein/e 17jährige/r seinen 40jährigen Elternteil oder gar einen seiner nur wenige Jahre älteres oder jüngeres Geschwisterteil verliert oder ein/e sechzigjährige/r sein 90jähriges Elternteil.

Wenn ein 45jähriger Mensch, der schwer krank ist und viel und lange leidet, verstirbt, kann man sich auch für den/die Verstorbene/n freuen, dass er/sie erlöst wurde. Stirbt hingegen ein 60jähriger Mensch, der völlig gesund, fit und lebensfroh ist, ist man natürlich völlig betroffen und überrascht, wenn dieser Mensch plötzlich an einem Hirnschlag stirbt. Da stellt sich jeder die Frage, warum dieser Mensch nicht 80 - 90 Jahre alt werden durfte?

Auch wenn jemand durch einen Verkehrsunfall oder Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen wird, kann das eine ganz andere Trauer sein, weil man damit nicht rechnen konnte. Bei einem schwer kranken oder sehr alten Menschen muss man leider halt täglich damit rechnen.

Stirbt ein 80 - 90jähriger Mensch plötzlich, obwohl er eigentlich gesund war, sollte man sich für diesen Menschen freuen, dass er dieses hohe Alter erreichen durfte, ohne zu leiden oder großartig eingeschränkt gewesen zu sein.

Nun kommt es auf den/die Hinterbliebenen an, ob sie eher stark oder schwächer bzw. sensibler sind. Für die Trauerbewältigung gibt es halt leider keine Bedienungsanleitung.

Der Tod gehört zum Leben dazu. Mit meinen 60 Jahren bin ich jetzt eher ein Kandidat für die Kiste😅😇.

Und ja: als mein Vater verstarb hatte ich etwas Zeit mich vorzubereiten. Es war absehbar. Wenn es dann eintrifft: ist es doch völlig überwältigend. Es raubt einem im ersten Moment die Handlungsfähigkeit. Man muss auch die Trauer zulassen. Nicht verdrängen. Ein par Tage später gewöhnt man sich an den Gedanken, nie wieder zusammen etwas zu tun..... Auch heute bin ich traurig, wenn ich an den Moment des Todes denke. Und gleichzeitig kann ein Lächeln da sein, wenn man an ein paar Episoden denkt.....

Meine Mutter ist meinem Vater Jahre später gefolgt: Es war nicht leichter loslassen zu müssen..