Wie telefonieren Gehörlose?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich arbeite bei einem Dienstleister und hatte mal einen Anruf von einer Vermittlerstelle. Die kommunizieren via Chat mit dem Gehörlosen (über den PC) und der Vermittler stellt die Fragen. Langsam sprechen soll man deshalb, dass der Vermittler auch alles schnell tippen kann, viellei´cht war das bei dir ähnlich...

Hochgradig Schwerhörige bezeichnen sich manchmal als Gehörlos, weil der Übergang fließend ist. Manchmal machen das auch CI Träger oder mit anderen Dingern, weil sie ohne das Ding Gehörlos sind und selbst mit dem Teil ohnehin nie normal hören könnten oder damit einfach schlecht hören.

Wer noch telefonieren kann, kann das nur unter großen Anstrengungen und wenn seine Kommunikationswünsche erfüllt werden. Früher T-Spule, heutzutage eher Hörgerät Bluetooth Verbindungen oder T-Spule, Zwischengerät Bluetooth. Funktioniert gut, auch wenn man sich schon bei geringen Geräuschpegeln nicht mehr verständigen kann, telefonieren geht dann aber oft immer noch.

Funktioniert in vielen Schulen auch so. Jeder koppelt sein Hörgerät und drückt bei Bedarf die Sprechtaste, die vor der Brust hängt.

Früher war es das Bildtelefon. Heute sind es Skype, Zoom, BBB etc. wenn Telefon nicht mehr geht.

Außerdem gibt es Relay Dienste wie Tess oder telesign, die auch von der Bundesnetzagentur ausgeschrieben werden. Die können dann von den Gehörlosen, Schwerhörigen oder hörenden auf verschiedene Art angerufen werden. Die Kommunikationsmöglichkeiten sind unterschiedlich. Schriftliches Dolmetschen, Gebärdendolmetschen oder einfach nur Unterstützung.

Heutzutage alles kein Problem.

Einziges Problem in all diesen Fällen, es funktioniert gut, aber nur, wenn die Kommunikationsbedürfnisse erfüllt sind. Und das ist eben hart, weil man immer wieder in die alten Verhaltensweisen zurückfällt. Man braucht vielleicht Tage oder Wochen oder Monate bis das nicht mehr passiert. Danach sind zufriedene Gesprächspartner ein Segen.

Mein Tipp und das gilt auch, wenn man sich im selben Raum befindet. Erforderlichenfalls von Anfang an und so oft und lange wie nötig deutlich klarstellen, dass man Kommunikationswünsche, wiederholte Erinnerungen und Nachfragen nicht nur wünscht, sondern schlichtweg erwartet.

Wenn eine Seite nicht selbstbewusst ist, muss man bestmögliche Kommunikation leider einfordern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es kann sein, dass die Person einen Vermittlungsdienst benutzt hat, wie bereits gesagt. Es kann aber auch sein, dass die Person ein Hörimplantat (CI, BAHA, Soundbridge etc) trägt und damit etwas Sprache versteht. Doch auch mit einem Implantat ist Telefonieren meist eine ziemliche Herausforderung, langsam und deutlich sprechen erleichtert das Verstehen.

"Gehörlose" bezeichnet für diese Person vermutlich nicht nur den medizinischen Aspekt des Nichthörens, sondern auch den kulturellen Aspekt als Angehöriger der Gehölosenkultur. Im Englischen gibt es da die Unterscheidung deaf=medizinisch nicht hörend, und Deaf=Angehöriger der Gehörlosen-/Gebärdensprachkultur.

ich bin auch gehörlos, habe ein Hörimplantat, bezeichne mich als Deaf, aber ich telefoniere nicht. Viel zu anstrengend ohne Mundbild, Gesichtsausdruck, Körperhaltung etc. Muss ich wirklich mal telefonieren, benutze ich einen Vermittlungsdienst, was für beide Seiten angenehmer sein dürfte, als wenn ich nach jedem Wort "Hä?¨" frage... ;-)

LG, Malta

schu92 
Fragesteller
 17.10.2011, 14:33

danke für deine antwort!!!sehr interessant mal so zu wissen......danke nochmal!!

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Taub überhaupt nicht, nur wenn das was du sagst in Textform auf einem Display erscheint, er konnte wohl noch ein kleinbisschen verstehen...!

Indem die Software des Telefons das Gesprochene in Schrift "übersetzt".