Wie nennt man die Zeit nach der Postmoderne?

6 Antworten

Ich glaube, dass die Postmoderne schon zuende ist.

Ich habe glaube ich schon gelesen als Begriff "Post-Postmoderne". Als Kind der Postmoderne bin ich natürlich mit der Postmoderne verwoben und bin gegenüber dem was danach kommt zunächst kritisch eingestellt. Der Leitsatz der Postmoderne war "alles ist möglich" und seinen Höhepunkt fand diese Zuschreibung 1994 mit der Äußerung von Bill Clinton am Brandenburger Tor mit Kohl - er hat damals Deutsch gesprochen, wobei auch schon mal das Hauptstilmerkmal deutlich wird: Das Zitat. Clinton hat damit im Wesen den bekannteren Kennedysatz "Ich bin ein Berliner" imitiert. Die Postmoderne hat das Ende der Geschichte verkündet, was so viel heisst, wie alles was historisiert ist, ist (gegenüber der Moderne) nicht nur wieder erlaubt, sondern findet gleichzeitig statt. Im ästhetischen Bereich hat das grosse Kunst hervor gebracht wie Schnittke und Berio in der Musik und Umberto Eco in der Literatur, genau so in allen anderen Künsten (Literatur und Architektur waren die ersten, die positiv besetzte Postmoderne und damit die Stilmittel gesetzt haben). Gesellschaftlich hat sich die Postmoderne von Ideologie und Totalitarismus abgesetzt, es gab aber immer noch einen moralischen Kompaß (wie z.B. die Diskursethik von Habermas). Moral war sogar noch mal wichtig geworden nach dem zweiten Weltkrieg. Zusammenfassend war für mich die Postmoderne immer noch stabilisierend, da sie sich der Geschichte und der eigenen Historisierung nicht nur bewusst war, sondern diese zum Inhalt hatte. Genau diese Stabilität verschwindet aber seit dem 11.9.2001 meiner Meinung nach. Während die Postmoderne sich also noch in Reflektion auf die Geschichte befand, ist auch Geschichte nun "egal" geworden. Deshalb interessiert es nicht, wie viel bei Serien wie "Babylon Berlin" oder "Das Boot" noch historisch ist. Man benutzt Geschichte noch einmal, aber es ist eben egal, ob es so gewesen sein könnte oder anders, ob man zitiert oder eben nicht, ob fiktiv oder nicht. Das heisst das Hauptwesen der Post-Postmoderne ist für mich, dass sie sich für Geschichte ausdrücklich nicht mehr ernsthaft interessiert. Und da das auch den Rezipienten betrifft, ist alles wieder gut. Glaubt man! Was die Ästhetik betrifft habe ich damit auch kein Problem, aber wenn es um Gesellschaft oder auch um Moral geht, dann wird es schon schwieriger. Dann wird es der britischen Gesellschaft eben egal, ob man zu Europa gehört oder nicht, der amerikanischen Gesellschaft, ob der Präsident nach dem ersten Afroamerikaner eben der erste Nicht-Präsident ist oder ob in Österreich ein Präsident von den Grünen oder der FPÖ gewählt wird. Es ist nicht mehr alles möglich, sondern eigentlich alles egal. Insofern leben wir jetzt wirklich in einer spannenden Epoche, denn entweder das führt wieder zu einer Gegenreaktion auf stärker gemeinschaftliches Denken, was angesichts Kapitalismuskrisen und Klimaerwärnung dringend nötig wäre, oder das Individuum zerfällt in seine hundert gleichzeitigen Identitäten und weiß nicht mehr damit umzugehen.

Die Nach-Postmoderne Zeit

laut Robert Misik "Rückkehr der Wahrheit"...

Robert Misik: Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen. Erschienen im Aufbau-Verlag.

Gute Frage - momentan gibt es glaub ich noch keinen etablierten Begriff für die zeitgeschichtliche Epoche, in der wir leben. Manche Philosophen sehen uns immer noch in der Postmoderne; generell ist es ja eh so, dass kulturgeschichtliche Abschnitte eher im Nachhinein benannt werden - das war bei der Postmoderne, wo ja Begriff/Theorie gleichzeitig zur Praxis entstanden, eher die Ausnahme.

Ich würde mal darauf tippen, dass der Epochenbegriff in Richtung "Globalisierung" oder "Internet/Web-Zeitalter" gehen wird - zu letzterem hab ich auch mal das schöne Wortspiel "E-poche" gelesen ;-)

Ehm... moment mal....

Postmoderne ist Literatur. Also... Eine Epoche... Es ist die Gegenwartsliteratur und bestehend seit den 80er Jahren :O

amwilhelmsberg  27.07.2011, 14:34

und dein Profilname ist wirklich BrechtKant?

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BrechtKant  27.07.2011, 14:48
@amwilhelmsberg

Postmoderne ist AUCH Literatur - hab ich wohl kaum unrecht :) War bezogen auf die letzte Teilfrage mit den Computer - was anscheinend eine Andeutung auf eine Informationsgesellschaft ist :O - und soll ich dann noch was von Industrigesellschaft, Ulrich Beck erzählen?

Was erwartest du eigentlich für eine Antwort auf so eine Frage? Rekombination im Sinne von Entwicklung der Technik? Soll ich dem recht geben, wenn eine Frage so definiert ist ?

Soll ich dann noch was von Albert Einstein erzählen?

"laut Robert Misik "Rückkehr der Wahrheit"...

Robert Misik: Politik der Paranoia. Gegen die neuen Konservativen. Erschienen im Aufbau-Verlag." Ist nicht mal halbwegs ne Antwort auf seine Frage :) Danke wilhelmsberg

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