Wie kann ich meiner Schwester helfen (Zukunftsängste)?

3 Antworten

Bitte immer die Ausbildung nehmen. Das kann nicht verkehrt sein. Und zum lernen ist man nie zu alt. Ich bin Erzieherin und in meiner Kita auch als Ausbilderin tätig. Meine älteste Auszubildende ist 52 Jahre alt. Wenn sie ausgelernt hat ist sie 55 Jahre alt. Kam aus Kasachstan und war dort Musiklehrerin. Hier in Deutschland wurde ihr Beruf nicht anerkannt. Sie arbeitete ungelernt als Einzelfallhelferin, lebte aber immer am untersten Existenzminimum. Ich hab ihr dann gesagt, sie soll die Ausbildung wagen und eine duale Ausbildung machen. Sie ist nun bei uns angestellt und kommt 3 Tage in die Kita und geht 2 Tage in die Schule.

Auch mein Werdegang nach der Hauptschule war nicht einfach. Schon vor 35 Jahren war ein Hauptschulabschluss nichts wert. Mit 16 Jahren wusste ich nicht was ich machen sollte. Ich hatte in Mathe eine 5. Schon von daher waren viele Ausbildungen nicht machbar. Da ich noch schulpflichtig war ging ich auf die Sozialpflegeschule. Nach einem Jahr merkte ich, das wird so nichts. Danach machte ich erstmal ein freiwilliges soziales Jahr. Ich wurde dann 18 Jahre alt und weil ich immer noch nicht wusste was ich machen sollte und eigentlich auch null Bock hatte, da hat meine Mutter mich einfach auf der Kinderpflegeschule angemeldet und da brauchte man auch kein Mathe. Da hieß das Fach, Zahlen und Mengenlehre und beschränkte sich darauf, wie man Kindern im Kindergarten den Umgang mit Zahlen vermittelt.

Nach 2 Jahren wäre meine Ausbildung eigentlich abgeschlossen gewesen, aber zu den letzten Halbjahreszeugnissen sagte man uns, tja, Kinderpflegerinnen werden nicht mehr eingestellt. Ihr müsst dann mal weiter machen auf Sozialassistent. Mit dem Sozialassistenten kann man super toll arbeiten. In Kitas, Kinderkrankenhäusern, Kurhäusern, Kinderheimen und und und. Nach 2 Jahren hieß es zu den letzten Halbjahreszeugnissen, ätsch.... außer Spesen nix gewesen, Sozialassistenten werden auch nicht mehr eingestellt. Das ist nur noch ein Lehrgang wie ein Berufsvorbereitungsjahr. Wer arbeiten will muss auf Erzieher weiter machen. Auch das machte ich und nach 2 Jahren hatte ich meinen Job endlich in der Tasche. Ich war Erzieherin. Meine damalige Lehrerin meinte dann, Frau Belliwell, sie haben das Talent zur Heilerzieherin, machen sie doch einfach weiter. Ihre Noten sind auch spitze. Ich war damals 24 Jahre alt, hatte 6 Jahre Ausbildung auf dem Buckel, 1 soziales Jahr und ein Jahr Sozialpflegeschule. Also 8 Jahre von denen mindestens 4 vergeudete Zeit waren, dank Vater Staat der beschlossen hat in diesen Berufen Reformen durchzuziehen.

Aber ich habe in den Jahren nie aufgegeben und das sollte deine Schwester auch nicht. Es ist wichtig mindestens einen Job auf der Tasche zu haben in dem man qualifiziert ist. Was deine Schwester nach der Ausbildung macht ist dann ihre Sache. Da kann sie gerne Hilfejobs annehmen oder aber nicht. Es ist auch wichtig fürs eigene Ego. Das man sagen kann, ich habe etwas geschafft. Und auch wenn Leute dagegen wettern, später wird sie froh sein, es durchgezogen zu haben.

Ausbildung!

Im sozialen Bereich wird sie auf die nächsten Jahrzehnte nicht arbeitslos und irgendwann werden diese Jobs auch gut bezahlt werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – langjährige Tätigkeit im Personalbereich

Soziale Arbeit ist psychisch sehr belastend. Wenn deine Schwester dort nicht stabil ist, dann sollte sie deshalb schon in eine andere Richtung eine Ausbildung machen.

Du kannst ihr hier nicht helfen, dass können nur Therapeuten.

Zu alt ist sie jedenfalls nicht.