Was versteht man unter dem Gedicht?

Kamihe  04.10.2020, 19:15

Ohne zu wissen um was es geht, ist es schwer zu interpretieren. Welche Klasse gehst du ?

Yukii360 
Fragesteller
 04.10.2020, 23:41

Ich gehe in die 10 Klasse

4 Antworten

Das ist ein ganz schön deprimierender Text. - Naturalismus?

Der erste Vers beschreibt die Jahres- und Tageszeit: Ein Wintertag und Sonnenuntergang. Stell dir folgendes Bild vor: Wolkenverhangener, dunkler Himmel, am Horizont der Lichtstreifen der bereits untergegangen Sonne. Der dunkle Himmel über dem Horizont ist der "niedre Saum", die "goldne Stufe" ist der Lichtstreifen zwischen Horizont und dunklem Himmel.

Sie sitzen strickend an der Wand entlang,

Sie = Die Toten des Armenfriedhofs.

Sitzen strickend = Die Körperhaltung eines Strickenden und eines Toten ist ähnlich. Zum anderen waren Nähen (und Stricken) eine wichtige und schlecht bezahlte Einnahmequelle für die Armen.

An der Wand entlang = Meine Vermutung wäre hier, dass die Leichen aus den Armengräbern an die Wand gelegt wurden (Zwecks Umbettung?).

Mützen aus Ruß dem nackten Schläfenbein,

Im ersten Vers werden die Schornsteine erwähnt. Damals wurden die Abgase rausgepustet wie sie waren. Der Ruß hat sich - besonders in einer Industriestadt wie Berlin - entspechend verteilt. Und sich als eine Art Mütze auf den Skeletten der Toten abgesetzt.

zur Marseillaise, dem alten [Sonnenuntergang] Sturmgesang.

Die Marseillaise: Das Lied der französichen Revolution. Hier setzt Heym dem bis hier sehr dunklem Text einen Hauch von trotziger, revolutionärer Hoffnung gegenüber.

Die Stadt ist Schwarz wie ein Moloch. Die Sonne spendet weder Wärme noch Licht ( die goldene Stufe= Sonne ) Sie ist nur vorhanden ( niederer Saum ). Die dritte und vierte Strophe gehören zusammen. Die Toten auf dem Friedhof schauen nicht, sondern sehen, die Apokalypse, schmeckt wie starker Wein ( unangenehm,) das Rote, bezieht sich auf den Kommunismus oder auf den bevorstehenden Krieg. Die Leichen ( nacktes Schläfenbein ) stricken ( denken nach ) über die franz. Revolution ( verbrannte Jakobinermützen und Marseillaise= Sturmgesang ) die die Apokalypse auch nicht verhindern konnte.

Es handelt sich hier um eine drastische Fantasie des lyrischen ich’s, die deutlich machen soll, dass man in dieser Welt erst nach dem Tod und damit ohne Hoffnung auf Besserung ein bisschen Revolution spielen kann.

Dass sie an der Wand sitzen und mit Ruß stricken, wie auch immer das gehen soll.

gutifragerno  04.10.2020, 19:16

Auf dieser Seite findest du die Herleitung dieser Interpretation:
https://textaussage.de/georg-heym-berlin-iii

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gutifragerno  04.10.2020, 19:19
@KomischerTyp940

Das kannst du gerne für dich machen - wenn du aber mit anderen über ein Gedicht reden willst, musst du dich schon um nachvollziehbare Überlegungen zum Gedicht bemühen ;-)

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