Warum ist der Völkerbund damals gescheitert?

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Der Völkerbund, der nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde, scheiterte aus mehreren Gründen:

1. Fehlende Autorität: Der Völkerbund verfügte nicht über die notwendige Autorität, um seine Beschlüsse durchzusetzen. Er hatte keine eigene Armee und konnte daher keine militärischen Interventionen durchführen.

2. Vetorecht der Großmächte: Die Großmächte Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan hatten im Völkerbund ein Vetorecht. Dies bedeutete, dass sie jede Entscheidung des Völkerbundes blockieren konnten, die ihren Interessen nicht entsprach.

3. Nationalismus: In den 1930er Jahren erstarkte der Nationalismus in vielen Ländern. Dies führte dazu, dass die Staaten ihre eigenen Interessen über die der internationalen Gemeinschaft stellten.

4. Appeasement-Politik: Die Politik des Appeasements, die gegenüber den aggressiven Staaten Deutschland, Italien und Japan verfolgt wurde, trug zum Scheitern des Völkerbundes bei. Die Appeasement-Politik ermutigte diese Staaten, ihre expansionistischen Ziele zu verfolgen.

5. Mangelnde Solidarität: Die Mitgliedsstaaten des Völkerbundes waren nicht bereit, im Ernstfall gegeneinander Krieg zu führen. Dies wurde deutlich im Falle des Mandschurei-Konflikts 1931/32, als Japan die Mandschurei besetzte.

6. Austritt wichtiger Mitglieder: Deutschland, Italien und Japan traten in den 1930er Jahren aus dem Völkerbund aus. Dies schwächte den Völkerbund weiter und trug zu seinem Scheitern bei.

7. Zu späte und schwache Reaktion auf Krisen: Der Völkerbund reagierte oft zu spät und zu schwach auf internationale Krisen. Dies war zum Beispiel der Fall beim Abessinienkrieg 1935/36, als Italien Abessinien besetzte.

8. Unfähigkeit, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern: Der Völkerbund war nicht in der Lage, den Zweiten Weltkrieg zu verhindern. Dies war sein größtes Scheitern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Völkerbund aus mehreren Gründen scheiterte. Die fehlende Autorität, das Vetorecht der Großmächte, der Nationalismus, die Appeasement-Politik, die mangelnde Solidarität, der Austritt wichtiger Mitglieder und die zu späte und schwache Reaktion auf Krisen waren die wichtigsten Faktoren, die zum Scheitern des Völkerbundes führten.

Der Völkerbund war jedoch nicht völlig umsonst. Er war ein erster Versuch, eine internationale Organisation zu schaffen, die den Frieden und die Sicherheit in der Welt gewährleisten sollte. Die Erfahrungen des Völkerbundes flossen in die Gründung der Vereinten Nationen (UN) nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Die UN haben sich als erfolgreicher erwiesen als der Völkerbund, aber auch sie stehen vor großen Herausforderungen.