Soll man belehrend in andere Kulturen eingreifen, deren Praktiken man ablehnt?

14 Antworten

Nein, weil es nichts bringt.

Eine Kultur muss von selbst zu bestimmten Erkenntnissen kommen. Eine Änderung von Außen nach innen bringt immer nur Radikalisierung.

Alles, egal ob eine Kultur, Regierungsform etc. muss sich von innen nach außen ändern.

Früher hätte ich ja gesagt, heute sage ich, sollen sie machen was sie für richtig halten und anderen damit nicht auf dem Senkel gehen.

Irgendwann werden sie hogffentlich mal einsehen was das für ein Tineff ist.

ArbeitsFreude  09.01.2017, 22:59

oh, verstehe ich recht, lieber ketzer84: Man soll "sie" solange Mädchen verstümmeln lassen, bis sie einsehen, dass es Tineff ist???

Nun gehen die angesprochenen Traditionalisten den Mädchen, die beschnitten werden ja ganz gehörig auf - naja: würdest Du Schamlippen als "Senkel" durchgehen lassen...???

Dann würdest Du im Falle der Genitalverstümmelung hier eine Ausnahme und die Traditionalisten lieber doch nicht machen lassen...?

0
Ketzer84  23.01.2017, 19:46
@ArbeitsFreude

Dann verrate mir as duu konkret tuen würdest ohne das es nachher tote geben würde?

0

Man muss unterscheiden, finde ich zumindest:

1. Bist Du in deren Kulturkreis/ Staat wo es erlaubt ist?

- Nein. Du hast kein Recht dazu belehrend aufzutreten. Du erreichst nur Kontrahaltung und begiebst Dich zudem ggf. in Gefahr oder machst Dich zumindest unbeliebt.

2. In der BRD. 

- Ja, wenn es gegen besthendes Recht oder die sog. "Guten Sitten" verstößt (juristisch gesehen).

3. Direkt (1:1/ Du "gegen" Andere).

- Wer mag schon Missionar und Oberlehrer. Durch so eine Haltung stellst Du Dich als moralisch überlegen da, was ansch schon unmoralisch ist. Wenn Du gefragt wirst, kannst Du Deine Meinung ehrlich sagen, ungefragt einzugreifen ist oftmals hingegen sogar kontraproduktiv/ verschlimmert die Sache noch.

4. Strukturell.

Wenn Du Unrecht in einem Land oder Kulturkreis siehst und Du Schwache schützen willst, dann ist es m.E. am sinnvollsten, Spezialisten handeln zu lassen und diese zu unterstützen. Es gibt Profis zu fast jedem Thema (z.B. Reporter und Ärzte ohne Grenzen, Rotes Kreuz, Orgas zur Menschenrechten etc.) . Glaub nicht das Du "vom Gefühl her" irgendetwas besser weißt und ereichen kannst, aber Du kannst Dich Profis anschließen.

Ich finde es gut, dass Du Dir Gedanken machst! Handeln ist aber eine professionelle und geplante Angelegenheit.

Das Problem liegt in Deiner sehr unscharfen Adressatenbezeichnung "man". Wenn Du damit einen einzelnen Menschen wie z.B. Dich selbst meinst und Du zudem nicht an den sog. Schalthebeln der Macht sitzt (also z.B. Politiker bist), dann kann man die Frage recht einfach mit einem "nein" beantworten. Bei der besonders abstoßenden Mädchenbeschneidung, die in unserem Kulturkreis nur blankes Entsetzen auslöst, ist zwar Entrüstung angesagt, aber man wir ja kaum mit Menschen konfrontiert werden, die diese Praktik anwenden. Bie vielen anderen Ritualen, die wir als problematisch einstufen, sind wir jedoch gehalten, hier unsere eigene Wertung zurückzuhalten, weil das ein Eingriff in die Souveränität einer jeden Kultur darstellen würde. 

Problematisch wird die ganze Sache allerdings dann, wenn Anhänger einer Kultur sich in unserem Land ansiedeln und ihre Bräuche, die unserer Kultur zuwider laufen, hier so praktizieren, dass sich Konflikte ergeben (z.B. das Schächten von Schlachttieren). Da die Stationen, die Schlachttiere durchlaufen, durch das bei uns praktizierte Töten in religiöser Hinsicht "unrein" werden, sind die Schlachthöfe gezwungen gleich alle Tiere durch das bei uns vom Tierschutzgesetz verbotene Schächten zu töten. Damit entsteht eine echte Konfliktsituation, die in einer Machtproblematik endet. 

Da es in Deutschland auf Grund der unseligen NS-Vergangenheit heutzutage zur Gepflogenheit geworden ist, in solchen Fällen nicht auf die Durchsetzung des eignen Wertekanons zu bestehen, werden also die Vertreter anderer Kulturen ihre Verhaltensnormen durchsetzen, was aber sicher bei ursprünglich deutschen Mitmenschen zu einem bleibenden Unbehagen führen wird. Jeder Machtverlust ist eine Demütigung, die emotionell ihre Spuren hinterlässt. 

Ganz anders gestalten sich hier die Einflussnahmemöglichkeiten von großen Organisationen wie z.B. der UNO oder auch Regierungen. Diese können durchaus Empfehlungen für das Ändern bestimmter geltender Regeln anmahnen (z.B. die Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte). 

Wir sind Menschen der abendländischen Kultur. Dadurch sollten wir es nicht verantworten können wenn Menschen, zudem noch Unmündigen (!), willkürlich Leid angetan wird. Kultur: Ja! Folter: Nein!  Wenn eine Tradition nur den Sinn hat Menschen zu benachteiligen oder diesem zu Schaden ist jene unverzüglich abzuschaffen, egal in welchem Kulturkreis sich das abspielt.

Interessant ist, dass unsere Kultur eigentlich ja Werte wie Freiheit oder Gleichheit vertritt, wir diese Werte jedoch ganz schnell zu Gunsten von finanziellen Erlösen ausblenden, sobald sie über unsere Landesgrenzen hinaus gehen würden.