Sohn hat Autismus Leute wenden sich von mir ab?

8 Antworten

Ich werde nun davon ausgehen, dass sich der Autismus-Verdacht noch bestätigen wird.

Mein sohnn4 besteht der Verdacht auf Autismus. Er trägt noch Pampers und das sorgt schon für schiefe Blicke

Ich sehe nicht, wo der Fakt, dass dein vierjähriger Sohn noch Windeln trägt, schlimm sein sollte. Ich musste Nachts manchmal noch welche tragen, bis zu meinem 15. Lebensjahr - Auch wenn das bei mir nicht autismusbedingt war.

Wie jemand anderes hier schrieb, würde ich auch nachforschen, ob eventuell nicht doch - zuzüglich zum Autismus - eine geistige Behinderung präsent sein könnte.

man möchte schon zuzusagen sagen du hast dein Kind nicht erzogen.

Ah, der Klassiker. Sowas musste sich meine Mutter in meiner Kindheit und Jugend oft anhören - Sogar noch, nachdem ich offiziell diagnostiziert wurde und die Leute das auch wussten.

Es ist nicht schön, das Kind zu sein, das angeblich "nicht erzogen" wurde und es ist nicht schön, das Elternteil zu sein, das sein Kind angeblich nicht "richtig erzogen" hat.

Bevor ich es vergesse: Dein Sohn hat aber noch einige weitere Anzeichen für Autismus, oder? Es besteht nicht nur wegen dem Toiletten-Problem ein Verdacht? Zu Autismus gehört nämlich eine ganze Menge mehr.

Dabei weigert er sich komplett gegen das Klo.

Na ja, leider ist es - besonders bei jungen Kindern - schwer herauszufinden, weshalb er damit Probleme hat. Das kann viele Gründe haben - Autismusbedingte und Nicht-Autismusbedingte. Ich würde fast sagen, dass ihr vielleicht mal nach professioneller Hilfe suchen müsstet, falls das noch lange so weiter geht. Wichtig ist halt, herauszufinden, wo überhaupt das Problem liegt. Allerdings würde ich Verhaltenstherapien nicht mal mit der Kneifzange anrühren - Zum Wohle deines Sohnes. Nicht alle Verhaltenstherapien müssen traumatisch für uns Autisten sein, aber es lohnt sich niemals, dieses Risiko einzugehen.

Bemerkt er selber denn, wenn er muss, oder hat er dafür überhaupt kein Gespür? Das könnte am Autismus liegen. Probleme mit Interozeption. Dann müsste er lernen, wie sich dieses Gefühl, auf die Toilette zu müssen (klein und groß) in seinem Körper anfühlt, damit er es zuordnen kann.

Oder ist das Problem eher die Ausführung, der motorische Aspekt? Auch hier könnte Autismus eine Rolle spielen.

Vielleicht sind ihm auch zu viele Schritte in dem Prozess involviert. Das Zimmer wechseln, den Klodeckel hochklappen, die Hosen aufmachen, runterziehen, auf die (kalte) Klobrille setzen, das Geschäft verrichten, sich abwischen (oder abgewischt werden), aufstehen, Hose hochziehen, wieder zumachen, die Spülung betätigen und die Hände waschen. All das, was meist eine unbewusste Aktion ist, sind für viele von uns Autisten mehrere, bewusste Aktionen, die alle wichtige Energie verbrauchen. Hier würde es dann an Schwierigkeiten mit den Exekutiven Funktionen liegen, womit wir Autisten uns nicht auch selten schwertun.

Bei mir z.B. ist das Problem das Duschen. Es sind extrem viele, einzelne Schritte involviert, es dauert so lange, es ist sensorisch ganz und gar nicht schön, sich nackt zu machen, das Wasser auf der Haut zu spüren usw. Deshalb dauert es oft lange (mehrere Stunden, oft mehrere Tage) bis ich überhaupt nur den ersten Schritt der Vorbereitung fürs Duschen ausführen kann.

Oder es ist mehr der sensorische Aspekt? Vielleicht kann er den Gestank nicht ab oder das Gefühl während dem Verrichten des Geschäfts. Auch das könnte für Autismus sprechen.

Wie gesagt: Es ist nicht leicht, das herauszufinden. Spricht dein Sohn denn bereits oder kann er sich anderweitig, irgendwie, mitteilen? Kann er dir erklären, wo sein Problem liegt?

Dann spricht er nicht richtig und schreit schrill wenn ihn was nicht passt

Macht er das "nur" bei der Toiletten-Geschichte oder auch anderweitig?

Generell sind wir Autisten sehr anfällig für sensorische Reize. Wir können diese nicht filtern. Geräusche, Lichter, Gerüche, Stoffe, Texturen, Hitze, Kälte, Schmerzen uvm. All das kann uns schnell zu viel werden. Es gibt auch das Gegenteil: Da reagiert man dann auch einzelne Reize nicht hypersensibel, sondern hyposensibel. Ich hab schon von Autisten gehört, die nicht bemerken, wenn sie sich etwas gebrochen haben. Ja, es kann echt krass werden.

Es gibt - neben der schlechten Reizfilterung - diverse Gründe für autistische Meltdowns (Das, was dein Sohn wahrscheinlich erlebt, wenn er so "austickt") und Shutdowns. Spontane Planänderungen, Änderungen in der Umgebung oder im Leben können auch dazu beitragen. Oder Masking, auch wenn dein Sohn bisher wohl nicht davon betroffen scheint. Zum Glück.

Mittelwelle bin ich schon bei meiner eigenen Familie unbeliebt ich merke das viele von ihn genervt sind, vor allen ja meine eigene Mutter….peinlich ist was könnten die Nachbarn sagen ( Reihenhaus) mir werden Ratschläge gegeben von Tante 10 mal schlau oder sich allgemein von mir abwenden. Geburtstage werden wir nicht mehr eingeladen. Er geht in einen normalen Kindergarten da wird schon getuschelt wenn er rein kommt die Kinder merken er ist anders.

Ich sage es mal ganz direkt: Du und dein Sohn, ihr werdet euch nun beide über die Jahre einen sehr dicken Wintermantel zulegen müssen. Hochwertige Qualität. Anders werdet ihr das nicht aushalten. Ihr müsst stark bleiben und eure eigenen Grenzen realisieren und am allerwichtigsten: für diese einstehen. Komme was da wolle. Niemand in dieser Gesellschaft wird sich ernsthaft um die "besonderen" Bedürfnisse deines Sohnes kümmern. Dein Kind ist das Wichtigste. Du bist seine Mutter, du musst dich um ihn kümmern. Niemand sonst wird es tun, niemand sonst will es tun. Niemand wollte es bei mir tun. Meine Mutter war (bzw. ist) die einzige, die mich verstand, die einzige, die sich wirklich mit mir beschäftigte und mich so nahm, wie ich war (bzw. bin).

Später stellte sich heraus, dass sie ebenfalls Autistin ist - Zufall? Wohl kaum.

Das alles hatte meine Mutter (und ich) auch durch. Schnell hatten wir gar keinen Kontakt mehr zu irgendjemandem in meiner Familie, weil niemand auch nur versuchte, meinen Autismus zu akzeptieren, zu verstehen. Außer mein Großvater mütterlicherseits, doch der verstarb natürlich irgendwann und war auch zu alt/wohnte zu weit weg, um sich ebenfalls um mich kümmern zu können.

Es ist traurig, doch es war ein wichtiger Schritt, von meiner Mutter und mir. Ja, es schmerzt, aber was willst du und was will dein Sohn mit solchen Leuten zu tun haben? Mit Leuten, die sich mehr Sorgen darum machen, was andere denken könnten, als um die mentale Unversehrtheit deines Kindes? Das ist wie wenn man mit Leuten "befreundet" ist, die einen mobben. Hier ist eine ganze Menge Selbstrespekt und eine große Portion Sturheit gefragt. Das wird die nächsten Jahre nicht leichter werden. Im Gegenteil. Also fang' am besten jetzt schon mal an, auszusortieren. Mach' nicht den Fehler, den meine Mutter gemacht hatte und warte (teilweise) zu lange damit.

Das kann alles von anderen zu aufgefasst werden, als würdest du ihn nicht fördern, als würdest du ihn gar gefährden, als würdest du ihn verwöhnen, zu sehr bemuttern etc. Aber dem ist nicht so. Sein Gehirn ist anders aufgebaut, es funktioniert anders, und daher benötigt er mehr und andere Hilfen im Alltag. Er kann vieles nicht, er hat mit vielem mehr Probleme als nichtautistische Kinder und da wir leider in einer Welt leben, in der jeder in die Kreisform passen muss und wer kein Kreis ist, wird unter Schmerzen und Druck zum Kreis gemacht, muss irgendjemand sich für seine Bedürfnisse einsetzen und wie es scheint, wirst du diese Rolle für die nächsten Jahre übernehmen müssen.

"Pressure makes diamonds" - "And bread dough rises when you let it rest."

Aber bitte werde nicht zu diesen Autism-Mom-Warriors, die ständig darüber jammern, wie schwer sie es doch haben, wegen dem Autismus ihres Kindes, sich dabei von anderen bemitleiden lassen und sich als Sprachrohr für ihr autistisches Kind ansehen. Davon gibt es schon zu viele. (Die classic Autism Mom™ - nicht zu verwechseln mit autistic mom - erkennst du stereotypisch gesprochen an Facebook-Posts wie beispielsweise Bildern mit bunten Puzzleteilen, meist rot, blau und gelb, und einem Text wie "Der Autismus ist stark, doch ich bin stärker".)

Ich denke, viele Eltern von autistischen und anderweitig behinderten Kindern können in dieses Mindset fallen.

Und ja, die anderen Kinder merken das. Die haben dafür leider sehr gute Antennen. Wissen die Erzieher dort von seinen Problemen und seinem Verdacht auf Autismus? Ich würde darauf achten, dass der Kindergarten Verständnis für und zumindest etwas Ahnung von seiner Behinderung hat.

Das tut mir so weh ?

Und deinem Sohn erst. Vor allem wird das nicht aufhören, wenn er erwachsen wird. Er wird sich immer damit rumschlagen müssen.

Falls sich irgendwo Tippfehler o.Ä. eingeschlichen haben sollten, entschuldige ich mich. Ich hab gerade wenig Lust, mir meinen Roman nochmal durchzulesen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Das mit der Pampers ist doch nicht schlimm. Manche Kinder brauchen halt länger. Lass Dir DeinenbSohn nicht schlecht reden. Das wichtigste ist, dass er sich bei Dir geborgen und angenommen fühlt, dann lassen sich die Probleme zur gegebenen Zeit lösen.

Ich fühle mit dir. Mein Sohn ist 6 (und ja, noch inmer in Pampers) -die Autismus-Diagnose kam mit 2 1/2, also recht früh.

"Gute Ratschläge" hat Hinz und Kunz - Ahnung nur wenige.

Tatsächlich hilfreich dagegen war das Jugendamt

Ich wünsche dir weiter viel Kraft

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hey, das tut mir wirklich leid! Ich kann die Menschen jedoch verstehen, die mit dem Verhalten deines Sohnes überfordert sind und daher vielleicht auch eine abwehrende Haltung ihm gegenüber entwickeln.

Ich habe mal ein FSJ an einem SBBZ mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung gemacht und unter anderem auch mit Autisten zu tun gehabt. Da ich am Anfang noch nie mit sowas in Berührung gekommen bin, war das alles auch erstmal ein "Schock" für mich. Ich war überfordert und wusste nicht, wie ich damit umzugehen hatte.

Mit der Zeit habe ich aber gemerkt , dass diese Menschen genauso liebenswert sind, wie die anderen. Wenn man weiß, wie man damit umgehen muss, können diese Menschen sogar eine Bereicherung sein. Die Lehrer haben mir schon echt gute Ratschläge mitgegeben.

Sei dir sicher, dass dein Sohn nicht minderwertig ist, sondern es seinem Umfeld an Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema fehlt und sie dadurch nicht kompetent genug sind, um mit ihm umzugehen. Das kann wie gesagt zu dieser abwehrenden Haltung ihm gegenüber führen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – FSJ an einem SBBZ mit Schwerpunkt geistige Entwicklung

Hartes Leben bro... Hoffe du findest Menschen die mit dir so Leben können. Du kannst nichts dagegen machen. Zumindestens habe ich keine Lösung gehört