Selbstverteidigung als Christ?

14 Antworten

Diese Passage sagt eigentlich nur aus, dass man Aggression nicht mit gleicher Aggression begegnen soll. Also Auge um Auge, Zahn um Zahn wäre da der falsche Weg. Weil es ist ja so:

Du haust mir eine, ich haue dir eine. Du sagst OK , das passt mir jetzt nicht, ich mach mal weiter und nehme nen Stock und haue der eine Rein. Ich lasse mir das nicht gefallen und damit du mich in Ruhe lässt nehme ich ein Schwert. Du nimmst dann das nächst größere und so schraubt sich das immer weiter hoch und zieht auch andere Menschen mit rein. Irgendwann steht Nation gegen Nation und der letzte schmeißt ne Atombombe damit endlich Ruhe ist.

Biete ich dir aber die rechte Wange an dann hast du Genugtuung, und nehme ich keine Rache, dann vergeht dir vielleicht die Lust weiter zu machen. Das nennt man Deeskalation.

Sowas ähnliches habe ich auch öfters mal im Job. Da kommen dann Typen, bauen sich vor mir auf wie ein Berg. Die werden immer lauter und lauter und ich rege mich nicht sondern höre nur zu. Irgendwann kommen sie an einen Punkt, da fällt denen nichts mehr ein, weil sie haben schon das gesamte Arsenal an Schimpfwörtern und Co geliefert was sie auf Lager hatten und dann wissen die nicht mehr weiter. Und dann kommt man zum Punkt des Verhandelns und Redens. Und so sollte es auch sein. Es hilft in dem Moment nicht wenn ich diese Typen auch zur Schnecke mache mit Worte, weil dann holen die vielleicht wirklich aus. Das muss nicht sein.

Ich lasse also alles über mich ergehen, schalte ein Stück weit ab, weil ich weiß, der hat im Moment keine andere Möglichkeit und wenns wieder geht, dann redet man.

Das ist auch sehr viel Interpretation.
Hierzu zwei Beispiele:

1) Vor ca 25 Jahren kam ich in eine Kneipe die ich nicht kannte. Es waren nicht viele Leute dort, nur ein paar Stammkunden an der Theke. Ich setzte mich ebenfalls auf einen Hocker an der Theke und die Stammkunden nahmen mich sehr freundlich in ihre lustige Runde auf. Neben mir saß eine junge Frau, die die Eigenart hatte mir immer wenn sie über mich lachen musste, ihre Hand auf die Schulter zu legen. Als sie das mal wieder tat, ging gerade die Türe auf. Schlagartig war die Stimmung verändert. Alle sahen entsetzt zu dem der da rein kam. Auch meine "süße" Sitznachbarin zog ganz erschrocken ihre Hand weg. Ich drehte mich um, um zu sehen welches "Ungeheuer" da reingekommen ist. Ich hatte denjenigen noch gar nicht richtig gesehen, da bekam ich einen Schlag auf den Linken Wangenknochen und viel mit samt dem Hocker zu Boden. Die Frau sprang auf und stellte sich zwischen ihn und mich, aber er schob sie unwirsch zur Seite und stand breitbeinig vor mir. Vorsichtig, behutsam (um ihn nicht zu provozieren) stand ich auf, dann hob ich genauso behutsam den Hocker auf, stellte diesen wieder an seinen Platz setzte mich wieder und sagte zu meinem Angreifer: "Du darfst dich Jango nennen." Der Lacher in der Kneipe dürfte noch einige Häuser weiter zu hören gewesen sein. Der Typ packte die Frau am Arm und wollte sie mit raus ziehen, aber sie riss sich los und schrie ihn an, er solle bleiben wo der Pfeffer wächst und ähnliches. Er verließ daraufhin alleine die Kneipe.

2) Ich arbeitete über 12 Jahre lang in der ambulanten Pflege in Köln. Vor ca. 10 Jahren stieg ich Abends im Dunkeln, in einer ziemlich unfreundlichen Gegend von Köln, aus meinem Dienstauto aus. Ich musste zu einem Patienten. In meiner linken Hand hatte ich den Bund mit den Patientenschlüsseln. Einen Metallring an dem ich von ca. 20 Patienten die Haus und Wohnungsschlüssel habe. Rechts standen in einer Einfahrt vier finster wirkende Jugendliche/junge Erwachsene. Als ich vom Auto losging in Richtung Hauseingang, bemerkte ich wie die Vier auf mich zugingen. Oder sollte ich besser sagen auf mich losgingen? Eins war klar: Sie wollten bestimmt keinen netten Abendplausch mit mir halten.

Ohne meine Blickrichtung oder meinen Gang zu ändern, wechselte ich mit gespielter Lässigkeit aber demonstrativ, den Schlüsselbund von meiner linken in die rechte Hand. Sofort fing einer der vier (der Anführer?) an ein Liedchen zu pfeifen und alle vier wechselten die Richtung in die sie gingen.

Und nun zu unserem Glauben: In dem ersten geschilderten Fall gibt es wohl kaum eine Frage. Die Aussage Jesu, "wenn dir wer über die rechte Wange streicht, dann biete ihm auch die linke Wange dar, habe ich ziemlich wörtlich umgesetzt. ABER: Ich habe den Angreifer doch völlig lächerlich gemacht. Soll Jesus das etwa damit gemeint haben??? Mach deinen Feind lächerlich vor seinen Freunden.????

In dem zweiten Fall weiß ich nicht ob ich überhaupt gewillt gewesen wäre einem dieser jungen Menschen den Schlüsselbund durch das Gesicht zu ziehen. Immerhin würde das sein Gesicht bis ans Lebensende zeichnen. Von der Gefahr für die Augen mal ganz abgesehen. Aber darf ich als Christ eine solche Drohgebärde machen, wenn mein Ziel lautet, meinem Gegner die andere Wange hinzuhalten???

Ich kann nur soviel sagen: In beiden Fällen habe ich nicht an meinen Glauben gedacht sondern nur versucht, schadlos aus der Misslage zu kommen.

Ja, natürlich. Klar heißt es 'Liebe deinen Nächsten' und Rache ist auch nicht so toll, aber wenn du wirklich in Gefahr bist, darfst du dich auch wehren

Stell dir vor, jemand will dich wirklich um die Ecke bringen oder was weiß ich und Flucht wirklich keine Altetnative mehr ist (was man sowieso immer nach Möglichkeit wählen sollte), dann verteidige dich!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Königskind ❤🔥✝️
Epilz  10.04.2024, 22:20

Mir ist noch etwas dazu eingefallen:

Und zwar war ich vor ein paar Jahren auf einer Rüstzeit, in der wir angegriffen wurden. Also wir waren gerade quasi auf dem Weg zu einer Wiese, um da ein wenig Zeit zu verbringen, als ein Mann über die Straße auf uns zu ist, brüllend und voller Drogen. Einer der Mitarbeiter, ein 2m-Typ, hat sich zum Beispiel auch auf einen Kampf eingelassen. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig dramatisch, aber er hat die Jugendlichen und anderen Mitarbeiter verteidigt, indem er sich vor den Kerl gestellt, seinen Schlag angefangen und letztendlich zu Boden geworfen hat (was schon echt cool aussah)

Das heißt aber natürlich nicht, dass er jetzt ein schlechter Christ war, weil er zugelassen hat, dass der Mann andere verletzt. Letztendlich konnte der dann auch runterkommen und im Nachhinein haben wir auch alle zusammen noch einmal für ihn gebetet.

Es geht also definitiv beides. Kampf bzw. Selbstverteidigung und Liebe👋🏻

Habe noch einen gesegneten Morgen/Tag/Abend🙏🏼❤

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Behauptung: Diese Aussage von Jesus ist genial und wird in taktischen Selbstverteidigungsseminaren als beste Taktik überhaupt gelehrt!

Das hört sich erst einmal komisch an, aber die genannte Stelle wird häufig falsch verstanden und noch falscher ausgelegt.

Denn: Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt.

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.

Da dieses widersinnige Verhalten nicht erklärt wird, soll es offensichtlich gerade durch seine Widersinnigkeit wirken. Es handelt sich um einen Aufschrei, einen bewusst provokativen Protest »gegen jegliche Art der den Menschen entmenschlichenden Spirale der Gewalt und (Ausdruck) der Hoffnung auf ein anderes Verhalten des Menschen, als es im Alltag erfahren werden kann« (U. Luz). Dafür werden Beispiele gegeben, die auf andere Situationen zu übertragen sind. Es handelt sich nicht um Rechtssätze, die so wie beschrieben immer und in jeder Situation zu befolgen sind.

https://www.bibelstudium.kaththeol.uni-muenchen.de/staatsexamen/mat_rep/bergpredigt/bergpredigt/gegengewalt/index.html

Woher ich das weiß:Recherche
8775chris  11.04.2024, 02:28

Du bezeichnest dich als Christen? Wieso denn?

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