Kann mir jemand bei dem Gedicht "hunderste gedicht ohne trenen" helfen?

3 Antworten

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Es geht offensichtlich um die Klage eines Menschen, der sich bemüht, deutsch zu lernen, und immer wieder das Gefühl hat, es nicht genug zu schaffen und nicht ausreichend dazuzugehören. Selbst ein gut gemeintes Lob empfindet das lyrische Ich als Zurücksetzung und beklagt am Ende, dass es gerade das Bemühen um die neue Sprache sei, die es immer wieder auf ein Anderssein fixiert. Letztlich zeigt das Gedicht die große Herausforderung der Integration und auch das Leiden daran. Am Ende fragt man sich als Leser, ob das Gedicht nicht ein Zwischenproblem eines jeden Menschen in einem Lern- und Veränderungsprozess zeigt. Gerade der, der ihn ernst nimmt, leidet darunter, dass er noch nicht am Ziel ist.


SakuraPeachie  04.01.2022, 20:36
Es geht offensichtlich um die Klage eines Menschen, der sich bemüht, deutsch zu lernen, und immer wieder das Gefühl hat, es nicht genug zu schaffen und nicht ausreichend dazuzugehören.

Da hast du nicht ganz unrecht, aber ich glaube, dass mit dem Erlernen einer neuen Sprache nur ein kleiner Teil des wahren Leidens ausgedrückt wird, nämlich das Gefühl, immer "von woanders" zu sein, egal wie lange man schon in einem Land lebt, in dem man nicht geboren wurde. Und dieses Leiden ist wie eine offene Wunde, die nicht verheilen kann, wenn man jeden Tag hört: "Sie können aber schon gut Deutsch!"

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Das Gedicht thematisiert die Position und Gefühlslage von Menschen mit Migrationshintergrund.

Durch eingebaute Rechtschreibfehler wird impliziert, dass es sich um ein authentisches Gedicht von jemandem handelt, der aufgrund seines Migrationshintergrundes und seiner unzureichenden Schulbildung die deutsche Sprache nicht perfekt beherrscht.

Das lyrische Ich des Gedichts beklagt anscheinend, in Deutschland trotz des schon sehr langen Aufenthalts noch nicht richtig akzeptiert zu werden. Andauernd würde er/sie auf sein/ihr Fremdsein hingewiesen werden, was ganz schön nervt.

Verräterisch ist aber die Wendung: "Kein Buch nimmt sich meiner an". Kein radebrechender Ausländer würde eine derartige Genitivwendung verwenden wie "sich jemandes annehmen". Die Autorin kann also durchaus viel besser deutsch als das lyrische Ich, hinter dem sie sich verbirgt.

Da ich Gedicht selber geschrieben habe möchte ich nur sagen- das ICH wird als Spielball der Ausgrenzung gezeigt, was auch immer es tut gehört Ich zur Projektion der Mehrheitsgesellschaft. Die Sprache ohne jeder Rücksicht auf Rechtschreibung und Grammatik ist sein letzte Freiheitsrevier welche ihm dann auch Stigmatisiert.Dragica Rajcic


SakuraPeachie  04.01.2022, 20:38

Moment, aber du bist nicht wirklich der/die Autor*in, oder?

Falls ja: Ich gratuliere dir. Ich könnte ein Gedicht mit so vielen Ebenen nicht schreiben.

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