Gut genug zum Felsklettern?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Respekt, erst mal Glückwunsch zu so großen Fortschritten, innerhalb von nur einem Jahr in diesen Schwierigkeitsgrad zu kommen. Das müssen dir Andere erst mal nachmachen.

Felsklettern ist anders, als in der Halle. Manche sind am Fels 1-2 Grade schlechter, als in der Halle. Andere wiederum fast um den gleichen Faktor besser, und wieder Andere interessiert es nicht. Wohl gemerkt musst du immer in der gleichen Skala rechnen, viele Topos sind nicht in der UIAA-Skala, sondern französischen oder anderen Systemen verfasst.

Die Unterschiede zwischen Fels und Halle sind hauptsächlich:

  • Orientierung - in der Halle kletternst du farbrein und hälst immer nach dem nächsten Griff in deiner Farbe Ausschau. Am Fels kannst du alles benutzen, was grau ist ;-) Das macht es aber nicht zwangsweise einfacher, sondern du musst selbst ertasten, was brauchbar für dich ist. Felsklettern geht wesentlich langsamer und gemächlicher, als Hallenklettern, weil du Griffe und Tritte viel überlegter setzen musst
  • Andere Technik - Hallenrouten sind künstlich entstanden und Routenschrauber verwirklichen darin ihre Lieblings-Techniken, schrauben die Griffe so, dass du sie mit bestimmten Belastungsrichtungen und bestimmten Techniken besonders gut greifen kannst. Die "Probleme" sind dabei künstlicher Natur und kommen am Fels seltenst so vor. Der Fels ist so, wie er von Mutter Natur (oder in Steinbrüchen von einer Maschine) geformt wurde und hat seltenst ideal technisch angeordnete Griffe. Die Techniken aus der Halle kannst und musst du zwar weiterhin anwenden, aber oftmals mit einem ganz anderen Gefühl. Spätestens, wenn du in Gebiete mit aalglattem Basaltstein kommst, der nur noch durch Risse Tritt- und Griffmöglichkeiten bietet und noch nie rissklettern (kann man in den meisten Hallen ja garnicht) gemachst hast, wird eine vermeindlich einfache 4 für dich vielleicht zum unüberwindbaren Hindernis. An Quarzit oder Sandstein kommst du vielleicht sogar bis zu deinem Hallengrad.
  • Der Psycho-Faktor: Kein Toprope, keine fertigen Exen zum Vorsteigen in der Wand, der erste Bohrhaken (in deutschen Klettergebieten hat man wenigstens die, muss also meist wenigstens nicht mit Klemmkeilen und Friends absichern - aber auch das gibt es schon mal) auf 4 oder gar 6 Meter Höhe und 2 bis 4 Meter Distanz zwischen den Bohrhaken. Da überlegt man sich dann doch noch mal, ob man ans Limit gehen will.

Wenn du in der Halle 7er und 8er durchsteigst, ohne ins Seil zu fallen oder dich rein zu setzen, wirst du (außer es sind reine Risskletter-Routen und du hast noch nie Rissklettern gemacht), wirst du draußen locker UIAA-6er schaffen, also genug Auswahl hast du.

Für dein erstes Mal draußen würde ich dir allerdings empfehlen, dich beispielsweise an eie Gruppe deiner nächsten DAV-Sektion dranzuhängen, denn zum draußen klettern gehört mehr als nur Klettern und Sichern auf Hallen-Niveau. Du brauchst mehr Material (Exen, Bandschlingen, weitere Karabiner, Seil, ...) und vor Allem auch das nötige Wissen, wie du dich am Fels zu verhalten hast.

Dazu gehört auch eine gewisse Kletter-Ethik. Grundlegendes wie kein Müll rumliegen lassen, Gebietssperrungen und andere sicherheits- und naturschutzrelevanten Vorschriften beachten, bei Verbot (siehe Topo oder Aushänge vor Ort) nicht über den Felskopf aussteigen, um nicht Andere durch Steinschlag zu gefährden, keine eigenen Routen erschließen durch Setzen von Bohrhaken und Ähnliches versteht sich von Selbst. Und kein Einsatz von mobilen Sicherungen wie Friends und Klemmkeilen in Sandstein (sau gefährlich!) oder dass man zum Bau von Topropes nicht die vorhandenen Umlenker, sondern eigene Karabiner verwendet, um das vorhandene Material (vorhandene Umlenker, egal ob große Bohrhaken/Ringe, Schweineöhrchen oder Karabiner, nur zum Ablassen oder besser noch Abseilen verwenden) zu schonen, das muss man halt wissen.

Zudem sollte man wissen, wie man Topropes legt, wenn die Umlenker etwas merkwürdig platziert sind (manche Felsen haben auf dem Fels oben drauf große Metallringe, was aber beim Toprope-Sichern so viel Reibung geben würde, dass man sinnigerweise seine Karabiner mit Bandschlingen an den Felsrand legt), wie man sich selbst sichert, wie man abseilt, wie man oben am Standplatz umbaut (Umbinden im Hängestand) und noch diverse weitere kleine Details. Vielleicht sogar Standplatzbau und Sichern eines Nachsteigers für Mehrseillängenrouten, wobei das schon die fortgeschrittene Variante ist, fang erst mal mit Einfachseillängen an.

Alles in Allem, riskier bei den ersten Malen nicht so viel und taste dich erst mal in leichten Graden an das neue Feld ran und was das weitere zum Thema Sichern angeht, häng dich am Besten an eine Gruppe deiner DAV-Sektion, denn das Sichern draußen ein ganz Anderes als in der Halle und da gibt es vieles, was du lernen musst.

Hallo Janni,

rein klettertechnisch ist das zunächst mal kein so großes Problem.

Draußen (ich rede jetzt mal von normalen Klettergärten, nicht von alpinen Touren oder Felsen, die man selber absichern muss wie im Elbsandstein) sind die Hakenabstände größer und man muss die Exen selber einhängen.

Fang halt mal bei SG 5 an, dann merkst Du schon, wie gut Du zurecht kommst.

Das Einzige (und dass ist jetzt wirklich WICHTIG) was Du können musst, ist das Umfädeln am Umlenker. Lass Dir das von einem Deiner Freunde in Ruhe zeigen oder übt das mal in der Halle - auch da gibt es manchmal Hakenkonstruktionen, an denen man das "trocken" zeigen kann.

Viel Spaß!

janni95 
Fragesteller
 02.05.2014, 21:18

Okay, danke. Werde mich mal informieren.

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Also rein von der Schwierigkeit her würde auch schon 5 reichen. Es ist nur so, dass dort noch mehr als bloß klettern dazu kommt. Entweder muss man das Seil oben hineinhängen, was auch ein gewisses Wissen erfolgt, oder man muss im Vorstieg klettern, wobei man oben wieder das Seil durch den Hacken fädeln muss.

Im Felsen stimmen die Skala nicht mehr so ganz (ja eigentlich schon, nur ist es dort etwas anders). Wenn du in der Halle 7 kletterst, kletterst du im Felsen nur eine 5. Also im Normalfall immer 2 Stufen weniger. (Es sei den du bist wie ich. Ich klettere 5 draußen und 4 drinnen, bin mir die Halle nicht gewöhnt :). Dazu ist im Felsen die Sicherungen weiter von einander entfernt.

Besonders kommt ja dazu, dass du keine Ausrüstung hast. Im Felsen reicht es nicht mehr, einen Gurt, ein Seil und ein Sicherungsgerät zu haben. Man braucht auch Express, Karabiner, Bandschlingen,...

Also nur zum einmal im Felsen schnuppern reicht es sicher, wenn einer deiner Freunde mit dir zum Beispiel in einen Klettergarten geht. Der kann dir dann das Seil richten und du kannst ganz normal klettern (fangt aber einfach an, wie gesagt, du kletterst nur eine 5-6). Wenn es dir dann gefällt und du häufiger gehen willst, solltest du dann wirklich einen Kurs machen. Dort lernst du dann oben einen Stand bauen, das Seil ordentlich durch den Haken fädeln (dies hört sich einfacher an als es ist!) und sonst noch ein paar Dinge.