Gehalt/Verdienst Chorleiter

1 Antwort

Das Chorleitergehalt

Unterbezahlt. Überbezahlt. Gar nicht bezahlt. Es herrscht Friedenspflicht. Wir befinden uns im Vermittlungsausschuss zwischen der IG Taktstock (IGT) und dem Deutschen Stimmgeber-Verband „Kranz und Lied” (DSV).

Die IGT war bekanntlich mit ihrer Forderung gescheitert, Weihnachtslieder nur dann zu dirigieren, wenn ihre Mitglieder zusätzlich zu ihrem Chorleitergehalt eine Weihnachtszulage erhielten. Die Gewerkschaft konnte zwar einen großen Teil ihrer Mitglieder mobilisieren, so dass nahezu für die gesamte erste Adventswoche von den Sängerinnen und Sängern völlig wild und taktlos gesungen werden musste. Als dann aber immer mehr Frauenstimmen (von Männerstimmen ist diesbezüglich nichts bekannt) auf den Weihnachtsmärkten des Landes die Traditionschöre verließen und bei der Konkurrenz, der „Jungen Chor Union” statt „0 du fröhliche, o du selige Weihnachtszeit” „I wish you a merry Christmas” sangen, brach die Streikfront zusammen, was letztenendes zum Rücktritt des Vorsitzenden Jürgen Auftakt beimaußerordentlichen Gewerkschaftstag der IGT am vergangenen Wochenende in Ulm führte. Seither steht die bisherige IGT-Vizevorsitzende, Usula Vierer-Alt an der Spitzeder größten Einzelchorleitergewerkschaft der Welt. Kein leichter Job in einer schweren Zeit.

DSV-Präsident Hubertus Toner erhob gegenüber der Schwäbischen Sängerzeitung schwere Vorwürfe gegen diese Form der „Erpressung”, die er völlig unannehmbar nannte. Toner verwies auf die knappe Finanzlage der Vereine, drohte damit, das Einsingen völlig wegfallen zu lassen und damit die Arbeitszeit der Chorleiter ohne Finanzausgleich zu reduzieren. [br][br]Usula Vierer-Alt konterte, dies würde nicht nur zu einer totalen Verelendung der Deutschen Chorleiterszene fuhren, sondern zu langfristigen Qualitätseinbußen imBelcanto-Management.

Die Auswirkungen auf die Chöre wären verheerend. Alles, was Chorleiter in den letzten Jahrzehnten an dynamischer Flexibilität, an exakten Schlusskonsonanten und Vokalausgleich geschaffen hätten, würde über viele Jahre geschädigt. Damit wäre auch der Anschluss an die Weltspitze gefährdet und das deutsche Sangeswesen in einem vereinten Europa ernsthaft auf die letzten Plätze verwiesen. Drängten doch immer mehr erstklassige Chöre aus dem ehemaligen Osten, aus Rußland, Lettland, Litauen, Kroatien und Slowenien auf den deutschen Markt.

Bereits heute seien deutsche Gesangvereine von der größten „fa-la-la”-Krise der Nachkriegszeit betroffen und suchten zum Teil verzweifelt nach Kunden bei ihren traditionellen Leistungsschauen im Frühjahr und Herbst des Jahres. In einer so schwierigen Zeit dürfe man nicht denen in den Rücken fallen, die Rezepte für einen Konjunkturaufschwung hätten.Wie gesagt, es herrscht Friedenspflicht, worunter „die Verpflichtung der Tarifparteien zu verstehen ist, während des Laufs von Tarifverträgen solange keine Kampfmaßnahmen vorzunehmen, wie eine Materie tariflich geregelt ist.” Für das schwierige Amt des Schlichters konnte erfreulicherweise

Altbundeschormeister Walther Stimmsitz gewonnen werden. Er betonte, dass er völlig offen in die schwierigen Verhandlungen gehe, sich aber des Zeitdrucks bewusst wäre, der durchdas bevorstehende Weihnachtsfest auf der Tarifrunde laste.Die SSZ fasst die Ausgangspositionen der beiden Tarifparteien kurz zusammen: Der IG Takstock geht es um eine Absicherung ihrer Mitglieder, deren monatliches Salär z.T. weit unter dem Existenzminimum läge, ja sogar in vielen Fällen die Grenze zum ehrenamtlichen Bereich hin überschritte.

Usula Vierer-Alt hat sich deswegen die vom Schwäbischen Sängerbund herausgegebene Empfehlung vom 15.1.2000 nach einem Grundstundensatz von 25,- EUR als Minimalziel gesetzt. Hinzu kommen monatlich 4 – 5 Stunden für die Vorbereitung und Aufarbeitung, also 100,- bis 125,- EUR. Bei der Einstudierung großer Werke kann sich die Stundenzahl erhöhen, dasselbe gilt für Zusatzhonorierung von Fahrtkosten und Konzerten.

Hubertus Toner vom Deutschen Stimmgeber-Verband „Kranz und Lied” verweist vor allem auf die – wie er es nennt – „Abzocker” in der IGT, die die Not der Chöre und das allgemeine Chorleiterminus ausnutzten, um Wucherpreise durchzusetzen. Er berichtet von Männerchören, die 500,- EUR und mehr pro Monat an ihre Chorleiterinnen und Chorleiter zahlen müssten, um diese nicht zu verlieren. Das gelte vor allem für chorstrukturschwache Gebiete. So würde Jahr für Jahr die Vereinskasse geplündert. Das finanzielle Ende der Chöre wäre absehbar.

Toner schlägt einen neuen Tarifvertrag vor, in dem den Chorleitern eine Mitverantwortung für die Einnahmen des Vereins zugewiesen werde. „Cash gegen Leistung” – und Leistung bemesse er vor allem an den Einnahmen des Vereins.In der ersten Gesprächsrunde, die noch vor Redaktionsschluss der Schwäbischen Sängerzeitung ihren Abschluss fand, gab es zwar erwartungsgemäß keine Einigung in allen strittigen Themen, man sei sich aber näher gekommen in den Bereichen Qualifikation und Stimmbildung, betonte Walther Stimmsitz gegenüber der SSZ.

Die Drohung von „Kranz und Lied”, das Einsingen ganz oder teilweise zu streichen, wäre vom Tisch. Ebenso die Weihnachtszulage. Diese solle wie bisher als freiwilliges Geschenk des Vereins Ausdruck der guten Beziehung zwischen Ton- und Vereinsleitung ausgehändigt werden.

Fakt sei ferner, dass eine neue Generation ausgebildeter Chorleiterinnen und Chorleiter, die auf den Markt dränge, auch andere Gehaltsvorstellungen habe als die alte Chorleitergeneration, die das deutschen Chorwesen nach dem 2. Weltkrieg zum Teil ehrenamtlich wieder aufgebaut habe. Hier dürfe man die Augen vor einer dringend nötigen Professionalisierung im Chorbereich nicht verschließen. Kunst komme von Können und Können setze Ausbildung voraus. Gerade im Hinblick auf die positive Konkurrenz durch die Jungen Chöre seien Leistung und Honorar nicht voneinander zu trennen.

schau mal auf die Seite: http://www.frank-montillon.de/64-0-das-chorleitergehalt.html

musicilous 
Fragesteller
 21.09.2010, 12:02

Hallo, ja das hab ich auch schon gefunden! Also kann man von 25€ pro Stunde ausgehen? Bei wöchentlichen Proben von 1,5 Stunden im Monat also ungefähr 150€ im Monat? Oder mehr? Oder weniger?

0