Findet ihr es verwerflich ein Nazi zu sein?

11 Antworten

Naja, wie du es schon selbst geschrieben hast - pädophil zu sein, sucht man sich nicht aus, genau wie andere psychische Störungen. Solange ein Mensch mit Pädophilie sich bewusst ist, dass es sich um eine psychische Störung handelt, die in keinem Fall ausgelebt werden darf und sich in Therapie begibt, kann man ihm schwerlich einen Vorwurf machen, dass er diese Störung hat. Das gilt jedoch nicht für einen Nazi, denn hier handelt es sich nicht um eine psychische Störung, sondern um eine Haltung, zu der man sich freiwillig und bewusst entschieden hat, obwohl man die Möglichkeit hatte, das nicht zu tun.

Solange der Nazi sein Gedankengut für sich behält und nicht danach handelt, ist es zumindest zu tolerieren, da Meinungsfreiheit ein wichtiges und wertvolles Gut in jeder funktionierenden Demokratie ist. Ein Recht auf Meinungsfreiheit impliziert jedoch kein Recht auf Kritikfreiheit. Wenn jemand z.B. der Meinung ist, dass gleichgeschlechtliche Paare unnatürlich sind, Menschen mit anderer Hautfarbe weniger wert sind oder dass Frauen dem Mann untergeordnet sind, dann kann er diese Meinung vertreten - muss es aber auch aushalten, dass er/sie deshalb heftig Kontra bekommt, kritisiert und in die Schranken gewiesen wird.

Wenn diese Person sich aktiv dafür entscheidet, anderen Menschen einen geringeren Wert zuzuschreiben, oder sie sogar zu verachten und zu hassen, aufgrund von Faktoren, die keiner beeinflussen kann (Herkunft, Hautfarbe, Sexualität, Geschlecht etc.) und diese Haltung nur deshalb nicht auslebt, weil es gesellschaftlich nicht akzeptiert ist - dann ist dieser Mensch nunmal objektiv betrachtet ein Übel und eine Gefahr für die Gesellschaft. Entsprechend muss die Person damit rechnen, für diese Haltung auf massive Ablehnung zu stoßen. Im Gegensatz zu den Dingen, die der Nazi so hasst, hat er sich diese Menschenverachtende Meinung, für die er abgelehnt wird, nämlich selbst ausgesucht.

Also ja, es ist verwerflich ein Nazi zu sein. Ist man es "nur" in seinen eigenen 4 Wänden, dann ist es nicht weniger verwerflich, nur weniger auffällig.


RStroh  23.08.2023, 06:46

Danke für die ausgezeichnete Darstellung.

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Theoretisch stimmt das. Zuhause kann jeder tun was er will, solange er niemandem schadet. Sehe ich auch so.

Da die Menschen, die heute als Nazi bezeichnet werden, nichts mit den damaligen Nazis zu tun haben, stören auch die mich grundsätzlich erstmal in keinster Weise.

Theoretisch darf man rechte Meinungen haben. In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Allerdings halte ich persönlich solche Meinungen für höchst verwerflich. Ich sehe es da wie Karl Popper:

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Ich finde es auch komisch, Nazis mit Pädophilen zu vergleichen. Die Pädophilen haben sich ihre Neigung immerhin wirklich nicht ausgesucht. Sie können nicht einfach aufhören, pädophil zu sein. Nazis können aufhören, Nazis zu sein, aber viele tun es nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Geschichte, AfD, Rassismus)

gematria111 
Fragesteller
 23.08.2023, 03:28

Sie werden nicht verglichen, wollte nur keine extra Frage für das selbe Thema erstellen, es ist offensichtlich was anderes. Danke für deine Antwort.

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Tierglueck  23.08.2023, 12:22

So sehe ich das auch.

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Genauso verwerflich wie ein Stalinist, Maoist und wie immer Du menschenverachtende Ideologien nennen willst.

Aber ich verwehre mich dagegen, die 'Nazi Keule' gegen jeden zu schwingen, der hohe Moralvorstellungen oder sogar 'Anstand' besitzt.

Das Problem ist nicht, die eigene Kultur oder Ethnie hoch zu schätzen, sondern alle anderen zu verachten und in den Dreck zu ziehen.

Wie wärs mit gegenseitiger Hochachtung?

Also Pädophile und Nazis kannst du nicht vergleichen. Das eine ist eine Psychologie Erkrankung und das andere eine Meinung / Denkweise.

Ein Nazi zu sein ist sehr kritisch, weil das mit einer der krassesten Rassisten ist, die existieren (würde ich jetzt sagen). Dennoch kannst du ihm nix vorwerfen, was er nicht getan hat. D.h. solange er keinen psychisches oder physisches leid zufügt durch Gewalt oder Diskriminierung, etc. Kannst du ihn auch nicht wirklich dafür verurteilen.

Dennoch wäre ein Denkanstoß angebracht, damit er mal darüber nachdenkt, was er da eigentlich darstellt


gematria111 
Fragesteller
 23.08.2023, 03:16

Das finde ich auch deswegen habe ich für Pädos mehr Toleranz (nicht für wirkliche Schänder) als für Nazis

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Eromzak  23.08.2023, 03:16

Die Nazis sind im eigentlichen Sinne keine krassen Rassisten, die mochten keine Juden klar, aber die haben auch mit Arabern und co zusammengearbeitet. Das ist in meinen Augen eine rein praktische Denkweiße gewesen (gegen wen zu sein nützt mir am meisten?) und nicht purer Rassismus, dieser ist mehr ein Mittel zum Zweck zur Meinungskontrolle. Du musst ja immer irgendwie rechtfertigen warum du gegen wen bist, das geht auch via Rassismus vorallem wenn die Gruppe von Menschen ohnehin keinen guten Stand hat. In den USA z.b. war das anders, was soll die zweckmäßigkeit in den 60er Jahren noch gewesen sein schwarze zu benachteilen? Das war purer Rassismus. Früher allerdings war die Argumentation ähnlich der Nazis, man hat die Versklavung in Rassismus begründet, war aber nicht Rassistisch, man hat nur davon gebrauch gemacht um zu Rechtfertigen das die entsprechenden Leute als Sklaven verwendunge finden sollten.

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Mortonius69K  23.08.2023, 03:20
@Eromzak

Rassismus ist es, wenn man Leute aufgrund einer bestimmten Abstammung oder Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe Diskriminiert. Und die Juden wurden damals ganz einfach auf Grund ihrer jüdischen Abstammung kollektiv ermordet. Da gibt es in meinen Augen auch nix daran rechtzzufertigen

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Eromzak  23.08.2023, 03:25
@Mortonius69K

Mein Punkt ist das die nicht wegen ihrer Abstammung Diskriminiert wurden, sondern weil das einen spezifischen Vorteil für den Diskriminierenden gebracht hat. Die Intention ist also in meinen Augen nicht Rassistisch.

Ähnlich wie wenn in der Schule eine Gruppe von Schülern einzelne Schüler um ihr Pausengeld bringen möchte. Dann sucht man sich die kleinen Gruppen raus, die wenig Freunde und verbündete haben und im Idealfall einen der eben Kohle hat. Also wenig Aufwand, viel Ertrag. Der wird also zum Opfer weil es logisch ist ihn als Opfer zu wählen. Die entsprechende Gruppe mag dann eine Rechtfertigung brauchen warum sie gerade ihn auswählt, das kann dann auch Rassismus sein (wir nehmen dem schwarzen/weißen/gelben das weg, weil er es nicht wert ist), oder Klassismus (wir nehmen dem reichen/armen das weg, weil er es nicht wert ist) oder oder. Man tut es aber um sich selbst zu bereichern und nicht weil man Rassist ist. Verstehst du jetzt was ich meine?

Ich persönlich würde sogar argumentieren das das schlimmer ist als Rassismus, weil es schlicht kalt rationalisiert wird und garkeinen Hass als Grundlage bietet der unausgewogene oder zu harte herrangehensweißen zumindest psychologisch entschuldigen würde.

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Mortonius69K  23.08.2023, 10:32
@Eromzak

Welchen Nutzen hatte es damals die Juden und andere Menschen kollektiv nach Kriterien umzubringen? Wo ist da ein Nutze? Das ist einfach nur das unmiralischste und unethischste, dass in meinen Augen existiert.

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Eromzak  24.08.2023, 16:13
@Mortonius69K

Du musst halt Denkweise und Intention nachvollziehen. Juden waren mehrheitlich (anteilig an der Bevölkerungsgruppe) in freien Berufen, haben also auch im Schnitt mehr verdient und besessen als jede andere Bevölkerungsgruppe. Das heißt nicht dass Juden nicht in jeder Bevölkerungsgruppe vertreten waren aber eben überproportional in den höheren Schichten. Irgendwie muss man ja Krieg und die ganzen Reformen der Nazis finanzieren. Dies geschah Anfangs mitunter durch ausländische Geldgeber, mitunter aus den USA, aber reichen sollte das nicht. Dann kuckste wo du dein Geld herberkommst und argumentiert dann z.b. gegen Juden weil da im Schnitt mehr zu holen ist als bei anderen Minderheiten und der Anteil der Bevölkerung sehr niedrig ist, in diesem Fall unter 1 Prozent. Solche Minderheiten sind einfach das Beste und logischste Ziel in den Fall weil du Profit maximierst und Gegenwehr niedrig ist. Das ist im Kern der exakt gleiche Gedanke den ein kleinkrimineller hat wenn er in Berlin in der Gasse jemanden überfällt. Bei der kleinen zierlichen jungen Dame mit Schmuck um den Hals schlägt er zu bei mir kommt "upps verwechselt". Das ist auch der selbe Gedanke den ein Löwe hat der ein Jungtier oder krankes Tier als Opfer vorzieht, weil das kosten/nutzen bzw nutzen/Risiko Verhältnis dort am besten ist. Jetzt im Falle vom 3ten Reich was wäre wirtschaftlich die Gruppe gewesen die du zum Ziel genommen hättest die auf rein logischer Basis sinnvoller gewesen wäre? Bei Juden kam noch dazu dass sie in der Bevölkerung - europaweit - sowieso kritisch gesehen wurden und da auch viele andere Länder ja eher mit Begeisterung dabei waren, oder das siegereigene hingenommen haben, zusätzlich machst Du dich bei einigen eben beliebt, ich hab etwa Mal mit einem Palästinenser gesprochen der Hitler heute noch für einen großen Helden hält.(weil das ja klar ist...) Also gesetz dem Fall dass die Moral vollkommen egal ist versteht sich. Im Kern ist das bei behinderten das gleiche gewesen, eine Art Extremform des Sozialismus, das Argument hier ist ja die haben keinen Mehrwert, können also weg. Das ist mein viel anderer Gedanke als hier auf gute Frage wenn du dir Mal die Antworten zu fragen Betreff Hartz4 durchliest, da redet man ebenfalls generalisierend von Sozialschmarotzern. Gedanklich sind die Leute heute nicht so weit weg vom Nationalsozialismus - eigentlich hat den nur den logisch nächsten Schritt gemacht - aber fragen auch dennoch sich ständig "wie konnte das nur passieren?" - ja mich wundert es bei leibe garnicht.

Punkt soweit angekommen?

Lg

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