Alltägliche Beispiele für Theory of Mind?

1 Antwort

Mit Theory of Mind zweiter Ordnung wird eine Entwicklungsstadium bezeichnet, indem 5-8 jährige Kinder u.a. ein Verständnis für komplexe Sprechakte wie Ironie und Witz entwickeln, die sich von Lügen dadurch unterscheiden, dass der Sprecher nicht beabsichtigt, dass der Hörer die Lüge bzw. Witz glaubt.

Beispiel:

Mein Sohn (7 Jahre) nimmt sich gerne ein paar Pfefferminzbonbons aus einer Schachtel, die sich in der mittleren Armkonsole meines Autos befindet. Anschließend stellt er mir die Frage, wie viele er sich in den Mund gesteckt hat. Antworte ich: "4 Stück" ..., sagt er grundsätzlich eine andere Zahl, z.B. 3 Stück. Danach stellt er mir die gleiche Frage erneut, ohne weitere Bonbons aus der Schachtel genommen zu haben und ich antworte: "3 Stück" ..., worauf er dann sagt: "nein, 4 Stück" ... und grinst sich einen ...

In der nächsten Runde antworte ich dann mit 5 Stück, worauf er dann gerne mit seiner Lieblingszahl erwidert: "nein, Zentilliarde Stück" ..., obwohl er genau weiß, dass diese Zahl eine Menge darstellt, die selbst das größte Containerschiff der Welt nicht aufzunehmen vermag (Menge entspricht einer 1 mit 603 Nullen). Die Kenntnis über diese Zahl hatte er sich schon Monate zuvor angeeignet, als er mich nach der größten Zahl gefragt hatte und diese in Relation zu einer greifbaren Menge gestellt haben wollte (Anzahl Sandkörner im Sandkasten oder am Starnd / Anzahl der Mehlpartikel in einer Packung Mehl / ...).

Selbst wenn er diese Zahl noch nicht als solche versteht (wer kann das schon), kann er bereits abwägen zwischen dem was Papi glaubt, was stimmt, was stimmen könnte, was wahrscheinlich nicht stimmen kann und was grundsätzlich nicht stimmen kann ... (usw.) ...

Nach meiner Ansicht ist die Bezeichnung "zweiter Ordnung" etwas unglücklich gewählt, da es wie ein 2. Rang bzw. eine untergeordnete Platzierung klingt. Die Bezeichnung "zweite Stufe" wäre aus meiner Sicht geeigneter ... (erklimmen der zweiten Stufe einer Entwicklungs-Leiter).

Sven2025 
Fragesteller
 13.11.2015, 15:03

ok danke :) also das versttändniss von ironie

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Alex313  13.11.2015, 15:43
@Sven2025

Auch, aber nicht nur ...!

(deshalb steht da "u.a." im ersten Satz) 

Es geht auch darum "abwägen" zu können, ob und wann etwas stimmt und/oder authentisch ist und/oder logisch bzw. unlogisch erscheint. Dabei lernt ein Kind nicht nur auf die Inhalte einer Aussage zu achten, sondern auch Unterschiede hinsichtlich der rhetorischen Oberfläche (z.B. Mimik und Körpersprache) und der Tiefenstruktur (z.B. kognitive und emotive Komponenten) als Unterscheidungshilfe zunächst wahrzunehmen und anschließend zweckmäßig zu gebrauchen ...

Aus meinen Beobachtungen erlernt ein Kind in dieser Phase auch schon 'offensichtliche' Manipulationsversuche als solche zu erkennen und mit ironischen Äußerungen auszuhebeln ...

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