Fühlen sich Frauen gezwungen?

11 Antworten

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Gerne wird ja von Menschen, die sich nicht vorstellen können, mit einem Unbekannten Sex zu haben (egal ob beim Paysex, beim Pornodreh oder in einem Swingerclub), behauptet, dass "die meisten Frauen zu dieser Tätigkeit gezwungen werden", was allerdings stark übertrieben ist.

Undine de Riviere - eine studierte Physikerin, Mitbegründerin des bundesweiten Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) und schon über 20 Jahre in der Branche tätig, hat in ihrem lesenswerten Buch "Mein Hurenmanifest" einmal nachgerechnet, was an der Aussage "Die meisten Frauen werden gezwungen" dran ist: 

In den letzten Jahren kam es im Schnitt zu ca. 100 Verurteilungen pro Jahr wegen Menschenhandel und Co. - Tendenz rückläufig. Bei einer angenommenen Dunkelziffer von 95% (ähnlich wie bei Vergewaltigung und ähnlichen schambehafteten Delikten) entspräche dies rund 2000 Fällen. Da die Schätzungen für die Anzahl der Sexworker zwischen 80.000 und 400.000 schwankt, nehmen wir mal 200.000 an. Dann entsprächen die 2000 Fälle genau EINEM PROZENT! 

Zwar ist jeder Fall ein Fall zuviel - aber wer behauptet, dass die meisten Prostituierten gezwungen/verprügelt/eingesperrt werden, VERLEUGNET DIE REALITÄT, um die eigenen moralischen Maßstäbe der Gesellschaft aufzuzwingen. 

Nur weil es hin und wieder Zwangsehen gibt verbietet man ja auch nicht die Ehe - oder? Warum soll man dann selbstbestimmt arbeitenden Prostituierten ihren Beruf verbieten - nur weil es auch Zwangsprostituierte gibt?

Wenn Du wissen möchtest warum Frauen diese Dienstleistungen anbieten, welche Geschäftsmodelle es gibt und warum Männer diese nutzen, so findest Du bei Amazon & Co. zum Stichwort "Paysex" interessante Titel:

Wir sehen uns im Puff!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bekennender Paysex-Nutzer und Autor von Fachliteratur

Ich denke es gibt sowohl das eine, als auch das andere. Ich glaube um so weiter die Damen aus dem Osten kommen, um so weniger ist es wirklich eine ganz freie Entscheidung.

Aber es gab mal eine anonyme Umfrage unter Berliner Studenten, da konnten sich grundsätzlich jeder Dritte vorstellen, irgendwo im Erotikbereich zu arbeiten um das Studium zu finanzieren. Nach dieser Studie machen dass dann fast 4% auch oder haben es zumindest kurzzeitig gemacht. In der Regel geschah das freiwillig.

Studie zu Sexarbeit unter Studierenden - Studentenjob: Prostitutierte - Karriere - SZ.de (sueddeutsche.de)

Die Motive waren zum Teil finanzielle Not, zum Teil aber auch der Wunsch sich aus zu probieren oder eine nüchterne Abwägung, dass mit einer Nacht Escort einfach mehr zu verdienen ist als mit einem Monat Teilzeit im Supermarkt.

Das immer wieder genannte Hauptargument war "Eine Mischung aus Geld und Spaß"

Wenn man bedenkt, dass Berlin rund 200.000 Studierende hat, so ergibt sich bereits aus diesem Milieu eine enorm große Zahl von "Freiwilligen".

Woher ich das weiß:Recherche

YManO830  24.01.2023, 17:28

Sorry...hatte ich zu spät gelesen!

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Es gibt beides. Sowohl Frauen, die sich freiwillig zu so einem Job entscheiden und den auch gerne machen, als auch Frauen, die dazu gezwungen werden oder aus geldnot angefangen haben und nicht mehr raus kommen.

"Man hört"...

Ja, von interessierter Seite werden immer mal wieder unbelegte Zahlen in die Diskussion geworfen.

Die Kriminalstatistik bestätigt das nicht.

Die wissenschaftliche Forschung bestätigt das nicht.

Ich selbst kenne jetzt nicht so viele Frauen in dem Gewerbe, als dass ich da statistisch gesicherte Aussagen machen könnte, sondern nur ein paar Dutzend. Aber meine Erfahrung bestätigt das auch nicht.

Aber dennoch: Es gibt ein paar, die gezwungen werden. Ein paar werden auch dafür verurteilt. Und das ist auch völlig ok so.

Es gibt freiwillige Escortdamen, aber extrem viele, die sich aus einer Notlage heraus dazu gezwungen fühlen. Auch Zwangsprostitution gibt es leider leider