Ist Heimerziehung noch zeitgemäß?
Um meine eigene Antwort vorwegzunehmen: Nein, so wie ich Heimerziehung vor 40 Jahren erlebt habe (geschlagen wurde nicht mehr, aber viel Lieblosigkeit und psychische Gewalt) kann man sie definitiv nicht mehr als zeitgemäß ansehen.
Andererseits ist mir bewusst, dass es immer Kinder gibt, die man bei akuter Gefahr (Gewalt, Vernachlässigung usw.) notfalls aus der Familie nehmen muss, um sie an Leib und Leben zu schützen. Trotzdem kann ich Heimerziehung wie ich sie erlebt habe, noch lange nicht gutheißen – für mich ein unauflösliches Dilemma!
Wäre es eine Lösung, Familien aus schwierigen Verhältnissen rechtzeitig eine niedrigschwellige ambulante Hilfe anzubieten, damit es gar nicht erst soweit kommt, dass ein Kind aus der Familie genommen werden muss? Oder gibt es Fälle, in denen das nicht greift?
Oder glaubt ihr, dass es eine zeitgemäße Form von Heimerziehung geben kann, welche die Würde des Kindes nicht verletzt? Ich kann es mir schwer vorstellen, denn kein Heim kann die Liebe und Geborgenheit eines (intakten) Elternhauses ersetzen.
2 Antworten
Das Problem ist, dass nicht die Wahl besteht zwischen lieblosem Heim und intakter Familie. Damit ein Kind weggenommen wird, muss eine konkrete, langfristige Gefahr für das Kind bestehen und da ist ein Heim definitiv das kleinere Übel. Denn Zuhause ist Lieblosigkeit dann noch das Beste, worauf man hoffen kann. Eher gibt es psychische oder körperliche Gewalt oder ein aus sonstigen Gründen gefährliches Umfeld.
Jugendliche werden übrigens in Jugendgruppen untergebracht, das ist eher wie eine WG mit Betreuer, da ist es also nicht unbedingt lieblos. Und bei den Kindern ist es wohl immer unterschiedlich, je nach Geld der Stadt, Kapazitäten des Hauses und Charakter der Betreuenden.
Man versucht eigentlich immer erst auf diverse andere Hilfsangebote zurückzugreifen, weil es weder sinnvoll, noch möglich ist, jedes Kind aus einem schlechten Zuhause mitzunehmen. Leider trauen sich wenige Menschen diese Hilfe in Anspruch zu nehmen oder verweigern sie. Es gibt zb Leute die überforderte Eltern im Alltag unterstützen und beraten wie sie es regeln können und es gibt Familienhelfer, die als Streitschlichter und Kommunikationshelfer fungieren. Es wird auch idR erstmal nur verwarnt und es werden Kontrollbesuche gemacht. Nur wenn das nicht funktioniert oder eine konkrete Gefahr besteht, wird das Kind aus der Familie genommen. Und selbst dann versucht man die Familie später wieder zusammenzuführen, wenn möglich / zumutbar.
Nur wenn die Eltern das Kind partout nicht mehr wollen oder das Kind sich weigert weiter bei den Eltern zu leben.
Die Kapazitäten hätten sie sonst überhaupt nicht. Viele Kinder sind seltsam.
Ja, deinen Traum würde ich gerne unterstützen, aber die Realität sieht nicht gut aus um so etwas zu realisieren.
Vor knapp 40 Jahren habe ich mich auch um eine Waisenkind gekümmert, das ich dann auch für einige Zeit bei mir aufnahm.
Nun ich selbst war ja auch noch jung und ohne die Nötige Lebenserfahrung, so ging doch nicht alles so wie es hätte gehen sollen.
Aber besonders in Bezug auf Liebe.
Liebe kann man in keiner Ausbildung lernen.
Viele dieser Sozialarbeiter sind Sozialarbeiter, weil sie selbst mit ihrem Leben nicht zurecht kommen und sich erhofften durch das Studium Antworten auf ihre eigenen Probleme zu erhalten.
Dann stehen sie da mit einem Diplom in der Tasche und tun wozu sie ausgebildet wurden.
Daher ist auch so etwas zum Scheitern verurteilt.
wir leben in einer Lieblosen Gesellschaft und diese Lieblosigkeit hat noch mehr zugenommen in den Jahren.
Diese Situation, die Umstände zu ändern geht nicht durch neue Ordnungen und Strukturen.
Diese Umstellung geschieht erst durch Veränderung der Gesinnung.
Somit müsste ein Weltweites Umdenken stattfinden.
Aber da nun der Mensch schlecht ist, wird das nicht kommen, im Gegenteil es wird nur noch schlimmer werden.
Das sehe ich an meiner Arbeit fast Täglich.
und das nicht, weil ich in einer Schlechten Firma bin mit schlechten Leuten, im Gegenteil ich liebe meine Arbeit wie auch meine Mitarbeiter.
Aber es fehlt an Verstand und Verständnis in den Oberen Etagen.
Und diese sind es die schlussendlich die Richtung angeben.
Es wäre schön wenn Kinder tatsächlich nur bei konkreter Gefahr aus dem Elternhaus genommen werden. Bis in die 1980er-Jahre reichte es jedoch, wenn ein Kind einfach nur „anders“ oder „komisch“ war und sich schlecht ins Umfeld integrieren konnte. Das war Grund genug für eine Heimeinweisung und ich fürchte, so etwas gibt es heute immer noch.