Hallo,

also, mal eins nach dem anderen...

Geschlecht

also erst mal zu Gender allgemein. Im Englischen gibt es die Unterscheidung zwischen sex und gender, was ganz wichtig ist. Man wird mit beidem geboren, bei den meisten Menschen überschneiden sie sich oder sind völlig gleich, aber eben nicht immer.

Sex ist das biologische Geschlecht (also ein Mann hat einen Penis usw). Da gibt es die Unterscheidung zwischen männlich, weiblich und intersexuell (Menschen, die Merkmale beider Geschlechter besitzen, die man also nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen kann).

Gender ist viel komplizierter. Das ist nämlich das soziale Geschlecht. Gender kann definiert werden als "the state of being a man, a woman, both, neither, somewhere in between, or something entirely different."

Wenn Gender und Sex nicht zusammenpassen, nennt man das transsexuell / transgender.

"Eigendiagnose"

Wie erkennt man nun, dass man trans* ist? Naja, das ist nicht so ganz einfach, aber ein paar Gedanken dazu: Es gibt einen Unterschied zwischen z.B. "sich männlich fühlen" und "gerne Männersachen" tragen und "sich tatsächlich wie ein Mann fühlen". Ich kleide mich an manchen Tagen sehr "weiblich" (Schminke, Kleid, usw), an anderen Tagen wiederum ziemlich "männlich" (Hemd und Krawatte/Fliege). Trotzdem fühle ich mich als Frau. Ich bin zufrieden damit, als "sie" bezeichnet zu werden. Ich bin weiblich und finde das auch voll ok so. Gender expression und Gender müssen nichts miteinander zu tun haben. Sie können es aber.

Was "männlich" ist und was "weiblich" ist, ist von der Gesellschaft ziemlich normiert. Aber man muss sich als Frau nicht immer besonders weiblich geben und fühlen. Nicht alle Frauen tragen gerne Kleider und nicht alle Mädchen spielen gerne mit Puppen. Das ist es nicht, was eine Frau zu einer Frau macht. Das ist ganz normal und ok. Manchmal fühlt man sich in seiner "Rolle" als Frau nicht wohl. Das gilt auch für Männer! Dieses Unwohlsein kann ganz schön stressen und einen runterziehen. Wenn man auf der Suche nach seiner "wahren Identität ist", ist das verwirrend. Wenn man dann etwas findet, was seinen Zustand erklärt und beschreibt, ein Wort dafür bietet, was man vorher für "unnormal" gehalten hat, kann das befreiend sein.

Du bist noch sehr jung! Es kann wirklich sein, dass das nur deine Hormone sind. Es könnte aber auch sein, dass du wirklich trans* bist. Das kann hier niemand beurteilen...

Welcher Begriff passt aber für dich? Das kannst nur du sagen. Nur du selbst kannst wirklich sagen, was du bist. Fühlst du dich wirklich als Junge? Dann bist du es wahrscheinlich. Nicht sicher? Dann solltest du noch etwas warten, nachdenken, Berichte von (anderen) Transsexuellen anhören oder lesen und gucken, ob du vielleicht ähnliche Erfahrungen machst. Auf YouTube gibt es eine ganze Menge Videos von Menschen, die trans* sind und/oder darüber reden. Guck doch einfach mal rein. Lass dir Zeit! Denk in Ruhe darüber nach. Überstürze nichts.

Und wenn du meinst, dass du ein Junge bist, dann ist das eben so! Und dann ist das auch ok!

Du bist dir sicher und willst weiter gehen?

Ich denke, dass es auch sehr befreiend sein kann, das zu erklären. Dann herrscht Klarheit. Das kann ziemlich beängstigend und komisch sein... Also, wie geht man so was am besten an?

Zuerst solltest du deine Gedanken klar formulieren, das hilft. Vielleicht schreibst du auf, was du fühlst und warum du überzeugt bist, dass du trans* bist. Ordne, sortiere deine Gedanken und "Argumente". Das ist dann auch eine bessere Grundlage für ein Gespräch.

Wenn ihr z.B. einen ruhigen Nachmittag habt und z.B. deine Mutter Zeit hat, setz dich mit ihr hin. Sag, dass du etwas wichtiges besprechen willst. Bitte darum, dass du ausreden kannst und nicht unterbrochen wirst, weil es dir wichtig ist, was du zu sagen hast und dass du willst, dass sie es verstehen, weil sie dir wichtig sind. Erkläre ihnen, dass es dich sehr verletzt, dass sie dir deine eigenen Gefühle nicht glauben. Sage klar, was genau du fühlst! Vor allem: Hab Geduld. Transsexualität ist meistens ein Schock, die Eltern wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, verstehen es nicht, suchen "Schuld" und "Erklärungen" und "Gründe, warum das vielleicht doch nicht so ist" - sie werden etwas Zeit brauchen.

Such dir Beratung und Hilfe von Auswärts. Online-Beratung und Seelsorge sind meiner Meinung nach eine gute Sache. Du findest sie z.B. hier: https://www.diakonie-emailberatung.de/ oder hier: http://www.telefonseelsorge.de/ oder hier: https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html#log_in Hier findest du Beratungsstellen für trans* Menschen: https://transintersektionalitaet.org/?page_id=261 Suche dir einen Arzt oder Therapeuten, dem du vertrauen kannst!

Andere Seiten und Foren sind z.B. hier: http://www.meingeschlecht.de/ oder hier: https://t-gen.de/

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest! Was auch immer es ist: Es ist ok. Du bist ok! Und: Es sind deine Gefühle, und du musst dich auch nicht in eine Schublade stecken!! Das Wichtigste ist, dass DU dich wohl fühlst und glücklich bist.

Liebe Grüße

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