Die These die du da hast, ist im Prinzip ja eine extreme Variante von Fischer's Position. Er hat die immer komplexer werdene Eröffnungstheorien die tief ins Mittelspiel reinreichen auch kritisiert.

Zu behaupten man könne nicht mehr kreativ sein ist doch aber viel zu weit gegriffen. Schau dir mal ein paar deiner Spiele auf Lichess an und vergleiche ab welchem Zug deine Partie nicht mehr in der Masters Sammlung vorkommt. Du wirst je nach Niveau feststellen, dass dies schon oft nach wenigen Zügen einmalig sind. Bei Profis halt etwas Später, aber es wird doch nie eine auswendig gelernte Partie gespielt.

Und wo ist eigentlich das Problem dabei? Wieso sollte ein starkes Gedächtnis nicht genauso respektabel sein, wie das finden toller Gewinnzüge. Die sind nämlich genauso wenig neu erfunden, sondern basieren auf erlernten Mustern und dessen Wiedererkennung und Kombination. Schau dir mal folgende Stellung an: Weiß am Zug.

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Für erfahrene Spieler wie dich sicher ein leichtes den besten Zug für Weiß zu finden und für einen blutigen Anfänger nahezu unlösbar. Aber ist das jetzt sonderlich kreativ und neu? Also bitte. Das setzt sich aus simplen Motiven wie Ablenkung der Schutzfigur, Hinlenkung und einem sehr bekannten Mattbild zusammen. Daran ist nichts kreativ oder neu, aber für den Anfänger wirkt das wie ein Geniestreich.

Am Ende ist Schach nie besonders schöpferich sondern vor allem kombinatorisch und strategisch. Es gewinnt der beste Zug, nicht der noch nie dagewesene. Das war auch vor 500 Jahren im Schach so.

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