Bei der CDU/CSU bestimmt auch maßgeblich die Parteiführung den Kurs. Die Union ist ja erst die Union, weil sich dort etliche Gruppierungen etabliert haben. Die CDA ist beispielsweise schon immer für den Mindestlohn gewesen und fordert auch dessen Erhöhung. Ich denke du hast die Parteistruktur der CDU nicht ganz verstanden.

Wäre Adenauer noch am leben, hättest du eine sozial-konservative Politik gehabt. Adenauer hat de facto sozialdemokratische Politik mit einem nationalkonservativen Charakter betrieben. Das hat ihm 1957 die absolute Mehrheit eingebracht.

Das beobachten wir derzeit auch im Ausland. Das Erfolgsrezept der konservativen Hardliner sind kräftige Investitionen in den Sozialstaat und Umverteilung mit nationalem Gebrülle. Das war auch Johnsons Sieg in Großbritannien.

Und die gleichgeschlechtliche Ehe wäre so oder so gekommen. Ob nun die Kanzlerin die Abstimmung im Parlament zu einer Gewissensentscheidung macht, in der Erwartung, dass SPD, Grüne und Linke die Ehe für alle einführen oder am Ende das Bundesverfassungsgericht durchgegriffen hätte: Das Ergebnis wäre dasselbe.

Konservativ heißt nicht automatisch intolerant. Konservativ kann auch heißen die Ehe zu stärken, indem man sie für Homosexuelle öffnet oder Gottes Schöpfung zu bewahren, indem wir den Kohleausstieg beschließen. Es gibt nicht nur deine Definition von Konservatismus.

Trotz dieser Entwicklung werden CDU/CSU in der Öffentlichkeit häufig noch als konservative Parteien etikettiert. Warum ist das so?

Die Merkel-Ära ist so gut wie vorbei. Die gefürchtete Werteunion rund um Friedrich Merz und Hans Georg Maaßen steht schon in den Startlöchern. Die CDU hat sich in all ihren eher liberalen Jahren nicht ein Stück weit verändert. Ein Rechtsruck der Union Ende 2020 ist erwartbar und vorhersehbar. Es würde mich schon sehr überraschen, wenn die CDU ohne inhaltliche Kurskorrektur mit AKK in den Wahlkampf zieht.

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