Nein, mit "Druck" irgendwelcher Art hat das Klavierspielen bzw. das "Tastendrücken" nichts zu tun! Druck ist etwas Statisches, Tastenschlagen hat aber etwas mit Dynamik zu tun, also mit Geschwindigkeit. Ich muss mich wiederholen, weil es scheinbar nicht oft beachtet wird, bzw. mißverstanden: der einzige Parameter, der vom Spieler abhängt, ist die Geschwindigkeit, mit der die Taste heruntergedrückt wird bzw. die G., mit der der Hammerkopf auf die Saite(n) trifft. Natürlich spielen für die Lautstärke noch andere Parameter, nämlich die Konstruktionsart und -Güte, die Massen von Saite und Hammerkopf, aber diese Parameter sind nicht mehr vom Spieler abhängig. Marc Champollion, Instrumentenbauer in Freiburg.

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Im von Cristofori kurz vor 1700 in Florenz erfundene Hammerklavier wurde (im Gegensatz zum 1397 vom Medizinstudenten Hermann Poll in Padua erfundenen Kielklavier, ital. Cembalo genannt) die Saite bzw. das Saitenpaar von einem Hämmerchen angeschlagen - statt mit einem Kiel gezupft. Die Geschwindigkeit, mit der dieser Hammer (erst eine leere Papprolle, später lederbezogene Hammerköpchen, heute Filz) die Saite anschlägt (um sie dann sofort loszulassen, denn der Hammer wird ja von der Saite regelrecht zurückgeschleudert!) bestimmt die Lautstärke: langsamer Anschlag erzeugt einen leisen Ton, genau wie wenn man auf eine Tür langsam mit dem Finger klopft, schneller Anschlag einen lauten. Und die Anschlagsgeschwindigkeit ist proportional der Geschwindigkeit (und NICHTS Anderem!), mit der der Finger die Taste niederdrückt. Denn die Energie, die somit von der Saite abgefangen, also aufgenommen wird, ist proportional der Masse des Hammerkopfes (einige Gramm) und dem Quadrat der Anschlagsgeschwindigkeit; die Saite fängt an zu schwingen; es ist diese Energie (in Joule ausdrückbar), welche die Saite(n) in Schwingung versetzt, und diese Schwingung überträgt sich auf die Luft mittels Stegstift, Steg und Resonanzboden. Beim Cembalo spielt (leider!) die Geschwindigkeit, mit der der Kiel die Saite anreisst, keine Rolle. Deshalb haben die Musiker und insbesondere die Cembalisten jahrhundertelang nach dem Klavier geschrien, aber es hat halt fast drei Jahrhunderte gedauert, bis die Erfindung kam. (Es gab zwar schon 1440 ein Fachartikel von Henri Arnaut von Zwolle, in dem das Prinzip des Klaviers, sogar mit einer, allerdings etwas primitiven Zeichnung, erklärt wurde, nun fand sich lange Zeit kein Erfinder dafür). Der große Vorteil des neuen Tasteninstruments, welches ja noch sehr lange "Cembalo" genannt wurde (noch in Beethovens Partituren findet sich dieser Terminus) - was die organologische Forschung erschwert - ist also die Möglichkeit, sofort zwischen leise und laut zu wechseln, zwischen piano und forte - was ja den Namen erklärt. Dieser Name - Pianoforte, oder auch Fortepiano, manchmal verballhornt in "Fort-bien"(!) beschreibt also diese dynamische Fähikeit; die andere Bezeichnung ("Hammerklavier", selten auch mal "Hammercembalo", am häufigsten aber "Hammerflügel") beschreibt die Konstruktionstechnik. Es ist aber (leider) die italienische Namensgebung, die übernommen worden ist, und zwar nur deren Hälfte: "Piano"; das piano, also die Möglichkeit, piano (=leise) zu spielen, war ja das erstrebte Ziel, NICHT das "forte"! Das kannte man ja vom Cembalo/Kielflügel, der NUR dauernd "forte" spielen konnte, was vor allem die Sänger gehörig störte. marc champollion, freiburg champollion@gmx.de

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