Eltern wollen mich zur Konfirmation zwingen...

Guten Abend zusammen,

seit einem 3/4 Jahr nehme ich am Konfirmandenunterricht teil (den ich selbst bezahl habe), im Mai soll dann die Konfirmation sein. Ich hatte am Anfang zugestimmt, weil meine ganze Familie christlich ist und es, wie mein Vater sagt "einfach dazu gehört", da man mit der K. sozusagen in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen wird.

Jetzt ist mir aber im Laufe der Zeit klar geworden: Ich will das nicht. Der Grund ist einfach... Ich glaube weder an Gott noch an die Kirche - wieso also einem Verein beitreten, deren Überzeugungen nicht mit meinen übereinstimmen? Ursprünglich hatte ich geplant, danach eben aus der Kirche auszutreten, das kommt mir aber irgendwie blöd vor, als ob ich dann alle Gäste "verarscht" hätte.

Aber... ich wollte eben meine Familie nicht enttäuschen, nach dem Motto "Augen zu und durch". Inzwischen sind auch alle eingeladen. Heute habe ich trotzdem meinen Mut zusammen genommen und meiner Mutter gesagt, dass ich es nicht möchte. Klar, ich hätte es früher tun sollen, aber ich hatte einfach Angst vor der Reaktion meiner Mutter, die überzeugte Christin ist. Und nun ist eingetreten, was ich befürchtet hatte: Sie motzt, schreit, weint... und mein Vater ist wütend. Eigentlich hieß es doch, es wäre meine Entscheidung (???). Nun sagen meine Eltern, wenn ich es nicht mache, muss ich es allen Verwandten und dem Pfarrer persönlich erklären.

Außerdem ist meine Mutter so beleidigt, dass sie sagt, sie steht morgens nicht mehr mit mir auf, macht mir kein Essen etc. Zudem drohen meine Eltern damit, mich in irgendein Zeltlager zu stecken, damit ich "zur Besinnung komme" (sie wissen, dass ich solche Lager hasse).

....Ich weiß jetzt nicht, was ich tun soll, ich muss mir Vorwürfe anhören wie "Weißt du eigentlich, was du damit anrichtest?! Du enttäuscht uns alle! Du verletzt mich damit!" - WO ist da noch die Entscheidungsfreiheit? Wer möchte schon bei der ganzen Familie unten durch sein, sich noch jahrelang für seine Entscheiden rechtfertigen und sich anhören müssen, wie ich alle enttäuscht habe... die Geschenke will ich auch nicht, ich hätte sogar en schlechtes Gewissen, sie anzunehmen.

Sorry für den langen Text.. im Moment bin ich halt wirklich verzweifelt... soll ich in den sauren Apfel beißen und alles über mich ergehen lassen, weil es sich so gehört? Oder soll ich zeigen, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe, allen absagen und somit die Enttäuschung und Wut in Kauf nehmen?

Würde mich über jeden ernst gemeinten Rat freuen!

...zur Frage

Liebe Karandia,

ich weiß zwar nicht wo du wohnst, aber es ist schon sehr untypisch, dass der Konfirmandenunterricht bei euch entgeltlich ist. Für den Konfirmandenunterricht selbst fallen nach meinem Wissen keine Kosten an, lediglich für eventuell anstehende Konfirmandenfreizeiten. Aber das auch nur am Rande. Ich gehe im Moment davon aus, dass deine Konfirmation in Kürze anstehen wird, schätzungsweise im April/Mai. Da bei einer solchen Feierlichkeit meist eine große Familie zusammen trifft und die Festivität mit vielen Ausgaben verbunden ist, ist die Haltung deiner Eltern aus meiner Sicht verständlich. Seit einem 3/4 Jahr bereiten sich deine Eltern in dem Glauben, dass du gerne zur Konfirmation gehen möchtest,auf dein persönliches Fest vor. Es ist aus Sicht deiner Eltern ein ganz besonderer Tag für dich und auch für sie, da dich deine Eltern damit ein kleines Stück aus dem wohlbehüteten Nest herauslassen und damit akzeptieren, dass ihr Kind nun immer reifer und erwachsener wird. Das ist ein Lerneffekt, der den meisten Eltern schwer fällt. Eine Konfirmation ist für die Eltern ein Wegweiser, dass die Kindheit unaufhörlich dem Ende zugeht. Auch für dich selbst ist es ein Wegweiser. Ich finde deine Einstellung, dass du nicht konfirmiert werden möchtest, weil du nicht den Glauben vertrittst, vom Grundsatz her auch völlig in Ordnung. Aber kann es sein, dass die so kurzfristig eingetretene plötzliche Erkenntnis eventuell mit der Schule zusammen hängt. Der Unterricht ist vielfältig. Religion äh wie peinlich, wer glaubt ist schwach. Wissenschaft Biologie ist cool - Evolotion ist logisch nachvollziehbar. Wie ist dein Verhältnis zu deinem Pastor? Er sollte dich nach einem 3/4 Jahr Konfirmandenunterricht recht gut kennen. Ich würde dein Problem und deine Meinung zum Glauben ganz offen mit ihm besprechen und ich gehe ganz fest davon aus, dass er sich freuen wird, wenn du das Wort zu ihm suchst, was im Übrigen auch von Reife zeugt und ihr gemeinsam eine Lösung sucht. Vltg. könnt ihr danach auch ein Gespräch zusammen mit deinen Eltern führen.

Deine Eltern reagieren jetzt natürlich über und deuten dein Verhalten als eine pubertäre Phase, wobei die Pubertät in deiner Verhaltensweise tatsächlich einen Anteil haben kann. Wenn du in einem christlichen Haus erzogen wurdest, dann erscheint es mir für den Moment als normal, dass du alles was deine Eltern gut finden, du weit von dir wegschieben möchtest und somit auch die Konfirmation. Geh noch einmal in dich und wäge in alle Richtungen ab ganz loyal.

Ich wünsche dir viel Erfolg und möglicherweise eine wunderschöne Konfirmation :-)

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.