Nornengesang
„Wir weben und weben am Weltenlauf
Und können ihn doch nicht wenden.
Das Schicksal breitet die Fäden auf,
Die wir vor- und rückwärts senden.
das Schicksal hält sie fest in der Hand,
Und was einmal aufgespannt,
Das müssen wir vollenden. Urd Ich war, bevor die Urzeit war,
Stieg auf aus Ewigkeits-Schächten.
Ich schürte die Glut auf Muspels Altar,
Verkehrte mit finsteren Mächten. –
Weiß nicht was geschieht, was das Jetzt gebar, –
Ich wandle und weile immerdar
In vergangener Zeiten Nächten. Werdani Gegrüßt sei Odin und laut genannt
Du Gott gewordener Gedanke.
Du Weltalls Geist in Form gebannt,
Drum Alles sich ordne und ranke.
Ich gebe Dir Rat, der nutzt und frommt,
Weiß nicht was war und nicht was kommt,
Die Gegenwart zieht mir die Schranke. Skuld Ich sehe Alles, Alles voraus,
In der Zukunft offenen Hallen!
Mir künden Wogen und Sturmgebraus,
Wie die Wasser zu Meeren wallen.
Ich seh‘ einen neuen Weltenbau,
Seh Göttersitze auf grüner Au,
Und Alles, Alles zerfallen. Die Dreizahl Nun wandern wir Drei zum geweihten Ort,
Aus dem sich der Weltbaum hebet!
Wir netzen die Zweige, daß keiner verdorrt,
Mit Nebel, der ihn umschwebet.
Wir wehren Nidhöggr mit heiligem Zorn,
Und tränken die Wurzeln aus Urdas Born,
Daß die Esche grünet und lebt.“