Hallo Gute Frage Team,
Mobbing ist meiner Meinung nach ein komplexes und unterschätztes Phänomen. Leider gab es Mobbing schon immer nur hat das Thema mit den modernen Kommunikationsmedien, zunehmender Vernetzung und sozialen Medien eine neue Dimension und neue Sichtbarkeit erlangt. Vor Online Mobbing kann man sich eben nur schlecht schützen (ein Umzug oder Schulwechsel z.B. hilft da nicht) selbst der Verzicht auf die Nutzung bestimmter Plattformen bzw. das Löschen von Accounts hilft oft nicht denn Inhalte können ja beliebig geteilt werden. Außerdem schützt die "Anonymität" die Mobbingtäter in der Regel vor Strafverfolgung. Bei der schieren Menge der Beiträge ist eine wirksame Verfolgung wohl kaum möglich.
Beiträge mit Mobbingcharakter sollten natürlich vom Betreiber sanktioniert werden. Löschung der Beiträge und eine zeitweise Sperre wären meiner Meinung nach der erste Schritt. Bei wiederholt auffälliger Kommunikation ist dann die endgültige Sperre/Löschung des Accounts fällig.
Auch teschnisch könnte meiner Meinung nach nachgebessert werden. So vermisse ich auch bei Gute Frage Net die Möglichkeit meinen Account mit einer vernünftigen Mehrfaktor Authentifizierung (z.B. per Hardwarekey und FIDO 2 Passkeys) abzusichern. Die Übernahme eines Accounts und das Verfassen von Beiträgen unter der Identität eines Anderen Nutzers ist somit potentiell wohl recht einfach möglich.
Die wichtigste Stellschraube dürfte meiner Meinung nach in der Sozialisation/Erziehung und Bildung bestehen. Ich kann im Alltag immer wieder beobachten dass es den Menschen grundsätzlich schwer zu fallen scheint zu unterscheiden welche Aussagen/Themen in soziale Netze "gehören" und welche nicht. Dieser unreflektierte Umgang ist auch bei der Auswahl der Dienste für mich sichtbar. Es wird einfach alles genutzt was gerade aktuell im Trend liegt. Datenschutz, Sicherheit sind kein Thema für die meisten Benutzer auch wenn es sich bei den verwendeten Diensten nachweislich um Datenkraken handelt über die man als Nutzer keine Kontrolle hat und deren technische Grundlagen auch nicht sicher unabhängig durch Fachkundige prüfbar sind.
Ich selbst verwende weder Facebook und Co. noch Whatsapp. Stattdessen setze ich auf alternative quelloffene Dienste (Matrix und Mastodon) über die ich mit Freunden und Bekannten sowie Intressensgruppen in Kontakt trete.
Ich halte meine digitale Identität somit so klein und kontrollierbar wie möglich. Es ist schon interessant wie schnell man aus der Wahrnehmung anderer "verschwindet" wenn man die großen Plattformen meidet. Zwar hatte ich immer etwas Bedenken kommunikativ abgeschnitten zu sein, habe aber festgestellt dass Menschen die wirklich Wert auf einen Kontakt mit mir legen durchaus auch auf anderen Wegen mit mir Kontakt aufnehmen oder selbst mal einen Blick auf die Lösungen werfen die ich aus guten Gründen verwende.
Auch eine klare Trennung von beruflicher und privater Kommunikation ist mir so bisher immer gut gelungen.