Warum wollen Sie sich denn verstellen, wenn Sie auf ein Date gehen? Suchen Sie einen Mann, der auf glatte Haare steht, obwohl Sie Locken haben? Seien Sie authentisch und stehen Sie zu Ihrer Persönlichkeit, dann wird es ein gelungenes Date. Erzählen Sie den Menschen, die Sie treffen, etwas interessantes (also: etwas authentisches) über sich selber, anstatt die Banalitäten, die jeden Tag in der Werbung laufen, von wegen: "Schaaatz, wo ist mein Glätteisen? Ohne Glätteisen kann ich nicht in den Supermarkt gehen... Nur noch 20 Minuten Haare glätten, sonst kann ich mich nirgendwo blicken lassen!!!! Warum hast Du mir wieder meine Frisur kaputt gemacht? Ich hasse mich selber und diejenigen, die mich lieben. Ich hasse meine Locken. Alles was ich will, ist Shopping... Ich lasse mir Extensions legen. Denn die Haare anderer sind attraktiver als meine eigenen Haare. Ich wäre gern jemand anderes."

Übrigens: die Anti-Locken-Propaganda in den Medien, die seit fast 25 Jahren betrieben wird, kommt aus USA, wo man gemeinhin Locken für typisch schwarz hält, oder bei Weißen, für jedenfalls nicht "WASP", sondern "italian or jewish". Daher nimmt man irrtümlich an, Locken zu haben sei typisch für Minderheiten, und die "WASPS" hätten glattes oder allenfalls leicht welliges Haar. Gucken Sie sich die Medien aus USA mal genau an - die Celebs, die dort Minderheiten angehören, diskriminieren sich selber, und wollen so "WASP" wirken wie möglich. Sie bleichen sich die Haut und tragen dann Sprühtan darüber auf, tragen blonde, rote oder schwarze Glatthaarperücken, die wiederum mit dem Lockenstab aufgedreht werden, und blaue oder eisgraue Irisimplantate. Sie lassen sich die Nasen operieren, damit sie nicht so breit sind (denn das ist typisch schwarz, meint man) und damit sie nicht so lang sind (denn das ist typisch "italian or jewish", meint man), und damit der Nasenrücken, vom Profil aus betrachtet, möglichst flach aufliegt und nicht "krumm" ist, auch aus diskriminierenden Gründen, und damit die Nase nicht so groß ist, denn.. nur Kindernasen sind süß... Sehen Sie sich mal einen Hollywood-Kinofilm bewußt an: dort werden ständig Profile gezeigt. Indem ein Profil gezeigt wird, werden bestimmte Dinge suggeriert. Das Profil wird gewertet. Diejenigen Celebs, die sich medienwirksam selbst diskriminieren, werden von einer rassistischen Gesellschaft dafür belohnt. Sie vermarkten weichgespülten "exotischen Sex-Appeal" und dienen als Vorbild für die Otto-Normalverbraucher. Die amerikanischen Medien sind auch unsere Medien, und die Vorurteile der Amerikaner werden von uns übernommen und knüpfen an ältere, bereits bestehende Vorurteile an, nach den Motto: "Es ist okay, einer Minderheit anzugehören, auch wenn du nicht an einer Eliteuni warst, aber nur, wenn du blaue Augen hast, oder hellgelbe statt dunkle Augen, oder jedenfalls glatte Haare oder helle Haut. Und: seit neuestem kannst du dir das alles sogar kaufen! Das ist Freiheit und Demokratie! Suchen Sie sich eine Nase aus! Oder ist das nur freie Marktwirtschaft? Und dann, wenn du WASPER geworden bist, ist das an dir, was einer Minderheit angehört, sexualisiert. Du bist jetzt die Mischung aus Stigma und Adel - also anmachend, da mittlerweile harmlos, ich wollte nicht chauvinistisch werden und sagen: sauber. Wir brauchen keine Angst mehr vor Dir zu haben. Du bist jetzt okay. Die Südstaatenpolizisten finden dich geil. Du bist was ganz besonderes, die Nadel im Heuhaufen, die Chinesin mit den blauen Augen, die Frau mit der Kuhfleckenkrankheit, die Indianerin mit dem blonden Haar." Du wirst auf ein Podest gestellt und feilgeboten: Wie wäre es mit einem genmanipulierten Kunstprodukt, das mit einer Software programmiert worden ist? Don't you wish your grillfriend were just like me?

Machen Sie da nicht mit! Glatte Haare sind nicht besser als Locken. Gehen Sie raus mit Ihren Locken, lassen Sie sich sehen und zeigen Sie es diesen Leuten. Wenn Sie braune Augen haben, setzen Sie sich keine blauen Kontaktlinsen ein! Bei einem bekannten Optiker wurden mir Kontaktlinsen für 14 Tage angeboten, eine blaue und eine grüne Woche - gratis, in meinen Stärken. Die hatte der Optiker auf Verdacht bestellt, um mich mit seiner Werbung zu umgarnen. Obwohl die Linsen gratis waren, lehnte ich das Geschenk ab! Die Optikerin war sichtlich eingeschnappt, denn ich sagte ihr: "Ich bin mit meiner eigenen Augenfarbe sehr zufrieden." Dann wurde ich von Bekannten gefragt, ob ich nicht wissen wollte, ob ich mit hellen Augen besser aussehen würde... Darüber hatte ich zuvor noch nie nachgedacht. Ich könnte meine Freiheit ausüben, mit blauen Augen besser anzukommen. Ist das Demokratie? Die Antwort auf diese Frage ist übrigens: Ich kann mit einer anderen Augenfarbe nicht besser aussehen, denn ich würde dann aussehen wie jemand anderes. Ich will aber aussehen wie ich. Ich will Verbündete haben, mit braunen Augen und Locken, mit glatten Haaren und blauen Augen, mit Locken und grauen Augen, mit glatten Haaren und schwarzen Augen, mit roten Haaren, mit Lidfalten, mit allen Hautfarben, die echt sind, die als Demonstration, als Manifestation sich sichten lassen und den Konsumenten da draußen zeigen, wer wir sind, wenn wir echt sind. Ich will nämlich kein Produkt sein, und ich will auch nicht bewertet werden wie ein Produkt. Ich will ein Mensch sein und keine Masche.

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