Ich hab von 2011 bis 2014 den Bachelor Biochemie an der TUM absolviert. Im Auswahlgespräch damals wurden folgende fachliche Aufgaben gestellt:

- Strukturformel von Acetylsalicylsäure / Wirkung? (Wenn man es nicht auf Anhieb wusste, wurde einem Hilfestellung gegeben, also chemische Begriffe wie Benzolring, Carboxygruppe und sowas, woraus man sich dann die Struktur herleiten musste)

- Warum ändern manche Bakterien ihre Farbe unter Sonneneinwirkung? (Pigmentierungsschutz analog zum Menschen)

- Strukturformel von Glucose (Auch evtl. mit Hilfestellung) und Funktion der Glykolyse (Energieproduktion unter anaeroben Bedingung, weniger effizient als Atmungskette), grobe Teilschritte

- Zellbiologische Fragen wie Benennung von Organellen mit Doppelmembran (Zellkern, Chloroplasten, Mitochondrien) u.ä.

Es wird nicht erwartet, dass du jede Frage auf Anhieb richtig beantworten kannst, darum gehts auch nicht. Manche Fragen sind auch bewusst so speziell gestellt, dass damit geprüft werden kann, wie du eine dir unbekannte Thematik wissenschaftlich angehst, d.h. Theorien aufgrund von vergleichbaren Begebenheiten aufstellst und auch dementsprechend argumentierst. Wichtig ist nicht, dass du ein wandelndes biochemisches Lexikon bist, sondern dass du über eine logische Denkweise verfügst. Ich wusste damals das meiste nicht, hab mir aber überlegt, wie es sein könnte und das halt gut begründet, und das hat dann auch gereicht.

Prinzipiell ist das Auswahlgespräch auch nicht so schwierig. Kommt halt auch immer ein bisschen auf die Profs an (Buchner gerne zellbiologische Fragen, Groll eher (bio-)chemische Fragen...). Es wird aber einen studentischen Beisitzer geben, der auch eingreifen sollte, falls die Fragen unfair sind (wobei wahrscheinlich viele nicht die Eier haben, vor dem Prof sowas anzusprechen - aber wie gesagt, die meisten Fragestellungen sind insofern fair gewählt, dass dir die Möglichkeit gegeben wird, dein wissenschaftliches Denken unter Beweis zu stellen).

Übrigens ist die Chemie-Fakultät der TUM zwar was die Forschung angeht top aufgestellt (wobei da auch viele pseudoprofessionelle Idioten rumlaufen), die Lehre ist allerdings wieder was anderes. Es gibt wirklich gute Vorlesungen, gibt aber genauso schlecht konzipierte und unorganisierte Module, was das Lernen oft erschwert, sofern man nicht zu jeder Vorlesung in die Uni dackelt. Und btw, der Campus Garching ist jetzt nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, insbesondere das Chemie-Gebäude ist wohl der hässlichste und ungemütlichste Bau, den ich kenne. Seit 2011 wird an einer Front an der Fassade gearbeitet, wo auch 2014, als ich die Uni verließ, dasselbe Gerüst immer noch dastand. Lieber wird das Geld ambitioniert in den Bau eines Katalysezentrums gesteckt, für den irgendeine inkompetente Baufirma beauftragt wurde, die dann schließlich den kompletten Boden und die Heizungsrohre ruiniert hat, ohne dass irgendjemand von der TUM das rechtzeitig mitbekommen hätte. Aber ja, ELITE. Dazu kommt auch, dass es viel Heuchelei und Geläster zwischen und z.T. innerhalb der einzelnen Arbeitsgruppen gibt. Ich will jetzt auch nicht alles zu negativ darstellen, es gibt auch wirklich viele korrekte Leute, aber man braucht schon immer wieder eine gute Menschenkenntnis und/oder eine dicke Haut.

Als Vorbereitung für den Test kann ich dir empfehlen, dir die einzelnen Stoffwechselwege (Glykolyse, Citratzyklus, Atmungskette, Photosynthese) nochmal grob anzusehen, wichtig ist halt, dass dir klar, ist, welchen Zweck diese erfüllen. Zellbiologische/genetische Grundlagen sollte man auch grob draufhaben (Organellen wie Mitochondrien = Citratzyklus, Atmungskette etc., Phasen der Mitose, Unterschiede Pro-/Eukaryonten, ...), sowie biochemisches Grundwissen (Proteinaufbau, Bestandteile der Nukleinsäuren, Fischer/Haworth von Kohlenhydraten, Bestandteile der Fette bzw. Aufbau von Membranen). Und zu guter Letzt sollten dir grundlegende Prinzipien in der belebten Natur und deren Funktion klar sein.

Einige Beispiele, über die du dir noch Gedanken machen kannst:

- Welchen Zweck erfüllt die Kompartimentierung? Warum besitzen manche Organellen eine Doppelmembran, manche nicht?

- Welche Funktion haben Cristae in Mitochondrien? Warum organisieren sich komplexe Organismen in vielen kleinen Zellen, und nicht in wenigen großen Zellen?

- Woher nehmen Pflanzen ihre Energie, wie wird sie gespeichert? Wie decken dagegen Tiere ihren Energiebedarf?

- Wie wird genetische Information gespeichert, übersetzt und weitervererbt?

Gerne werden auch Standardfragen wie "Warum interessieren Sie sich für unsere Universität? Welche Bereiche interessieren Sie besonders?" gestellt, wo du ihnen einfach ein bisschen Honig ums Maul schmieren musst. Schau dir aber vorher die Module an, die das Studium so bietet. Natürlich können auch Fragen speziell zu deinem Essay kommen.

Bleib locker und präsentier dich gut, dann klappt das. Bei weiteren Fragen kannst mir auch gerne schreiben.

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Keine Sorge, ist völlig normal. Wenn du kiffst.

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Kommt bisschen auf dein Alter an. Und auf die Gründe.

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