Wenn jeder masturbiert, haben alle Sex.

Diese neoliberale Platitüde übersieht den inneren Wert sozialer Beziehungen (Familie, Freunde, demokratische Öffentlichkeit) und vor allem den Umstand, dass es keinen privelegierten Zugang zu sich selbst gibt, also etwa dem Motto nach: Was ich wirklich will, weiß ich selbst, am besten. Wenn man ehrlich zu sich ist, macht man doch häufig genug die Erfahrung, dass Freunde oder Familienangehörige eigene Entscheidungen auch mitunter zu recht in Frage stellen. Ja, zu einer gelungenen Freundschaft etwa gehört es dazu, dass wir von jemanden, der uns, also unsere Biographie, Träume und Lebenspläne kennt, auch einmal in Frage gestellt werden. Man sieht daran, dass man diese Prämisse des Liberalismus durchaus in Frage stellen kann, ohne gleich einem paternalistischem Staat etwa das Wort reden zu müssen. Leider, eine Drohkulisse, die immerfort mit dem Einfaltspinsel dahingekleistert wird.