Diese Dame hat wohl eine gewisse, geringe Toleranz im Hinblick auf Alkohol und Lorazepam aufgebaut, das reicht aber bei Weitem nicht um eine Abhängigkeit zu diagnostizieren. Nach ICD 10 müssen 3 von folgenden 6 Faktoren innerhalb des letzten Jahres zugetroffen haben: 1) Verminderte Fähigkeit den Konsum einer Substanz hinsichtlich Dauer und/oder Menge zu steuern, 2) Ein starker Wunsch oder ein Zwang eine Substanz zu konsumieren 3)Substanzkonsum um Entzugserscheinungen zu vermeiden (Bei Benzodiazepinen bestehen Entzugserscheinungen oft schon nach zweiwöchigem Konsum), 4) Toleranzsteigerung, 5) Eingeengtes Verhaltensmuster, Verlust anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums, 6) Substanzkonsum trotz eindeutig negativer Folgen

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Jeder, der sich auf eine intensive, nahe Beziehung einlässt, ist auch zu einem gewissen Grad abhängig. Trennung oder Tod der geliebten Person führen zu Trauer und Schmerz, zu einer vorübergehenden depressiven Phase. Es fehlt jemand, die Beziehung zu diesem Menschen. Ein Mensch, der gut in seinem Leben verankert ist, Interessen hat, andere Beziehungen pflegt, seine Fähigkeiten kennt, wird die Trennung mit der Zeit verschmerzen, seine Trauerarbeit abschließen können. Wer aber nur eine Beziehung hatte und/oder seine eigenen Fähigkeiten nicht entwickelt hat, kann alles Sinngefühl verlieren. Es kann aber auch sein, dass frühe, in der Kindheit geschehene Trennungen einen Schmerz hinterlassen haben, der bei einer erneuten Trennung wieder aufflammt und die Person lähmt bzw. dazu führt, dass man alles tut um die Beziehung zu kitten. Dabei werden auch unerträgliche und destruktive Beziehungen in Kauf genommen nur um den Trennungsschmerz zu vermeiden. Die Angst vor dem Schmerz lähmt und lässt kein Land mehr sehen. Bei aller Unabhängigkeitsideologie ist die Wahrheit, dass wir Menschen voneinander abhängig sind, ohne Abhängigkeit können wir nicht (als soziale Wesen) überstehen. Wer nicht in der Lage ist zu trauern und Schmerz vorübergehend zu ertragen kann sich nicht trennen.

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