Orgeln haben ein riesiges Klangspektrum, von Klangfarben bis eben auch der Lautstärke.

Vielleicht weißt du, dass eine Orgel verschiedene Register (Knöpfe zum Ziehen) hat, die allesamt verschieden klingen. Da gibt es zum Beispiel klassische Grundstimmen wie das Prinzipal oder die Oktav, die klingen "orgeltypisch" und sind schon relativ kräftig, da sie oft die Basis einer Registrierung eines Stückes bilden (z.B. bei der Gemeindebegleitung). Dann gibt es noch Flöten, Streicher, Zungen und Mixturen sowie einige andere, verfeinernde Register. Flöten klingen (meistens, nicht immer!) zarter und auch etwas leiser, Streicherpfeifen wie Violoncello, Baß oder Geigen sind Holzpfeifen und haben ebenfalls einen angenehmen, weichen Klang, Zungen haben einen leicht schnarrenden Klang (z.B. Posaune, Fagott, Schalmey, Oboe, Clairon, Krummhorn, Trompeten aller Art,...), der sehr markant ist und deswegen wohldosiert und überlegt eingestzt werden sollte. Mixturen sind ebenfalls sehr markant und "hoch", deswegen wirken sie eher "quietschig", was für die Ohren durchaus unangenehm werden kann, aber nur, wenn man direkt davorsitzt (ich als Organistin komme bei direkt in das Gehaüse eingebaute Spieltische bei krassen Mixturen auch an meine Grenzen). Ansonsten geben sie gerade barocken Stücken ihren unverkennbaren Charakter. Dabei ist eben auch eine große Bandbreite an Lautstärke vorhanden.

Also, es gibt schier unendliche Möglichkeiten, diese Klangfarben zu kombinieren. Je nach Charakter des Stückes (festlich (pompös), klar, meditativ, Trauer, Dank, Gemeindebegleitung, Solo, usw.) registriert der Organist anders und dementsprechend verändert sich auch die Lautstärke (siehe meine Erklärung zu Flöten und Co.). Deswegen kann man auch keine dB-Zahl angeben, da ein Subbaß im Pedal in tiefen Lagen kaum zu hören ist, dh. eine minimale dB-Zahl haben dürfte und ein voll gekoppeltes volles Werk (alle register zusammen) je nach Orgelgröße durchaus einem wahren Gewitter gleichen kann und dann wahrscheinlich die Lautstärke einer Hauptstraße einnimmt.

Ich nehme an, du hast besonders die Gemeindebegleitung während den Liedern und den Ein- und Auszug als sehr laut empfunden, da besonders in einer überfüllten Kirche mehr humanes Lautstärkekapital anwesend ist und dementsprechend die Orgel etwas mehr Power braucht - gerade, weil sie die Gemeinde ja führen soll. Wenn du dann noch direkt an der Orgel bist, kann das schon unangenehm werden, vorallem weil die Akustik fehlt, die die Töne "zerstreut" und so wunderbar füllend macht.

Naja, natürlich muss die Orgel auch ein mehr oder weniger Großes Kirchenschiff füllen und dabei überall gleich gut zu hören sein. Wusstest du, dass jede Kirche einzigartig ist und es deswegen keine zwei gleichen Kirchenorgeln gibt? Optisch vielleicht, aber es sind immer genau an den Kirchenrau angepasste Klangfarben und Tonspektren.

Und dass Organisten wegen der Lautstärke Hörgeräte öfters tragen, ist quatsch. Orgeln sind nicht so laut, wie man meint und es kann ja nicht der Sinn sein, Menschen mit Musik freude zu bereiten, indem man ihnen einen Hörschaden verpasst, oder? Ich glaube eher, Deni93 hat bisher eher die Heerschar von alten Organisten kennengelernt, die das wegen Ihres Alters machen...

Sorry für den Roman, aber ich liebe mein Instrument halt und hoffe, ich konnte dir etwas weitergeben!

lg giraffe007

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.