Die Frage liegt zwar eine Weile zurück,aber ich möchte eine Anregung geben,weil Hasi77 ein Phänomen angesprochen hat,das von "normal" funktionierenden Menschen nicht oft verstanden wird.Ich würde das in die Richtung von leicht ausgeprägtem ADS (ohne H) und Messiesyndrom stecken.Bevor der Aufschrei kommt"Um Gottes Willen,das ist doch viel zu krass!",möchte ich deutlich machen,dass Messies nicht erst Messies sind,wenn Ratten im Müll hausen,sondern schon,wenn der Modi Orte-für-Sachen-Finden,Kategorien-Finden und Prioritätensetzen nur in bestimmten emotionalen Zuständen zur Verfügung stehen,wie .B. mit Publikum,mit Termindruck,in Wut,direkt im Anschluss an eine Verabredung...und ansonsten sich einfach alles unkontrolliert zu stapeln beginnt.Bis eben das nächste Mal so ein emotionales Fenster geöffnet ist.

Bei ADS ist es das Gleiche.Aufmerksamkeitsaussetzer wie "Huch,jetzt hab ich ja schon zehn Minuten in die Luft gestarrt",sofern es nicht nur vorkommt,wenn einen etwas beschäftigt können genauso dazu gehören wie der versuch,seine ständig frei fliegenden Gedanken mit To-Do-Listen einfangen und festsetzen zu wollen.In der Regel funktioniert das mal kurzfristig unter hohem emotionalem Aufwand,weil dann kurzzeitig alle Aufmerksamkeit auf dieses eine Vorhaben gelenkt wird.Dann geht aber auch nichts Anderes mehr gleichzeitig.Eine To-Do-Liste zu schreiben,ist für dieses Menschen also eine Höchstleistung.Normalerweise haben Leute mit ADS auch ständig und überall Zettelchen dabei,auf denen Erledigungen stehen,bis hin zur Erinnerung,sich die Erledigung auf eine To-Do-Liste zu schreiben.

Routinen zu bilden,ist nötig,um zeitliche Abläufe gut zu strukturieren.Auch das können ADSler nicht oder unzureichend.Das heißt,dass für ein und denselben Ablauf keine feste Reihenfolge gespeichert wird,sondern,wie es auch für Messies typisch ist,jede einzelne Teilhandlung immer gesonderte Befehle braucht.Routineabläufe können flüssig laufen,wenn das Gehirn guter Stimmung ist,sie können aber auch in halb erledigte Einzelabläufe zerfasern,wenn die Bedingungen nicht optimal sind.Dann braucht die gewohnte Tätigkeit gerne mal das doppelte an Zeit.

Normale Menschen wissen,wann etwas an der Zeit ist.Die Zeit naht,der Mensch baut Spannung auf,es folgt ein Handlungsimpuls und die Tat.Dann wird wieder etwas entspannt,bis der nächste,geplante Zeitpunkt naht. Menschen wie ich und vielleicht auch Hasi77 wissen auch,dass um 15 Uhr das Seminar beginnt und der Weg dorthin 20 Minuten dauert.Aber ich persönlich habe zwei Stunden vorher die Gewissheit "Ich schaffe vorher nichts Anderes mehr" und eine halbe Stunde vor Seminarbeginn kommen mir die verbleibenden zehn Minuten bis zum passgenauen Losgehen ohne Zeitpuffer wirklich lang vor.Und einen Impuls verspüre ich erst,wenn ich weiß,dass ich zu spät komme.Zu wissen,wann ich los muss,löst also auch dann keinen Impuls zum Losgehen aus,wenn ich auf die Uhr sehe.

Zur Anregung mit dem Tanz:Ich tanze und habe zwei Instrumente gut spielen gelernt,aber Musik findet im Gehirn woanders statt als Arbeitsplanung.Die Erfahrung,durch das Notenbild oder den Korrepetitor Zeitpunkte zum handeln vorgegeben zu bekommen,kann für unsereins sehr erleichternd sein und emotionale Energie freisetzen.Die dann zu Handlungsfähigkeit beim Ordnen und Zeiträume überblicken führen können.Also:ja.Für noch besser halte ich Kampfkunst,weil dort Abläufe trainiert werden mit (bei guten Schulen) Bezug zur Persönlichkeit. Auch hier besteht allerdings die Möglichkeit,dass Handlungsabläufe nur freischwebend integriert werden können.

Zu der Äußerung "Einfach mal die Glotze abschalten":Hilft nicht.Wenn das gehirn auf Ausweichmodus ist,dann wird es bei aller Reizarmut dafür sorgen,dass es so etwas wei Absensen,Abwesenheiten produziert,in denen gefeselt dem Kino im Kopf gefolgt wird. Tipp an Hasi:Immer wieder die richtigen emotionalen Hintergründe schaffen,vor denen du in der Lage bist zu strukturieren.Zum Beispiel zu einem bestimmten zeitpunkt Leute einladen,wenn du das Wohnzimmer aufräumen willst.Oder dir etwas Unwichtiges,aber zu erledigendes vornehmen,weshalb du dann viiiel zu früh losgehst.Du wirst sehen,das Vorgenommene schaffst du nicht,aber dann den eingentlich angestrebten Termin.wenn du nicht aus Selbstsabotage deine haltestelle verpasst oder in den falschen Bus steigst wink...(Hab ich alles schon gemacht)...

So,fertig.Ich gehe jetzt nach Hause und räume auf.Ich habe seit letzter Woche eine Aufmerksamkeitsglücksträhne...=)

Viele Grüße Dancesheep

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