Die drei genannten Sprachen sind sehr verschieden, auch was die Anforderungen beim Lernen angeht. Zum Beispiel kommt man bei Chinesisch und Japanisch um das Erlernen von Tausenden von chinesischen Symbolzeichen nicht herum - bei Koreanisch ist die Beschäftigung mit den chinesischen Zeichen dagegen erst ab einem bestimmten sprachlichen Niveau erforderlich - wenn man "Profi" werden will.

Die Aussprache: Chinesisch ist ziemlich heftig, da viele Unterschiede gemacht werden, die wir im Deutschen nicht so beachten wie z.B. den Unterschied zwischen behauchtem P und nicht behauchtem P, und viele andere bei den Zischlauten, bis hin zu den berühmten "Tönen" bzw. dem unterschiedlichen Tonverlauf in den Silben. Mit Übung kann man das richtige Aussprechen von Chinesisch sicher lernen, aber beim Hören/Erkennen hilft es, jung zu sein, weil man da die Ohren noch besser trainieren kann als wie wenn man schon ein gewisses Alter erreicht hat. Es frustriert, wenn man sprechen kann, aber die Antwort schon rein akustisch nicht versteht. Koreanisch ist da bereits viel weniger anspruchsvoll, hat aber auch viele Konsonanten und Vokale, die trainiert werden müssen. Japanisch ist dagegen aussprachetechnisch "kinderleicht": nur 5 Vokale, wenige Konsonanten, ähnlich leicht auszusprechen wie z.B. Italienisch.

Die Grammatik: Bei Chinesisch liegt die ganze Grammatik in der genauen Reihenfolge der Wörter (und in der kunstvollen Verwendung von Hilfswörtern) - Endungen fehlen. Bei einfachen Sätzen sieht das noch ganz simpel aus wie z.B. bei "wo ai ni" (I love you) - aber wenn die Sätze komplizierter werden und Nebensätze dazukommen, wird daraus eine regelrechte Stellungsakrobatik, die zu durchschauen nicht jedem leichtfällt. Koreanisch und Japanisch sind dagegen agglutinierende Sprachen, die Endungen an die Wörter hängen, um deren Funktion im Satz deutlich zu machen. Japanisch sieht dabei wesentlich übersichtlicher aus als Koreanisch, weil im Japanischen die Endungen in der Regel nicht an das Wort assimiliert werden.

Die Schrift: die Japaner haben vor ca. 1400 Jahren die chinesische Schrift übernommen, dazu noch eine phonetische Schrift entwickelt und schreiben heute mit einer komplexen Mischung aus "chinesisch"  gelesenen chinesischen Zeichen (on-yomi), japanisch gelesenen chinesischen Zeichen (kun-yomi), und phonetischen Zeichen (kana): zweifellos das komplizierteste Schriftsystem der drei genannten Sprachen, und wohl auch der ganzen Welt. Viele finden das eine tolle Herausforderung und hochinteressant, andere wiederum nervt diese Vielfalt - bei gering motivierten Lernern kann dies eventuell in Frustration umschlagen. Z.B. wird in Japan das chinesische Zeichen für "Mensch" kontextabhängig als "JIN" oder "NIN" oder "HITO" oder "RI" gelesen. Chinesisch ist dagegen quasi "geradeaus" - zu den Tausenden von Wörtern müssen halt auch die dazugehörenden Tausende von Zeichen gelernt werden, basta. Das Zeichen für Mensch wird dort immer "REN" gelesen. Koreanisch ähnelt wiederum dem Japanischen, aber in Korea wird die Sorte "koreanisch gelesene chinesische Zeichen" kaum noch verwendet - wenn dort ein chinesisches Zeichen auftaucht (was selten der Fall ist), wird es in der Regel auch "chinesisch" gelesen, ansonsten wird in Korea fast nur noch phonetisch geschrieben, und zwar auch die chinesischen Fremdwörter - und die koreanische phonetische Hangul-Schrift ist leicht erlernbar, trotz ihres exotischen Aussehens. In Korea kann man sich in der Regel auf diese Schrift beschränken, in Japan genügt dagegen die ähnlich leicht erlernbare phonetische Kana-Schrift keineswegs, da muss man sich ausgiebigst auch mit den chinesischen Zeichen anfreunden.

Die Entscheidung zwischen diesen Sprachen sollte sich nach der Größe des Interesses für diese Sprache und der Einschätzung der eigenen Stärken richten, denn jede dieser drei Sprachen erfordert deutlich mehr Lernaufwand als eine der gängigen europäischen Sprachen wie z.B. Spanisch. Und wem auch dieser Aufwand schon viel erscheint, der wäre sicher mit Esperanto am besten bedient - das ist die "exotische" Sprache mit dem allergeringsten Lernaufwand ...

Wenn nur die genannten drei Sprachen zur Auswahl stehen, würde ich persönlich Japanisch empfehlen, aber besser gut vorher überlegen, ob man die Büffelei, die unausweichlich notwendig wird, wenn man ein höheres sprachliches Niveau erreichen will, wirklich auf sich nehmen will, oder lieber doch nicht.

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