Als meine Mutter vor mehr als 20 Jahren gestorben ist, war es für mich so, dass es einfach nur noch Salz in die eh schon schmerzende Wunde gestreut hätte, wenn jeder auch noch verbal drauf herumgeritten wäre und das eh schon Offensichtliche nochmal extra angesprochen hätte.

Nicht jeder will sein Leid teilen, viele machen es auch lieber mit sich selbst aus (u.U. auch nur anfangs, bevor sie dann bereit sind, darüber mit anderen zu sprechen). Mag ja sein, dass es "psychologisch nachgewiesen" ist, dass im Allgemeinen Menschen Anteilnahme in solchen Fällen schätzen, aber das kann niemals für jedes Individuum gelten.

Es gibt sehr viele Gründe, welche es für die trauernde Person extrem unangenehm machen können, das in so einem Moment noch mal extra unter die Nase gerieben zu bekommen, bzw. auch der gefühlte Druck, darauf eine angebrachte Reaktion zeigen zu müssen, eine Rolle spielen zu müssen, korrekt funktionieren zu müssen obwohl man vielleicht innerlich gerade zerbricht und man eh schon das Gefühl hat, am "Pranger" zu stehen weil einen jeder mitleidig anschaut, was für introvertierte Menschen, die nicht gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, auch so schon der Horror sein kann.

Was für Faktoren da mitspielen: die persönliche Vorgeschichte und eventuelle psychologischen Traumata der betreffenden Person, Introvertiertheit, Schüchternheit, soziale Phobien, Neurosen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Autismus, uvm.

Fast jeder trägt im Laufe seines Lebens irgendwann einen kleinen "Dachschaden" davon und kann nicht mit allen in einen Topf geworfen werden (...ich selbst würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass der Charakter/Persönlichkeit eines Menschen im Endeffekt die Summe seiner angesammelten Dachschäden ist). Es gibt da also keine Allgemeinlösung für jeden - da man sich aber natürlich auch nicht erwarten kann, dass jeder weiß, wie man in der Hinsicht drauf ist oder Gedanken lesen kann, wird es eben ausdrücklich erwähnt für die Fälle, in denen das Übliche eben nicht erwünscht ist.

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