Die Aussage, die Lüge ist eine bewusste Unwahrheit, der Irrtum nicht, vereinfacht in unzulässiger Weise den Unterschied. Er lässt das Wissen können oder müssen außen vor! Ich nehme einen geschichtlichen Tatbestand von großer Bedeutung. Bei der letzten Reichspräsidentenwahl 1932 stellte die SPD keinen eigenen Kandidaten auf und empfahl die Wahl Hindenburgs mit der Begründung, damit die Wahl Hitlers, der auch Kandidat war, zu verhindern. Die KPD warb für ihren Kandidaten Ernst Thälmann mit der Losung "Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler! Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!" Wie wir wissen, ist beides eingetroffen. Haben sich die, die glaubten, mit der Wahl Hindenburgs Hitler und Krieg zu verhindern, geirrt oder gelogen? Meine Antwort: Natürlich konnte jeder, der wissen wollte, wissen, dass die KPD-Losung die den höchsten Wahrheitswert hatte. Diejenigen, die dennoch Hindenburg, den Repräsentanten des wilhelminischen Kaiserreichs, gewählt haben, wollten sich irren! Weil ein Bekenntnis zu der KPD-Losung höchste Gefahr für Leib und Leben durch den Nazi-Terror zur Folge gehabt hätte. Das bedeutet praktisch: Vieles unseres Denkens und Handelns sind der Bequemlichkeit, dem kurzfristig Angenehmen geschuldet. Ob es sich um das Rauchen, den Drogenkonsum, falsche Ernährung oder um politische Sachverhalte, wie z. B. die rasante nationale und internationale Spaltung in Arm und Reich handelt, gegen die man sich nicht eindeutig positioniert, weiß jeder, der wissen will, dass alle diese Sachverhalte ihren hohen Tribut fordern werden. Und das der Standpunkt, nach mir die Sintflut, dem Wunschdenken geschuldet ist, erst die Nachkommen werden den Tribut zahlen müssen,