nein

Das aller, aller meiste, was so unter „Esoterik“ läuft – Heilsteine, Aurareadings, Wahrsager, Lichtnahrung etc. pp. – also alles das, was so auf „Esoterik-Messen“ verkauft wird, ist zum größten Teil Unfug, Scharlatanerie und – bewusster oder ungewollter – Betrug. Leichtgläubige, verletzliche oder abhängige Personen werden so ausgenutzt und ausgenommen. Aber die Nachfrage ist offenbar da, sonst wäre das entsprechende Angebot nicht so groß.

Das Problem ist, dass das Label „Esoterik“ nicht definiert ist. Im Grunde ist „Esoterik“ nur ein leerer Sack, in den jeder reinstecken kann, was er/sie für „Esoterik“ hält. Dann wird der Sack zugemacht und Esoterik-Kritiker können undifferenziert mit dem Knüppel draufhauen. Leider landen dann neben all dem vielen Humbug und der Scharlatanerie, die es zu Recht zu kritisieren gilt, auch manchmal durchaus wertvolles Traditionsgut oder legitime Erfahrungen in diesem Sack, die dann ebenfalls als „Esoterik“ bezeichnet und – meiner Meinung nach – zu Unrecht abgelehnt werden. Zum Beispiel manche paranormale Erfahrungen oder auch alte europäische Traditionsbestände, die (neben vielem Zeitgebundenen) auch Richtiges und Wertvolles enthalten (Mystik, Magie, Hermetismus, Theosophie etc.). Ich glaube, dass es durchaus auch Jenseitsmedien, „Wahrsager“, „Geistheiler“ gibt, die mehr zu bieten haben, als sich ein oberflächlicher Materialismus träumen lässt. Nur müsste man die nicht einfach nur in den Sack "Esoterik" stecken und damit dem freien Kommerz und den Leichtgläubigen und Unkritischen überlassen, sondern müsste sie wissenschaftlich untersuchen und reflektieren, wie es die Parapsychologie zum Teil versucht.

Aber leider hat der „Mainstream“ den Bereich des Spirituellen jenseits der Kirchen und der etablierten Religion, und auch den Bereich des Paranormalen aber nur weitgehend ignoriert, geleugnet oder lächerlich gemacht. Dadurch sind diese Bereiche natürlich nicht verschwunden. Sie gehören zur Wirklichkeit und zum Mensch-Sein dazu. Man hat sie einfach nur den Schwurblern, den Verschwörungsideologien, den Scharlatanen und dem Kommerz überlassen. Mit all den unangenehmen Folgen, die wir jetzt auf dem „Esoterik“-Markt sehen.

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Da ich persönlich es zumindest für möglich, wenn nicht sogar für wahrscheinlich halte, dass es so "etwas" wie Geister (bzw. etwas, dass dem Konzept "Geist" empirisch zugrunde liegt) gibt, würde ich für mich die Frage anders formulieren: Warum gibt es heute in unserer modernen "westlichen" Welt so viele Menschen, die NICHT an Geister glauben, bzw. deren Existenz sogar kategorisch ausschließen? (Das ist nämlich kulturanthropologisch und historisch gesehen eine sehr ungewöhnliche, ja exzentrische Position.)

Dem liegen viele verschiedene kulturhistorische, politische, religiöse und psychologische Gründe zugrunde. Um diese Frage zu beantworten, müsste man also im Grunde die gesamte Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der westlichen Welt der letzten 250 oder 300 Jahre unter dieser Fragestellung nacherzählen und analysieren.

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Im Prinzip: ja. Wobei aber der Begriff und die Vorstellung "Geister" mit kulturell und historisch bedingten Vorstellungen (man könnte auch sagen: Vorurteilen) überfrachtet und überlagert wird. Aber ja: Ich halte es für recht wahrscheinlich, dass es gewisse "Entitäten" (vielleicht sind es auch nur "Informationsfelder" in einem "Bewusstseinsraum") gibt, die die empirische Grundlage für diverse GEistervorstellungen sind. Man muss aber diese zugrunde liegenden Entitäten und die durch sie ausgelösten Vorstellungen (die, wie gesagt, kulturell und damit historisch bedingt sind) voneinander unterscheiden.

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Ja

Ich persönlich stehe dem relativ neutral gegenüber, fände einen solchen Nachweis aber gesellschaftlich und wissenschaftlich gut, weil dann gewisse Leute - hoffentlich - aus ihrem selbstgerechten dogmatischen Schlummer erweckt würden und zugeben müssten, dass die Welt doch weiter und komplexer ist, als sie sich in ihrem engen "Weltbild" träumen lassen, das sich allein auf das materiell Physikalische beschränkt.

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Eindeutige Beweise, dass etwas NICHT existiert, kann es nur in der Logik und Mathematik geben (man kann zum Beispiel eindeutig beweisen, dass es kein viereckiges Dreieck geben kann – einfach weil das der Definition von „Dreieck“ widersprechen würde).

Bei kontingenten Sachverhalten (also solchen, die „theoretisch“ – also logisch und mathematisch – so oder so sein könnten) hilft nur eins: empirische Beobachtung. Dass es Gorillas gibt und Einhörner wahrscheinlich nicht gibt, können wir sagen, weil Gorillas beobachtet wurden, Einhörner bisher aber noch nicht. Du siehst bei der NICHT-Existenz muss man immer ein „wahrscheinlich“ und „bisher“ hinzufügen, weil sich die Nicht-Existenz z.B. von Einhörnern nicht eindeutig beweisen lässt. Denn es ist theoretisch denkbar, dass schon morgen ein Einhorn entdeckt werden könnte, und dann wüssten wir, dass es auch Einhörner gibt.

Dass gleiche gilt für Telepathie und Telekinese: Die Wissenschaft testet sie durch empirische Beobachtung. Die historisch früheste Form war die Einzelfallbeobachtung – z. B. von sogenannten Spuk- oder „poltergeist“-Fällen. Das ist etwas schwierig, weil Telepathie und Telekinese meistens spontan und unvorhersehbar auftreten und man daher meist auf die Aussagen der zufällig anwesenden Augenzeugen angewiesen ist, die theoretisch natürlich auch lügen oder sich geirrt haben könnten. Aber auch hier kann man unter Umständen detektivisch oder forensisch vorgehen (d.h. wie ein Richter vor Gericht, der ebenfalls Zeugenaussagen bewerten und abwägen muss).

In ganz seltenen Fällen können Telepathie und Telekinese aber auch mehr oder weniger „willkürlich“ und wiederholbar auftreten, und dann unter mehr oder weniger kontrollierten Bedingungen beobachtet werden. Das setzt allerdings die Verfügbarkeit ganz besonders begabter Individuen voraus, die man früher „Medien“ nannte. Hier sind zum Beispiel die systematischen Beobachtungen von Eugene Osty mit dem Medium Rudi Schneider zu nennen (https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/articles/rudi-schneider-investigated-eugene-osty) oder die von William Crookes mit dem Medium Daniel Dunglas Home (https://people.wku.edu/charles.smith/wallace/zCrookes1890JSocPsyRes.pdf). (Für ein neueres Beispiel siehe hier: https://www.scientificexploration.org/docs/31/jse_31_2_Gimeno.pdf )

Weil aber 1.) solche besonders begabten Medien sehr selten und nicht beliebig verfügbar sind; und es 2.) sehr häufig zu Betrügereien kommt, gibt es seit Joseph B. Rhine (seit ca. 1930) ein weiteres Forschungsparadigma, nämlich die statistisch ausgewertete Reihenuntersuchung mit ganz „normalen“ Probanden.

Hier z.B. eine Zusammenfassung der experimentellen Laborforschung zur „Telekinese“ (bw. „Psychokinese“, wie man auch sagt):

https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/articles/psychokinesis-research

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Ich bin mir sicher, dass diese Dunkelziffer sehr hoch ist. Weil es aber eben eine Dunkelziffer ist, lässt sich per definitionem nur schwer schätzen, wie hoch diese ist.

Aber eine repräsentative Bevölkerungsumfrage in Deutschland (Gesamtstichprobe = 1510 Bundesbürger über 16 Jahre) hat Ende des 20. Jahrhunderts – jetzt also auch schon bald 25 Jahre her, aber ich vermute mal, die Prozentzahlen werden sich nicht groß geändert haben – also eine repräsentative Umfrage in Deutschland hat um 2000 ergeben, dass 75 % der Bevölkerung schon mal „außergewöhnlichen Erfahrungen“ gemacht hat. Es ging in der Umfrage, wie gesagt, nicht um den „Glauben“ an Paranormales, sondern um eigene, selbst gemachte „außergewöhnliche Erfahrungen“, wobei unter „außergewöhnlich“ aber auch solche Erfahrungen wie Déjà-vu (51 Prozent) oder „verblüffende Fügungen“ (40 Prozent) subsumiert waren, die sich leicht auch nicht paranormal erklären lassen. Aber selbst wenn man nur die ‚klassischen Psi-Erfahrungen‘ (Wahrtraum, Erscheinung, Ankündigung und Spuk) nimmt, erlebten immerhin noch 51 % der Befragten mindestens eines dieser außergewöhnlichen Phänomene.

https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2008_123_098_schmied-knittel.pdf

Wenn man diese repräsentativen Zahlen auf die Gesamtbevölkerung hochrechnet, sind es also viele Millionen Menschen, die so etwas schon mal erlebt haben. Aber in der Öffentlichkeit oder der medialen Berichterstattung spiegelt sich das so gut wie nicht wieder. (Bzw. nur im fiktionalen Bereich, der aber eben dadurch, dass er sich als Fiktion zu erkennen gibt, das Paranormale wieder von der Wirklichkeit abrückt. Selbst in den wenigen Sendungen, die sich nicht fiktional, sondern dokumentarisch mit dem Themenbereich beschäftigen, wird oft das ästhetische Repertoire des „Gruselfilms“ bedient, und damit das Thema ebenfalls ins Fiktionale verschoben.)

Das Problem ist, dass sich so eine „Spirale des Schweigens“ entwickelt: Weil so wenige sich trauen, darüber zu erzählen, weil sie sonst als „Spinner“ dastehen würden, entsteht der falsche Eindruck, dass solche Erlebnisse viel, viel seltener seien, als sie in Wirklichkeit sind, und nur einige wenige „Spinner“ so etwas erleben würden. Und weil dieser Eindruck entsteht, trauen sich eben nur wenige Menschen über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten, weil man sie sonst zu diesen wenigen „Spinnern“ zählen würde. Usw.  

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