Bei der Frage will ich einen Schwank aus meinem Leben erzählen:
(Bitte haltet euch mit Kritik wie „das ist ungesund“ zurück, denn für mich funktioniert es gut so und im Vergleich zur Alternative nehme ich das in Kauf)
Als ich 34 wurde war mein Leben auf einem Tiefpunkt. Zuvor hatte ich einen ganz schlimmen Job in einer Firma mit einer ganz miesen Arbeitsatmosphäre. Ich wollte da arbeiten und ich wollte meinen Job gut machen, deshalb war ich unnötig lange in dieser Firma beschäftigt; aber letztlich ging es nicht mehr. Meine Kündigung war eher eine Flucht. Ich hatte schnell eine neue Arbeitsstelle, die war (ist) wesentlich besser, aber trotzdem war mein Leben zu der Zeit auf einem Tiefpunkt angekommen. Meine Freundin wurde ungeplant schwanger; wäre sie es nicht geworden hätten wir uns ganz sicher zu der Zeit getrennt, da auch unsere Beziehung quasi nicht mehr existent war. Und dann eine neue Arbeitsstelle, neue Stadt, neues Kind und viel Stress, Unzufriedenheit und Existenzängste. Ich war gemein zu meiner Freundin, ich war gemein zum Kind. Ich dachte mein Leben sei schon zu Ende. Nebenbei bemerkt habe ich zu dem Zeitpunkt gar keine Drogen konsumiert und sehr selten Alkohol getrunken und ich rauche nicht (Tabak). Allerdings stürzte ich mich in eine Art Kaufsucht; ich bestellte JEDEN TAG (manchmal sogar mehrmals) Sachen im Internet, die ich niemals brauchte und ließ sie mir immer an meine Arbeitsadresse schicken, damit meine Freundin nicht merkte, wie viel Geld ich rausgehauen hatte, für völlig unnötigen Kram. Die Beziehung war schon angepannt genug, wir stritten uns jeden Tag sehr schlimm. Oft habe ich etwas bestellt und dann noch schnell storniert, als mir plötzlich klar wurde, wie sinnlos das eigentlich ist; aber es war ein Zwang ich kam nicht dagegen an. Und ich war sehr oft als Troll bei Facebook unterwegs; habe aggressive Kommentare geschrieben und mich gefreut, wenn jemand sich daran gestört hatte. Das war sehr schlimm und ich hatte mein Leben gehasst.
Und irgendwann in diesem ganzen Kaufrausch habe ich dann auch mal Marihuana bezogen. Ich sah die Gelegenheit; dachte „warum nicht“. Ich hatte schon vorher mal Marihuana geraucht; allerdings eher selten und es hat mir nicht viel bedeutet.
Aber das war der ganze Trick. Es hat mir unglaublich viel gegeben, einen Lichtblick in meinem traurigen Leben zu haben. Während etwa 3 Stunden wurde die Welt bunt und schön und das hat sich sehr auf stark auf mein Wohlbefinden ausgewirkt. Und das, obwohl ich gar nicht oft geraucht habe; einmal alle 2 Wochen, inzwischen bin ich bei einmal pro Woche, aber immer am selben Tag als eine Art festes Ritual, sodass es nicht noch öfter wird. Manchmal lasse ich es ausfallen.
Ich glaube am wichtigsten daran war die Selbstreflexion. Ich habe bekifft über mein Leben nachgedacht und habe die ganzen Fehler gesehen. Am Anfang konnte ich kaum in den Spiegel sehen; ich sah einen alten, traurigen Mann.
Aber dadurch habe ich meine Kaufsucht überwunden; das meiste von dem Zeug habe ich inzwischen wieder verkauft. Mein Facebook-Konto habe ich mittlerweile gelöscht; dafür bin ich glückliches Fördermitglied des Deutschen Hanfverbandes.
Ich habe begonnen mein Leben zu ändern, vor allem mehr Rücksicht auf meine Familie zu nehmen. Meine Beziehung zu meiner Freundin hat sich dadurch sehr gebessert. Früher habe ich in der Vergangenheit gelebt; habe den „besseren Zeiten“ nachgetrauert, z. B. meinem Studium. Heute blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft. Wir haben ein zweites Kind bekommen (diesmal geplant). Außerdem treibe ich oft Sport.
Es ist sicher nicht so, dass das alles nur am Cannabis liegt, dafür konsumiere ich zu selten und wenn es so wäre, fände ich es auch dramatisch. Es ist eher so, dass es eine positive Grundstimmung ausgelöst hat, was weitere Positivität in mein Leben gebracht hat. Und so konnte ich die Unzufriedenheit besiegen. Meine Einstellung zu allem hat sich geändert.
Ich habe vor kurzem einen Test im Internet gemacht, um herauszufinden, ob einmal die Woche Gras rauchen zu viel ist und ob mein Konsum besorgniserregend ist. Es wurde auch gefragt, ob ich unkonzentriert sei oder depressiv und solche Sachen. Nicht nur ist das bei mir nicht der Fall, es ist genau das Gegenteil. Ich bin sehr optimistisch und mache deutlich weniger Fehler auf Arbeit, weil sie mir Spaß macht und ich mich nicht mehr auf dieses ganze Kauf- und Facebook-Zeugs konzentriere. Ich bin nicht antriebslos, ich habe mehr Antrieb als vorher. Vorher war ich oft verpeilt und in meiner Welt gefangen, heute höre ich hin und mache mir Gedanken. Früher habe ich oft aggressiv reagiert, heute bleibe ich gelassen und versuche den anderen zu verstehen. Ich habe ein paar alte „Hobbys“ beendet, an denen ich vorher krampfhaft festgehalten habe, obwohl sie mir längst keinen Spaß mehr gemacht haben. Dafür hatte ich meine Freunde vernachlässigt, heute schreibe ich sie wieder an.
(Bei dem Test kam ganz nebenbei heraus, dass mein Konsum nicht besorgniserregend ist).
Jetzt bin ich 38 und bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Mit Marihuana.