Diese ernst gemeinten Haltungen, dass man Frieden ohne Waffen schaffen könne und dass dereinst Schwerter zu Pflugscharen werden, ist auf die in Deutschland immer noch herrschende „Hegelei“ zurückzuführen. Die Deutschen können von diesem „idealistischen“ Philosophen (Hegel) einfach nicht lassen, das „Hegelfieber“, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebrochen war, hat immer noch nicht an Wirkungskraft verloren. Dabei ist doch Hegels These vom Fortschritt der Geschichte reine Spekulation. Der Weltgeschichte liege ein Plan zugrunde, meinte Hegel, bei dem der Weltgeist die Welt zur Vernunft führe. Am Ende der Geschichte trete das Ding an sich klar zutage - was ist das anderes als - vornehm ausgedrückt - Spekulation? (Schopenhauer hat es drastischer ausgedrückt). Und der Slogan vom „Weltgeist“, der durch die Geschichte schreitet, ist ebenfalls spekulativ-religiös. Die Welt mit ihren höllischen Bereichen (die Tierwelt unterliegt dem Prinzip des Fressens und Gefressen-werdens; in der Menschenwelt herrschen Feindschaft, Hass, Gewinnsucht, Geldgier, Kriegslüsternheit) – wie sollen die dereinst sich zu einer paradiesischen Vernunftwelt entwickeln? Und die Gewalttätigkeit der Welt, die sich bisher in tausenden und abertausenden Kriegen (seit den Urmenschen oder den Hethitern oder Römern) zeigte, wird auch nicht eines fernen Tages aufhören und ihre Schwerter in Pflugscharen verwandeln.
Trortdem: immer noch finden Hegel-Vorlesungen und Hegel-Kolloquien an den Universitäten statt. Ich kann es nicht verstehen.