Ja, diese Erfahrungen gibt es, auch wenn sie, je nach Autor, nur wenige Prozent ausmachen. Entgegen landläufiger Legenden treten sie nicht vorwiegend bei Suizidversuchen auf, sondern etwa gleichverteilt bei allen Arten von Todesnähe-Situationen, also auch bei Unfällen, Erkrankungen. Möglicherweise gibt es leichte Häufungen, wenn psychisch wirksame Medikamente oder Drogen im Spiel sind, aber das wäre dann keine Nahtod-spezifische Wirkung, sondern einfach die Wirkung der Droge. Umgkekeht dominieren z.B. laut Kenneth Ring (1984, "Heading towards Omega", aus dem Gedächtnis) positive Erfahrungen unabhängig der Nahtod-Umstände (inkl. Suizid) im Rahmen der statistischen Daten gleichermaßen.
Dass in der Literatur oft behauptet wird, dass Suizidversuch-NDEs fast immer negativ seien, hat einen ganz anderen Grund: Man will etwaige depressive Leser vom Suizid abschrecken. Ich vermute schon seit vielen Jahren, dass es einen Kodex gibt ähnlich dem Suizid-Abschnitt im deutschen Pressekodex, laut welchem die Medien nur in Ausnahmefällen und nur äußerst zurückhaltend über Suizide berichten sollen, um den "Werther-Effekt" zu vermeiden. Solche Ammenmärchen zu verbreiten, wie Raymond Moody es tat, ist dennoch unverantwortlich, weil damit auf den Gefühlen der Hinterbliebenen herumgetreten wird. Ehrlicherweise sollte man sagen: Zwar deuten Nahtoderfahrungen auf ein fast immer positives Schicksal nach dem Tod hin (und zwar auch bei Suizid!), aber einen Beweis liefern sie nicht.