Und inwiefern funktioniert der Kapitalismus? Der kapitalistische Normalbetrieb beinhaltet Ausbeutung, Unterdrückung, Entfremdung, Imperialismus, Krieg und zyklische Krisen.
Das langanhaltende Wirtschaftswachstum in den Nachkriegsjahrzehnten hat in den kapitalistischen Metropolen (und wohlgemerkt nur dort) die ausbeuterischen Mechanismen des Kapitalismus ganz gut verschleiert und auch Teilen der Arbeiterschaft eine Hebung ihres Lebensstandards verschafft, aber diese Zeiten waren eine historische Ausnahme, sind nun vorbei und kommen nicht mehr wieder.
Seit den 80er Jahren wird der ehemals starke Sozialstaat Stück für Stück auseinandergenommen, die Verelendung, Obdachlosigkeit und Hunger steigt auch in den reichsten Industrienationen wieder stetig an und wir steuern geradewegs auf eine globale Rezession und einen dritten Weltkrieg zwischen den imperialistischen Blöcken zu, während die kapitalistischen Marktmechanismen keine Antwort auf die Auswirkungen des Klimawandels haben.
Die Alternative zu diesem Irrsinn ist eine bedürfnisorientierte Planwirtschaft, die auf materieller und sozialer Gleichheit, demokratischer Kontrolle und Gemeinbesitz beruht. Nichts anderes ist Kommunismus.
Überall dort, wo kommunistische Parteien an die Macht gekommen sind, hat das zu einer direkten Besserung der Lebensbedingungen der Masse der armen und arbeitenden Bevölkerung geführt, in Bereichen wie sozialer Absicherung, Verteilungsgerechtigkeit, Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung und Gleichstellung der Geschlechter.
Die Sowjetunion entwickelte sich nach der Oktoberrevolution innerhalb von wenigen Jahrzehnten von einem rückständigen Agrarstaat zur ersten Raumfahrernation der Welt, und der kleine und ressourcenarme sozialistische Inselstaat Kuba übertrifft heute trotz jahrzehntelanger Wirtschaftsblockade und Destabilisierungsversuchen die kapitalistische Supermacht USA in Lebenserwartung und unterbietet sie in Sachen Kindersterblichkeit, Obdachlosigkeit und Analphabetismus. Und das sind nur zwei von vielen Beispiele.
Ja, auch sozialistische Staaten sind und waren nicht perfekt und viele von ihnen waren von wirtschaftlichen Problemen, politischen Repression und teilweise staatlicher Willkür geplagt. Was aber gern vergessen wird, ist dass sich nichts davon im luftleeren Raum ereignete.
Kommunismus soll die Verwaltung von Überfluss bedeuten, aber historisch sind kommunistisch regierte Staaten nur in einigen der ärmsten und unterentwickeltsten Teile der Welt entstanden, wo das nicht von Anfang an möglich war.
Die Hungersnot in der Sowjetunion in den 30er Jahren und die Hungersnot im maoistischen China 1959-1961 sind weithin bekannt und wurden zu Propagandazwecken aufgebauscht, aber die Realität ist, dass die kommunistischen Regierungen bemüht waren, die kleinteilige Landwirtschaft zu industrialisieren und zu modernisieren und damit gerade die Ernährungsunsicherheit zu beseitigen, die jede vormoderne Gesellschaft plagt. Seitdem hat es weder in der Sowjetunion noch in China eine Hungersnot gegeben. Die Restauration des Kapitalismus bewirkte hingegen direkt eine Hunger- und Versorgungskrise in Russland und den übrigen postsowjetischen Staaten:
Russian mortality trends for 1991-2001: analysis by cause and region - PMC
Hungersnöte wurden auch von den kapitalistischen Großmächten in ihren Kolonien teilweise bewusst herbeigeführt, z.B. in Indien 1943. Auch heute, wo der Kapitalismus sich weltweit Bahn gebrochen hat, hungern über 700 Millionen Menschen, und das obwohl genügend Lebensmittel vorhanden sind. Offensichtlich handelt es sich also um ein Verteilungsproblem, das die kapitalistische Logik nicht bewältigen kann.
Ein weiterer Punkt ist, dass die kapitalistischen Großmächte nie eine Systemalternative in Form des Sozialismus geduldet haben. Jeder einzelne sozialistische Staat wurde von ihnen mit Embargos belegt, militärisch bedroht und destabilisiert. Nach der Oktoberrevolution in Russland 1917 intervenierten ein Dutzend ausländischer Mächte, um die antisemitische und protofaschistische Weiße Armee im Bürgerkrieg gegen die letztendlich siegreichen Kommunisten zu unterstützen.
Die USA haben in jedem einzelnen Land in der Karibik und in Lateinamerika interveniert, rechtsextreme Todesschwadrone hochgerüstet oder Militärdiktaturen unterstützt, nur um eine sozialistische Wende zu verhindern. In Vietnam führten sie zu diesem Zweck einen brutalen Krieg und bombardierten nebenher heimlich die neutralen Staaten Laos und Kambodscha, um dort das gleiche zu erreichen, und in Indonesien unterstützten sie die Militärdiktatur beim Massenmord an zwei Millionen Kommunisten. Diese Aufzählung lässt sich lange so fortsetzen und auch die europäischen kapitalistischen Großmächte haben in der gleichen Art in Afrika Apartheidsregime unterstützt, sozialistische Präsidenten ermordet und rechte Milizen hochgerüstet.
Wenn eine sozialistische Revolution oder auch die Wahl eines sozialistischen Präsidenten in einem armen Land durch die Intervention kapitalistischer Großmächte im Blut ertränkt wird, ist das das ein Scheitern des Sozialismus?