Zynismus wird im heutigen Sprachgebrauch für all jene Regungen zwischen extrovertierter Gleichgültigkeit und aggressivem Nihilismus verwendet. Dabei gehen die feinen Nuancen, wie beispielsweise diejenige eines 'optimistischen' Zynismus unter, wie ihn beispielsweise der Kynismus darstellen kann. Grob gesagt klagt der Kyniker die gesellschaftlichen Missstände noch an, während der Zyniker sie lebt und sogar noch auskostet, weil er nicht an eine bessere Welt glaubt. Um diese These zu illustrieren, schaue dir das Bild an, das ich beigefügt habe.

Zynismus wäre es, wenn Burger King damit seine neuen Burger bewerben würde.

Kynismus hingegen wäre, wenn Tierrechtsaktivisten auf eine (aus ihrer Sicht) Doppelmoral von Fleischessenden Menschen hinweisen möchten, die Tiere zwar einerseits vermenschlichen (oh wie süß, guck mal die sind Freunde), sie andererseits aber gerne essen.

Das Bild ist also beides Mal dasselbe, nur entspringt es unterschiedlichen Motivationen. In beiden Fällen gibt es eine Pointe. Deshalb steht der Zynismus/Kynismus auch dem Witz sehr nah, der laut Sigmund Freud davon lebt, dass die normative/moralische/sittliche Hemmschwelle zugunsten eines Lustgewinns herabgesetzt wird. Der Zynismus und der Kynismus weisen aber auf eine harte/nacke Wahrheit hin, während der Witz häufig fiktiveren Gehalt hat. Der Zynismus begnügt sich mit der Wahrheit, der Kynismus prangert ihre Unerträglichkeit an und ist deshalb optimistischer, weil er durch seine Kritik eine (gesellschaftliche) Änderung herbeiführen möchte. Es gibt aber Leute, die an die Möglichkeit eines 'optimistischen Zynismus' bzw. Kynismus nicht glauben, weil sie sagen, dass der witzige Kritiker ja auch seine Identität daraus bezieht, dass er soziale Missstände anprangert und deshalb selbst ein Schmarotzer der Missstände ist. Meiner Meinung nach ist diese Ansicht aber selbst zynisch ;-)

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