Zwei Dinge sind zu bedenken:

1.) Bier verdirbt nicht, wenn es überlagert wird - in dem Sinne, dass sich keine gesundheitsschädlichen Keime bilden. Wohl aber kann es schal (Papiergeschmack, Sherrynoten) oder sauer (Aromen und Geschmack von Yoghurt, saurer Milch, Essig) werden. Bei fast allen Bieren ist daher zu raten, sie so frisch wie möglich zu trinken. Helle Lagerbiere aus kleinen Brauereien sind meist nur in ihren ersten sechs Wochen nach Abfüllung optimal.

2.) Für einige wenige Biere gilt, dass sie durchaus durch Alterung besser werden können. Dies gilt erstens für Biere, die stilgerecht ohnehin sauer sind (Berliner Weisse, Gueuze, Lambic) und zweitens für die angesprochenen Starkbiere. Hier kann es vorkommen, dass die unter 1 genannten unangenehmen Alterungskomponenten nach etwa ein bis zwei Jahren auftreten. Ein 18 Monate altes Starkbier würde ich eher nicht empfehlen. Tatsächlich tritt aber etwa 24 bis 36 Monate nach der Abfüllung bei Starkbieren (aber auch bei sauren Bierstilen) eine postive Veränderung auf: Der Papiergeschmack ("cardboard flavor") verschwindet, es entsteht ein esteriger Eindruck (blumiger, oft auch früchteartiger Duft) und die Sherrynoten nehmen weiter zu. Ein 30 Jahre alter heller Bock erinnert bei guter (=kühler, dunkler) Lagerung an einen etwa gleich alten Champagner. Besonders gute Geschmacksentwicklungen haben obergärige, dunkle Starkbiere mit kräftiger Hopfung - bei belgischen Vertretern dieser Klasse steht dann auch drauf "Avec evolution du gout".

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