Bei der Haltung von Schildkröten ist es sehr wichtig, sich die ursprünglichen Vorkommensgebiete der Tiere bewusst zu machen. Gerade beim Gehegebau sollten wir für unsere in Gefangenschaft lebenden Tiere das Vorbild der Natur so weit wie möglich nachahmen.
Sie werden feststellen, dass die naturnahe Haltung von Europäischen Landschildkröten anfangs mit relativ viel Arbeit und Kosten verbunden ist – doch nur solch eine Haltungsart kann es rechtfertigen, Tiere zu halten, die vom Klima und von ihrem heimatlichen Lebensraum her betrachtet eigentlich nicht zu uns gehören.Pro Gehege lebt nur eine Gruppe der gleichen Art bzw. Unterart zusammen. Pro Männchen sollten zwei oder besser drei Weibchen in einem Gehege zusammen leben. Eine – auch nur kurzfristige – Trennung der Geschlechter ist bei meinen Tieren nicht notwenig, da sie genügend Rückzugsmöglichkeiten und Verstecke haben. Zwar beißen sich die Tiere auch einmal während der Paarungsrituale, sie verletzen sich jedoch nicht ernsthaft. Neben Anzahl und Geschlecht achte ich auch auf die Panzergröße bzw. das Alter der Tiere, um eine homogene Gruppe zu erhalten. Jungtiere und Schlüpflinge sollten keinesfalls mit adulten Tiere gemeinsam gehalten werden, sondern in einem kleineren und besonders geschützten Gehege.Meine Gehegeanlagen sind gezielt auf eine reine Selbstversorgung ausgerichtet, d. h., die Tiere leben dort sehr eigenständig: Meine Schildkröten wählen sich unter einem reichhaltigen Angebot an Pflanzen, mit denen ich das Gehege zuvor ausgestattet habe, ihr Futter selbst. So kann ich mir sicher sein, dass die Tiere abwechslungsreich ernährt werden, ohne dass ich als Halter dieses Fressverhalten negativ beeinflusse – zu Letzterem mehr im nächsten Kapitel. Ich vertrete konsequent das Konzept der Selbstversorgung. Deswegen ist es besonders wichtig, dass die Gehegeflächen groß genug sind. Nur so kann stets für nachwachsende Futterpflanzen in genügender Vielfalt und Menge gesorgt werden.Um die notwendige Futterversorgung in einem Gehege für beispielsweise vier ausgewachsene Griechische Landschildkröten sicherzustellen, rate ich zu einer Gehegegröße von 10 m² pro Tier. Denken sie aber daran, dass jede Schildkröte mindestens einen Artgenossen in ihrer Nähe braucht. Die hier vorgeschlagene Größe der Gehegefläche mag zwar zunächst übertrieben wirken. Führt man sich allerdings vor Augen, dass eine naturnahe Haltung nur bei einem mehr als eben nur ausreichenden Platzangebot möglich ist, sollte man das Gehege so groß anlegen, wie es die Umstände erlauben. Um meinen Tieren so viel Platz wie möglich anzubieten, habe ich meine eigenen Gehege z. B. auf teilweise 75 m² erweitert.Wählen Sie am besten den Bereich des Gartens aus, der bereits früh morgens besonnt wird. Je früher die Tiere Aktivität aufnehmen, d. h. ihren Stoffwechsel aktivieren, desto natürlicher leben sie Nehmen Sie sich doch einmal die Zeit, den genauen Sonnenverlauf im Gehege bzw. im geplanten Garten genauer zu betrachten. Beachten Sie auch saisonale Änderungen, wie z. B. den Sonnenstand oder auch das Vorhandensein von Laub an den Sträuchern etc.Frühbeete oder Gewächshäuser als Schutzhaus mit Wärmelampen und Heizmöglichkeiten,vielfältige Futterpflanzen,ungiftige schattenspendende und schutzbietende Pflanzen,
Strukturierung durch große Steine, Steinplatten, Wurzelholz, Holzstämme, niedrige Trockensteinmauern im Gehege etc.,
Wasser- und Badeschalen im Schutzhaus und im Außenbereich,
abwechselnd steiniger und erdiger Untergrund,
Versteckmöglichkeiten (Pflanzen, Laub, hohlräumige Wurzeln, Höhlen etc.),
Eiablagemöglichkeit (an einem sonnigen Platz über einer Vertiefung von ca. 25 cm locker aufgeschüttete Erde auf einer Fläche von ca. 1 m² und einer Höhe von wenigen cm),
Wege mit geschotterten Kalksteinen, auf denen der Halter sicher durch das Gehege laufen kann,
Stabile, ausbruchsichere und blickdichte Einfriedung (zu Letzterem vgl. vorheriges Kapitel).Man sollte mindestens ein Frühbeet oder (sogar besser) ein Gewächshaus für seine Europäischen Landschildkröten bereitstellen. Tagsüber müssen die Tiere die Möglichkeit haben, eigenständig das Schutzhaus durch eine eingebaute Tür zu verlassen und sich im Gehege auszuhalten. Nachts wird das Schutzhaus mit den schlafenden Tieren sicher verschlossen, um sie vor Fressfeinden (z. B. Marder oder Ratten) zu schützen.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.